Ina und ich kennen uns seit rund 10 Jahren, wir hatten uns weiland auf einem Treffen eines deutschen Wohnmobil-Internet-Forums kennengelernt, das mein damaliger Mann und ich mit organisiert hatten. Wir trafen uns am Brombachsee, in meiner Heimat, Ina wohnte damals noch mit ihrem Partner und Kind(ern) eigen und denen des Partners in Bottrop in Westdeutschland – Ruhrgebiet – Kohlenpott.
Der Kontakt zwischen uns war nie abgebrochen, seit sie wieder in ihrer schwäbischen Heimat lebt, fährt sie meist auch die Herbsttouren einer Abspaltung eines Schweizer Wohnmobilforums mit. Dort sind wir so 8-10 Einheiten und jedes Jahr ist ein anderes Team an der Reihe, eine schöne Tour auszuarbeiten und für die Freunde zu organisieren. Wir kommen auf diese Art und Weise wirklich in teilweise sehr skurrile Orte, erleben aber immer sehr Schönes wie lustige und gesellige Abende oder Tage in wirklich unvergleichlicher und grandioser Natur, gehen in Museen, in die der eine oder andere normal nicht ginge – egal – wir sind einfach in Bewegung – und das mit den Wohnmobilen und das ist gut so.
Während der letzten Ausfahrt vom 1. bis 5.10. kam das auf, dass Ina und ich gern im Dezember in den europäischen Süden reisen möchten – meine Lebensumstände hatten sich auch dahingehend verändert, als dass ich nur noch „RAUS“ wollte und musste nach einer grenzenlosen beziehungsmäßigen Enttäuschung – und so haben wir uns zusammengetan.
Ich beschreibe mal die Tour aus MEINER Sicht, Ina's ist dann unter http://www.ina-unterwegs.de einsehbar, unterwegs beschreibt sie in einem Blog unsere Erlebnisse: http://www.beduin-unterwegs.blogspot.de .
Nun – ich habe wie viele natürlich ein langes und wirklich teilweise hartes Arbeitsjahr hinter mir. Normalerweise arbeite ich seit knapp einem Jahr nach dem plötzlichen Tod meines Mannes im März 2008 als Reiseleiterin Bustouristik – und dazu habe ich mir in diesem Jahr noch für August und September eine Vollzeit-Stelle mit allen Schichten in der Rezeption des Campingplatzes am Brombachsee verordnet. War eine tolle Erfahrung, aber auch sehr anstrengend, vor allem, weil ich 7 Tage am Stück durchgearbeitet hatte in allen Schichten und dann – Einweisungsfahrten für neue Kollegen nach Italien bei meinem Bustouristiker für 2 Tage hatte – danach wieder 7 Tage Arbeit........ usw. Selber schuld, klar. Ich wollte es aber halt wissen. Nun weiss ich es. Ich tauge einfach nach derzeitigem Stand nicht mehr für einen klar strukturierten Bürojob, bin zu versaut vom Reisen. Ich liebe es, auf dem Beifahrersitz im Bus zu sitzen und der Diesel schnurrt und alles ist eingeladen und ich vertrage mich mit dem Fahrer gut – und alle Gäste sind an Bord – heieiei, da geht mir mein Herzerl auf und ich kann zur Höchstform auflaufen.
Genau so eine Herzerl-Fahrt hatte ich dann noch am 30.11. - in meine fränkische Heimat, die Gäste waren also sowas von zufrieden – das ist einfach ein wunderschönes Gefühl, wenn man einen Tag gut gemeistert hat für einen ganzen Bus voller Menschen.
Also - beseelt ins Heiakuschibetti im Wohnmobil, wo ich ja schon den Tag vorher wohnte im Betriebshof, denn da war ich ja auch schon auf Weihnachtsfahrts-Tour – stand also mit dem für Spanien gepackten Wohnmobil schon zwei Nächte bei Augsburg in unserem Betriebshof, bis es endlich losgehen konnte. Gehört halt dazu.
Montag, 1. Dezember 2014
Montagfrüh also Büroarbeiten erledigt, ins Augsburger Büro gefahren, dort alles erledigt, kleiner Plausch mit den Sachbearbeiterinnen, geklärt, dass sie mich bis zum 11.1.- wo ich meinen nächsten Einsatz haben werde - nicht mehr anzurufen bräuchten, weil ich mit einer Freundin nach Spanien reisen würde …........ offene Münder – hej – wie cool ist DAS denn?
Alles gut.
Danach auf die A8, dann über die Ostalb zur Geli Wesner, (http://www.sokocamping.de) die ich im März während des Frühlingsfestes im Expocamp in Wertheim anlässlich unserer Buchvorstellungen kennengelernt hatte. Wir hatten uns danach ziemlich angefreundet, war sehr nett. Bin dann also über die Ostalb rübergefahren über Berg und Tal zu ihr – viele Kies- und Drecklaster vor mir – so bekam mein Kästchen eine unnachahmliche Patina an Dreck drauf – pah – also fuhr ich nach ein paar netten und unterhaltsamen Stunden mit dem Versprechen, dass wir dies und das nächstes Jahr zusammen machen würden, weiter. Die A81 war mein Ziel, Stau natürlich, klar, geht ja gar nicht anders – Treffpunkt Schaffhausen in der Schweiz bei Rita und Markus, gemeinsamen Freunden und auch Teilnehmern und Ausrichtern unserer nächsten Herbstfahrt.
Ina war schon da mit Hundi – großes Hallo – später selber zubereitetes Käsefondue – und nicht, wie auch in der Schweiz oft üblich, „aus der Tüte“ - alles wirklich selber gemacht – Käse gerieben, alles erhitzt, Schnaps rein, Gewürze rein – lllllllllleeeeeccckkkkkkkeeeerrrrrrr – ich liebe Schweizer Käsefondue – pah. Da kann ich mich toll und voll essen.
Danke. War ein grandioser Auftakt zu unserer hoffentlich fulminanten Wintertour.....
Dienstag, 2. Dezember 2014
Am Dienstag früh dann sind wir alle schon um halb neun auf Achse – die Schweizer gehen ihrem Tagwerk nach, wir fahren in Richtung Süden erst Ri. Zürich, später Lausanne, Genf. Markus hatte uns schon am Morgen die Vignetten besorgt, die vom 1.12.14 bis 31.1.16 gelten und die wir sowieso während der Herbsttour im Oktober 2015 brauchen werden, weil die Schweizer mal wieder mit der Ausrichtung betraut sein werden. Die Fahrerei geht sehr gut, die Schweizer Autobahn ist sehr schön, nur um die größeren Städte ist es stellenweise bissi dichter. Schneefälle hats nicht, aber fiesen Nieselregen. Würde es doch einmal RICHTIG regnen, dass es mir den Dreck vom Auto wäscht – aber dieser Wunsch wird mir (noch) nicht erfüllt.
Wir kommen bis auf ca. 800mHöhe und sind schon froh, dass es nicht schneit. Rund 80km vor dem angepeilten Ziel, Annecy – kommen wir anlässlich einer Fahrpause wieder zusammen, nachdem wir uns vorher verloren hatten und machen aus, ab der Grenze mautfrei nach Frankreich einzufahren. Ina fährt vor – ich hinterher – aber wir verpassen einfach doch die Abfahrt auf die mautfreie Strecke – und finden uns im Tunnel des Mont Sion wieder und an der kurz danach angrenzenden Mautstelle. Für die wenigen Kilometer allein sind schon 3,50€ fällig. Pah.
Fahren ab – und kommen nach Annecy – und trauen unseren Augen nicht – was ist da nicht alles auf den Beinen, alles, was solche hat, scheinbar. Die ganze Altstadt scheint voller Buden und Stände zu stehen ------ wir finden unseren Stellplatz am Chemin de Colmyr – und laufen die rund eineinhalb Kilometer in die Stadt.Was es da nicht alles gibt, so einen großen Markt hab ich wirklich selten gesehen!
Flucht nach Spanien vor dem Weihnachtsgesums...
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Flucht nach Spanien vor dem Weihnachtsgesums...
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Re: Flucht nach Spanien vor dem Weihnachtsgesums...
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Re: Flucht nach Spanien vor dem Weihnachtsgesums...
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Re: Flucht nach Spanien vor dem Weihnachtsgesums...
Kleine Zwischenbemerkung: Mittlerweile fange ich an, mein Wohnmobil für mich allein zu genießen.
Keiner, der über das viel zu kleine Badezimmer mault (in dem man sich aber doch Haare waschen und duschen kann) – niemand, der dies oder das moniert....... Ich räkle mich in mein Heiakuschibettchen mit meinem Lieblingsautor – und keiner hat einen Kommentar dazu – und keiner verwehrt mir den Platz im für zwei fast zu engen Bettchen, keiner gibt Schlafgeräusche von sich – und keiner riecht nach Zigarettenrauch.
Fühlt sich richtig an wie Urlaub. Schön.
Mittwoch, 3. Dezember 2014
Am Morgen sind wir dann um halb neun nach VE an der doch einigermaßen ekligen Anlage startklar. Beide waren wir unabhängig voneinander schon auf den Beinen, klar, Ina muss mit Hundi raus, ich schaue aber auch immer noch ganz gern nach, wo ich denn so war oder bin.
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Re: Flucht nach Spanien vor dem Weihnachtsgesums...
Ein großes Vorhaben. Mehr als einen 50er Schnitt können wir nicht generieren, dafür fällt mein Durchschnitts-Diesel-Verbrauch laut Anzeige von 9l/100km auf 8,6l/100km ab......Dieselpreise zwischen 1,149 und1.359 sehen wir unterwegs, haben keinen Bedarf,wir schaffen heute ja nur gut 250km, sind dafür aber viele Stunden beschäftigt. Wir sind im Land der Kreisverkehre. Pah. Dazu immer wieder Beschränkungen auf 50km/h – auf 70km/h und generell auf 90 km/h. Nicht wirklich ein Vorankommen. Musik rein und fahren – fahren – fahren – lenken – fahren – lenken – fahren – Kreisverkehr – 1km gradaus – Kreisverkehr – eineinhalb Kilometer gradaus – das ist Frankreich........Natürlich halten wir auch mal an und besprechen uns, gehen zwar über eine halbe Stunde lang durch einen skurrilen Ort namens Saint Nazaire en Royans, der uns wegen dieses großen Viadukts auffällt.
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Re: Flucht nach Spanien vor dem Weihnachtsgesums...
Und doch – verlässt uns die Lust. Wir finden einen Übernachtungsplatz wildromantisch am Ufer der Cèze nahe Boulogne sur Cèze – und werden beim Herumgehen gewahr, welche Unwetter hier gewütet haben müssen. Sieht alles ziemlich mitgenommen aus, aber das weiss man ja, dass Südfrankreich heuer von argen Wetterkapriolen gebeutelt war.
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Re: Flucht nach Spanien vor dem Weihnachtsgesums...
Gemeinsames Abend- oder Spätnachmittagsessen bei Ina – Pasta mit Kürbis und Käse – lecccckkkkkkerrrrrr – dann – jede für sich.
Am anderen Morgen geht’s dann weiter....
Donnerstag 4. Dezember
Wir starten vereinbarungsgemäß um 8h und fahren zum Carrefour, der in meinem Navi in 1,9km angezeigt wird. Denkste. Da ist zwar ein Einkaufszentrum mit paar Läden, aber der Carrefour ist dahinter, wie man dahin kommt, können wir ahnen, raten – aber wir fahren nicht hin. Wir wollen ja weiter an die Küste. Kaufen uns in einer Boulangerie ein Frühstück „auf die Faust“ und fahren mal in die Richtung, die wir eh vor hatten. Aus meiner Stereoanlage tönen die Stücke, die ich gestern abend noch auf einen mitgeführten Stick aus meinem Laptop geladen hatte- ein weites Programm, das einen die Landschaft quasi „entlangfliegen“ lässt.-
Noch dazu, wenn sie sich so schön darstellt trotz des hässlichen Wetters wie in den Cevennen.
Wo ich mal daran dachte – eine geführte Eselstrekkingtour in den Cevennen auf Spuren von Robert Louis Stevenson – Autor der „Schatzinsel“ - zu machen, genau DAS wird dort nämlich angeboten. Wie gesagt,mein Kopf war schon immer voll mit Wander- und Reisezielen – und so habe ich zu vielen Regionen in Europa sowas wie „eine Beziehung“ - auch wenn ich noch nie da war – aber zumindest mal „dahin“ möchte.....
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Re: Flucht nach Spanien vor dem Weihnachtsgesums...
Naja - wir sind also weiter südlich gefahren. Das Wetter war ja wirklich nicht berauschend oder so schön, dass man unbedingt Fotostopps hätte einbauen sollen, die gute Musik leitete mich – achja, heute war ich der „Leiter“, Ina war bissi neben der Kappe, weil sie grad gegen den Nikotinkonsum kämpft, naja, da muss man durch. Sie findet es entspannend, hinter meinem Kästchen („Deiner weissen Wand“ -hahahaha, die ist doch gar nicht durchgängig weiss und - das sollte sich ja auch schlagartig ändern, bloss wissen wir das noch nicht!!) herzufahren.
Ist doch gut, ich warte öfter mal, wenn sich wer dazwischen geklemmt hatte, alles gut.
Dann erscheinen so Wegweiser zur oder zum) ich bin des Französischen nicht mächtig – Pont du Gard – also einer bedeutenden - Brücke über einen Fluss, der „GARD“ heisst. Richtig. Ich kenne auch Bilder derselben – würde ich auch gern eins machen, wenn auch das Wetter nicht grad bilderfreundlich ist, aber man gönnt sich ja sonst nix. Wir fahren also dahin. Aber – da kann man diese alte Brücke nur besichtigen, wenn man per Fahrzeug kommt und 18€ löhnt – da sei natürlich ein Museumsbesuch, ein Kinobesuch, das Parken und auch die Ansicht der Brücke includiert.
Naja, nachdem wir das bloss als „Zwischenstopp“ gemacht hätten – lassen wir das und wenden. Paar km weiter die neue Möglichkeit „Pont du Gard“ - andere Fluss-Seite. Wir fahren hin. Selbes. 18€ für Glotzen auf die Brücke, wenn man nicht zu Fuss und nicht zu Rad dahin will, sondern, die „auf der Strecke mitnehmen“ möchte.
Wir fahren weiter, es tut sich eine RN auf – wir fahren an Arles vorbei. Ja, VORBEI. Ganz bewusst vorbei. Die Altstadt sieht von weitem superiore aus – aber wir fahren einfach vorbei. Sind wir noch nicht richtig im Urlaub angekommen – oder warum machen wir keinen Halt? Wir können es nicht ergründen. Und fahren weiter.. Seltsamerweise fahren wir durch brettl—ebenes Land, in dem aber auch seltsamerweise unzählige große Lkws unterwegs sind. Es scheint auch alles ziemlich dicht besiedelt, gibt viel Industrie, Rauchwolken strömen in die Atmosphäre „schön“ ist das alles ja nicht. Wir sind ca. gut 50km südwestlich der Stadtgrenze von Marseille, haben aber Einkaufsbedarf. Ca. 20km vor unserem angepeilten Übernachtungsplatz gibt es einen Carrefour, wie schön.
Wir parken ein, ziemlich am Rand des Parkplatzes.
Neben uns steht ein komisches älteres blaues Fahrzeug, in dem ein Mann sitzt, der dann das Telefonieren beginnt, als wir aussteigen.
Ich sage noch – sollten wir uns was dabei denken, dass der grade telefoniert – gedacht hatte ich, ich hätte schnell ein Foto machen sollen von der Szene – Ina hakt mich unter und meint, wir würden jetzt mal nicht davon ausgehen, dass uns „was“ passieren sollte.
Ich muss dringend lernen, auf mein „Bauchgefühl“ zu hören und danach zu handeln, das hätte mir auch fast sechs Jahre einer so schändlich beendeten Beziehung erspart.
Aber auch diesmal – handle ich eindeutig DAGEGEN.
Selber schuld.
Wir kaufen ein. Jede für sich, ich bin früher fertig, kehre früher zurück, trete aus dem Carrefour mit meinem vollbeladenen Wagen heraus und sehe jemanden hinter meinem Auto hantieren. Ich beginne zu rennen – mit dem Wagen – was soll ich schreien - ich bin des Französischen nicht mächtig – Ajutaaaaaaaaa!!!! - wäre es in Italien gewesen......hier war niemand, niemand, was hätte ich auch ausrichten sollen. Der Franzose, der vorhin in dem blauen Auto saß – fährt mit einem meiner zwei Fahrräder davon, ungelenk, sieht nicht gut aus, klar, Vollidiot kleinkrimineller, französischer, die Sattelhalterung war ja gelockert und der Sattel runtergelassen, dass die Fahrräder nebeneinander auf den Fahrradträger passen. Wenn ich zwei Minuten früher zurückgekommen wäre – hätte ich DEM eine reingehauen oder was hätte ich tun sollen? Ohne französische Sprachkenntnisse? Die aufgeknackten zwei wirklich massiven Fahrradschlösser (Sicherheitsstufe 4) sind weg, gelassen hat er mir schön fein säuberlich das italienische rotweiße Schild, das ich hinter den Rädern am Radträger vorschriftsmäßig angebracht hatte, das lehnt am Boden an meinem Fahrzeugheck - sowie mein marokkanischer blau-weißer Campingteppich, der zwischen den zwei Rädern verzurrt war.
Am Abend kommt mir die Erleuchtung, dass auch noch ein Pritschenwagen neben uns einparkte, just als ich zum Fahrzeug zurück kam – die drei Leute gar nicht mehr ausstiegen, nachdem sie sahen, dass ich schon an meinem Fahrzeug zugange war, sondern der eine auch gleich zu telefonieren begann. Das blaue Auto war natürlich schon weg, der Idiot hatte Hilfe geholt. Pah. Hätten DIE im Pritschenwagen mir mal wieder mal mein Kästchen, wie seinerzeit in Oslo, aufgemacht und mich um vieles mehr beraubt?
Ich bin am Verzweifeln, was einem in einem einzigem Leben alles passieren muss.
Dies ist mein DRITTER Wohnmobil-Ein- oder -Aufbruch.
Manche haben ja gar keine. Wie gemein ist das. Haus-und Pkw-Einbrüche nicht mitgerechnet. Pah.
Mit zitternden Fingern fische ich aus dem Handschuhfach meine Versicherungsunterlagen. Ich rufe erst mal wieder diese blöde 0180er-Nummer an, die aus dem Ausland natürlich NICHT geht. Dann eine andere, die man aus dem Ausland wählen soll - „die Nummer ist gesperrt“. Nicht zu fassen. Dann finde ich noch ein Schriftstück aus meinem kapitalen Einbruch von 2011 in Oslo mit einer handgeschriebenen Telefonnummer in Deutschland. Das ist die richtige. Hier wird mir weitergeholfen – nach viermal weiter verbinden. Ja, die Inhaltsversicherung würde die Fahrräder, die fest mit dem Fahrradträger des Wohnmobils verzurrt und versperrt gewesen wären, mit Abschlägen für die Jahre übernehmen, ja, ich bräuchte ein polizeiliches Protokoll, nein, man könne mir nicht mitteilen, wo die nächste Polizeistelle sei.
Ina kommt aus dem Carrefour, ich eile ihr entgegen, um ihr das, was eben passiert war, mitzuteilen. Entsetzen. Warum haben wir nicht auf Markus gehört: „Niemals zu zweit zum Einkaufen gehen, eine bleibt immer bei den Fahrzeugen“ Warum, warum. Weil Nebensaison ist, weil wir doch nicht rechnen, dass die südfranzösischen Einbruchs-Spezialisten auch im Dezember auf deutsche alleinreisende Frauen warten, um sie zu beklauen. Gibt es das, dass ein Dieb im Dezember auf einem Supermarktparkplatz auf seine Opfer wartet und wir kommen grad ausgerechnet daher – was ist das für ein Zufallstreffer – in so kurzer Zeit – das ist ja wie ein Fünfer mit Zusatzzahl im Lotto, wie oft hat man denn DEN im Leben?
Es hilft ja nicht. Bild gemacht, Ina schaut nach einem Security-Menschen, den sie grad hat rumschleichen sehen – Ausrufezeichen!!!!!!!!!!!! - Security – Witz, mir werden zwei Fahrräder zu je 600€ geklaut und da gibt es Security? Was macht sowas beruflich?? Ich fasse es nicht. Ina kommt wieder mit einem handgeschriebenen Zettel, auf dem in dieser blöden, idiotischen, zwar malerischen, aber unleserlichen französischen Schrift irgendwas draufsteht von wegen ins „Zentrum“ (hääääääää???) und dann links und dann rechts, also a gauche und a droite – also schlichtweg unbrauchbar. Was ist das für ein Security-Dienst, der nicht mal eine Adresse von einer Polizeistation hat?
Garmin weiss mehr. Wir fahren los – und landen nach 8,4km in einem Wohngebiet. Nein, hier ist keine Gendarmerie. Nächste Polizeistation des Navis, das mir ja diesmal glücklicherweise verblieben ist und nicht wie in Oslo auch geklaut wurde, angefahren. Besser. Deutlich besser. Richtig großes „Hotel de Police“ - da schau her, ein richtiger Polizeipalast, wir parken ein, Parkraum genug vorhanden, da „Hotel de Ville“ daneben und „Maison de Turisme“ auch. Punktgenau mit unserer Einparkerei beginnt es heftigst zu regnen. Ina bleibt an den Fahrzeugen, ich renne im mittlerweile strömenden Regen zum Polizeipalast. Sieben (zum Mitschreiben: SIEBEN!!!!!!!) Polizeileute in besagtem Polizeipalast kontaktiere ich mit meiner verzweifelten Frage „Parlez-vous-Anglais?“ und ernte hilfloses Schulterzucken. Ich lade nach: „Parla Italiano?“ Dasselbe. „Allemande“ oder als allerallerletzten Rettungsanker „Norsk“ wage ich gleich gar nicht. Die Leute sind durchwegs zwischen 30 und 40 Jahren alt, arbeiten in einem südfranzösischen Touristenzentrum und können NICHTS ausser ihrer blöden Einheimischensprache? Hääääää?
Trotz allem, dass sie keine Sprachkenntnisse haben, die Polizisten – sehr nett, hilfsbereit und zuvorkommend sind sie ja, das muss man schon sagen und das hatte mich schon sehr beruhigt.
Mit vollem Körpereinsatz kann ich ihnen verklickern, was ich brauche: Ein Protokoll für meine Versicherung, nachdem mir vom Campingcar deux Bicyclettes sur la Carrefour-Parking geraubt wurden. Radebrechend mit meinen ganz wenigen französischen Sprachkenntnissen, gewürzt mit italienischen Einwürfen und erst mal in sauberem Schul-Englisch wird es dann nach und nach doch zielführend, die gute nette Frau nimmt mich mit in ein Zimmerchen, in dem auch ein Computer steht, ich packe meinen Personalausweis aus, schreibe ihr meine Adresse auf, schreibe auf „Trekkingbyciclette – 1 Stevens noir, 9/2008 600€....... und eine halbe Stunde später bin ich, nachdem ich Bildchen auf meinem Fotoapparat des Hecks meines Kästchen mal mit und mal ohne Fahrräder gezeigt hatte, draußen und habe ein siebenseitiges polizeiliches Protokoll in Händen – Ina winkt mich im Regen in ihr Wohnmobil, sie hat Kaffee gekocht, wie schön.
Als schlimm empfinde ich nun, wie ich vier lange Wochen OHNE Fahrrad zubringen soll – aber es wird sich wohl irgendwie eine Lösung finden. Als regelrecht gut finde ich, dass ich mich ja schon mit dem Gedanken getragen hatte, mir für Island nächstes Jahr so ein schickes neumodisches 27“-Mountainbike mit den dicken Reifen anzuschaffen, wie es sie jetzt so gibt – aber für mich immer noch keine Rechtfertigung gefunden hatte, warum ich soviel Geld nur für eine einzige fünfwöchige Reise ausgeben sollte. Nun ist das Argument da. Ich besitze schlichtweg KEIN Trekkingrad mehr.
Wenn DAS kein Einkaufsgrund ist!! Ich freue mich auf mein neues Mountainbike!!!
Auf zu neuen Ufern. Buchstäblich!!!!
Wir fahren den von Ina erwählten Stellplatz direkt am Meer in Carro an, der nun herrlich leer ist, als sie vor zwei Jahren das letzte Mal hier war, aber proppenvoll war – naja, war ja auch Sommer. Nachdem wir den lahmen Automaten am Eingang endlich dazu gebracht hatten, zwei Parktickets zu je 6€ auszuwerfen, parken wir direkt an „Bord de mer“ ein – zauberhaft.
Es hatte aufgehört zu regnen, gar sind kleine blaue Wolkenlöcher erkennbar. Wir gehen in den „Ort“ - Zigaretten müssen gekauft werden, natürlich nicht für mich. 6 Stück pro Tag müssen es wohl noch sein. Naja, was der Körper braucht, muss er eben haben – verstehe ich sehr gut, habe ja eben vorhin meine Wein- Bier- und Wasser-Vorräte im großen Stil aufgefüllt. Wir waren ja via Schweiz eingereist und die dortigen Zollbestimmungen erlauben keine größere Bevorratung ungestraft und ich halte mich generell schon an die landestypischen Vorgaben, also war ich ganz schön abgebrannt... Wir schlendern am Hafenbecken entlang – und es kommen so braunrote Tentakeln aus dem Wasser herauf – ich rufe – pah – da ist ein Tintenfisch!! Ina meint, Du spinnst, hier gibt es doch keinen Tintenfisch – im Hafenbecken!! „Doch – schau doch mal!!“ Wir treten näher – Tatsache – da ist ein Oktopus im nur ca. 50cm tiefen Wasser, ca. 30cm Durchmesser, so braunrot, die Augen schauen uns an, dann schliesst er sie und versucht sich unter einen Stein zu graben. Hätte ich nur nicht so gerufen, sondern wäre besser still nähergekommen, dann hätten wir sehen können, ob er sich wohl aus dem Wasser heraushieven wollte. Fasziniert beobachten wir das Kerlchen, jetzt schweigsam. Es plustert sich immer wieder auf, wird dann stellenweise blau, schwimmt ein Stück weg. Wir gehen noch ein wenig weiter, dann meint Ina „lass uns mal nochmal nach dem Oktopus schauen“. Er ist noch da. Sie zählt mir die Leute auf, die sie kennt, die den jetzt „garantiert“ herausgeholt hätten, egal wie. Ich erinnere mich, als ich 19jährig in Rhodos war und die Griechen damals die Tintenfische am Strand immer und immer wieder gegen die Steine gehauen hatten, ich fand das schrecklich – und ich esse auch nicht Tintenfisch. Sowas möchte einer diesem faszinierenden Wesen antun? Wir beobachten ihn weiter – wie er sich fortbewegt – und bewegen uns auch fort. Ich meinte ja heute morgen, ich würde gerne mal VOR dem Wohnmobil sitzen – und das machen wir dann auch. Ich spendiere eines dieser kleinen französischen Kinderbiere, dann wird es uns doch zu kalt, als ich endlich endlich meine Wochenendzeitung gelesen hatte (es ist immerhin schon Donnerstag, aber da den dritten Tag schon völlig ohne Internet, kann ich auch meine Zeitungs-App nicht verwenden). Wir gehen rein, jede in ihr Wohnmobil, ich bereite Pilzrisotto und Salat, sie kommt noch zum Essen rüber, dann ist jede wieder für sich und verbringt den Abend so wie sie möchte. Eigentlich eine gute Lösung. Wenn man jemanden braucht, ist wer da, wenn nicht, dann eben nicht. Schön und gut so.
In der Nacht beginnt ein gleichmässiger Landregen, der hoffentlich mein Dreckskästchen reinwäscht. Im Carrefour hätte es auch eine Selbstwaschanlage gegeben, aber die haben wir ja wegen der Fahrradgeschichte dann vernachlässigt.
Ist doch gut, ich warte öfter mal, wenn sich wer dazwischen geklemmt hatte, alles gut.
Dann erscheinen so Wegweiser zur oder zum) ich bin des Französischen nicht mächtig – Pont du Gard – also einer bedeutenden - Brücke über einen Fluss, der „GARD“ heisst. Richtig. Ich kenne auch Bilder derselben – würde ich auch gern eins machen, wenn auch das Wetter nicht grad bilderfreundlich ist, aber man gönnt sich ja sonst nix. Wir fahren also dahin. Aber – da kann man diese alte Brücke nur besichtigen, wenn man per Fahrzeug kommt und 18€ löhnt – da sei natürlich ein Museumsbesuch, ein Kinobesuch, das Parken und auch die Ansicht der Brücke includiert.
Naja, nachdem wir das bloss als „Zwischenstopp“ gemacht hätten – lassen wir das und wenden. Paar km weiter die neue Möglichkeit „Pont du Gard“ - andere Fluss-Seite. Wir fahren hin. Selbes. 18€ für Glotzen auf die Brücke, wenn man nicht zu Fuss und nicht zu Rad dahin will, sondern, die „auf der Strecke mitnehmen“ möchte.
Wir fahren weiter, es tut sich eine RN auf – wir fahren an Arles vorbei. Ja, VORBEI. Ganz bewusst vorbei. Die Altstadt sieht von weitem superiore aus – aber wir fahren einfach vorbei. Sind wir noch nicht richtig im Urlaub angekommen – oder warum machen wir keinen Halt? Wir können es nicht ergründen. Und fahren weiter.. Seltsamerweise fahren wir durch brettl—ebenes Land, in dem aber auch seltsamerweise unzählige große Lkws unterwegs sind. Es scheint auch alles ziemlich dicht besiedelt, gibt viel Industrie, Rauchwolken strömen in die Atmosphäre „schön“ ist das alles ja nicht. Wir sind ca. gut 50km südwestlich der Stadtgrenze von Marseille, haben aber Einkaufsbedarf. Ca. 20km vor unserem angepeilten Übernachtungsplatz gibt es einen Carrefour, wie schön.
Wir parken ein, ziemlich am Rand des Parkplatzes.
Neben uns steht ein komisches älteres blaues Fahrzeug, in dem ein Mann sitzt, der dann das Telefonieren beginnt, als wir aussteigen.
Ich sage noch – sollten wir uns was dabei denken, dass der grade telefoniert – gedacht hatte ich, ich hätte schnell ein Foto machen sollen von der Szene – Ina hakt mich unter und meint, wir würden jetzt mal nicht davon ausgehen, dass uns „was“ passieren sollte.
Ich muss dringend lernen, auf mein „Bauchgefühl“ zu hören und danach zu handeln, das hätte mir auch fast sechs Jahre einer so schändlich beendeten Beziehung erspart.
Aber auch diesmal – handle ich eindeutig DAGEGEN.
Selber schuld.
Wir kaufen ein. Jede für sich, ich bin früher fertig, kehre früher zurück, trete aus dem Carrefour mit meinem vollbeladenen Wagen heraus und sehe jemanden hinter meinem Auto hantieren. Ich beginne zu rennen – mit dem Wagen – was soll ich schreien - ich bin des Französischen nicht mächtig – Ajutaaaaaaaaa!!!! - wäre es in Italien gewesen......hier war niemand, niemand, was hätte ich auch ausrichten sollen. Der Franzose, der vorhin in dem blauen Auto saß – fährt mit einem meiner zwei Fahrräder davon, ungelenk, sieht nicht gut aus, klar, Vollidiot kleinkrimineller, französischer, die Sattelhalterung war ja gelockert und der Sattel runtergelassen, dass die Fahrräder nebeneinander auf den Fahrradträger passen. Wenn ich zwei Minuten früher zurückgekommen wäre – hätte ich DEM eine reingehauen oder was hätte ich tun sollen? Ohne französische Sprachkenntnisse? Die aufgeknackten zwei wirklich massiven Fahrradschlösser (Sicherheitsstufe 4) sind weg, gelassen hat er mir schön fein säuberlich das italienische rotweiße Schild, das ich hinter den Rädern am Radträger vorschriftsmäßig angebracht hatte, das lehnt am Boden an meinem Fahrzeugheck - sowie mein marokkanischer blau-weißer Campingteppich, der zwischen den zwei Rädern verzurrt war.
Am Abend kommt mir die Erleuchtung, dass auch noch ein Pritschenwagen neben uns einparkte, just als ich zum Fahrzeug zurück kam – die drei Leute gar nicht mehr ausstiegen, nachdem sie sahen, dass ich schon an meinem Fahrzeug zugange war, sondern der eine auch gleich zu telefonieren begann. Das blaue Auto war natürlich schon weg, der Idiot hatte Hilfe geholt. Pah. Hätten DIE im Pritschenwagen mir mal wieder mal mein Kästchen, wie seinerzeit in Oslo, aufgemacht und mich um vieles mehr beraubt?
Ich bin am Verzweifeln, was einem in einem einzigem Leben alles passieren muss.
Dies ist mein DRITTER Wohnmobil-Ein- oder -Aufbruch.
Manche haben ja gar keine. Wie gemein ist das. Haus-und Pkw-Einbrüche nicht mitgerechnet. Pah.
Mit zitternden Fingern fische ich aus dem Handschuhfach meine Versicherungsunterlagen. Ich rufe erst mal wieder diese blöde 0180er-Nummer an, die aus dem Ausland natürlich NICHT geht. Dann eine andere, die man aus dem Ausland wählen soll - „die Nummer ist gesperrt“. Nicht zu fassen. Dann finde ich noch ein Schriftstück aus meinem kapitalen Einbruch von 2011 in Oslo mit einer handgeschriebenen Telefonnummer in Deutschland. Das ist die richtige. Hier wird mir weitergeholfen – nach viermal weiter verbinden. Ja, die Inhaltsversicherung würde die Fahrräder, die fest mit dem Fahrradträger des Wohnmobils verzurrt und versperrt gewesen wären, mit Abschlägen für die Jahre übernehmen, ja, ich bräuchte ein polizeiliches Protokoll, nein, man könne mir nicht mitteilen, wo die nächste Polizeistelle sei.
Ina kommt aus dem Carrefour, ich eile ihr entgegen, um ihr das, was eben passiert war, mitzuteilen. Entsetzen. Warum haben wir nicht auf Markus gehört: „Niemals zu zweit zum Einkaufen gehen, eine bleibt immer bei den Fahrzeugen“ Warum, warum. Weil Nebensaison ist, weil wir doch nicht rechnen, dass die südfranzösischen Einbruchs-Spezialisten auch im Dezember auf deutsche alleinreisende Frauen warten, um sie zu beklauen. Gibt es das, dass ein Dieb im Dezember auf einem Supermarktparkplatz auf seine Opfer wartet und wir kommen grad ausgerechnet daher – was ist das für ein Zufallstreffer – in so kurzer Zeit – das ist ja wie ein Fünfer mit Zusatzzahl im Lotto, wie oft hat man denn DEN im Leben?
Es hilft ja nicht. Bild gemacht, Ina schaut nach einem Security-Menschen, den sie grad hat rumschleichen sehen – Ausrufezeichen!!!!!!!!!!!! - Security – Witz, mir werden zwei Fahrräder zu je 600€ geklaut und da gibt es Security? Was macht sowas beruflich?? Ich fasse es nicht. Ina kommt wieder mit einem handgeschriebenen Zettel, auf dem in dieser blöden, idiotischen, zwar malerischen, aber unleserlichen französischen Schrift irgendwas draufsteht von wegen ins „Zentrum“ (hääääääää???) und dann links und dann rechts, also a gauche und a droite – also schlichtweg unbrauchbar. Was ist das für ein Security-Dienst, der nicht mal eine Adresse von einer Polizeistation hat?
Garmin weiss mehr. Wir fahren los – und landen nach 8,4km in einem Wohngebiet. Nein, hier ist keine Gendarmerie. Nächste Polizeistation des Navis, das mir ja diesmal glücklicherweise verblieben ist und nicht wie in Oslo auch geklaut wurde, angefahren. Besser. Deutlich besser. Richtig großes „Hotel de Police“ - da schau her, ein richtiger Polizeipalast, wir parken ein, Parkraum genug vorhanden, da „Hotel de Ville“ daneben und „Maison de Turisme“ auch. Punktgenau mit unserer Einparkerei beginnt es heftigst zu regnen. Ina bleibt an den Fahrzeugen, ich renne im mittlerweile strömenden Regen zum Polizeipalast. Sieben (zum Mitschreiben: SIEBEN!!!!!!!) Polizeileute in besagtem Polizeipalast kontaktiere ich mit meiner verzweifelten Frage „Parlez-vous-Anglais?“ und ernte hilfloses Schulterzucken. Ich lade nach: „Parla Italiano?“ Dasselbe. „Allemande“ oder als allerallerletzten Rettungsanker „Norsk“ wage ich gleich gar nicht. Die Leute sind durchwegs zwischen 30 und 40 Jahren alt, arbeiten in einem südfranzösischen Touristenzentrum und können NICHTS ausser ihrer blöden Einheimischensprache? Hääääää?
Trotz allem, dass sie keine Sprachkenntnisse haben, die Polizisten – sehr nett, hilfsbereit und zuvorkommend sind sie ja, das muss man schon sagen und das hatte mich schon sehr beruhigt.
Mit vollem Körpereinsatz kann ich ihnen verklickern, was ich brauche: Ein Protokoll für meine Versicherung, nachdem mir vom Campingcar deux Bicyclettes sur la Carrefour-Parking geraubt wurden. Radebrechend mit meinen ganz wenigen französischen Sprachkenntnissen, gewürzt mit italienischen Einwürfen und erst mal in sauberem Schul-Englisch wird es dann nach und nach doch zielführend, die gute nette Frau nimmt mich mit in ein Zimmerchen, in dem auch ein Computer steht, ich packe meinen Personalausweis aus, schreibe ihr meine Adresse auf, schreibe auf „Trekkingbyciclette – 1 Stevens noir, 9/2008 600€....... und eine halbe Stunde später bin ich, nachdem ich Bildchen auf meinem Fotoapparat des Hecks meines Kästchen mal mit und mal ohne Fahrräder gezeigt hatte, draußen und habe ein siebenseitiges polizeiliches Protokoll in Händen – Ina winkt mich im Regen in ihr Wohnmobil, sie hat Kaffee gekocht, wie schön.
Als schlimm empfinde ich nun, wie ich vier lange Wochen OHNE Fahrrad zubringen soll – aber es wird sich wohl irgendwie eine Lösung finden. Als regelrecht gut finde ich, dass ich mich ja schon mit dem Gedanken getragen hatte, mir für Island nächstes Jahr so ein schickes neumodisches 27“-Mountainbike mit den dicken Reifen anzuschaffen, wie es sie jetzt so gibt – aber für mich immer noch keine Rechtfertigung gefunden hatte, warum ich soviel Geld nur für eine einzige fünfwöchige Reise ausgeben sollte. Nun ist das Argument da. Ich besitze schlichtweg KEIN Trekkingrad mehr.
Wenn DAS kein Einkaufsgrund ist!! Ich freue mich auf mein neues Mountainbike!!!
Auf zu neuen Ufern. Buchstäblich!!!!
Wir fahren den von Ina erwählten Stellplatz direkt am Meer in Carro an, der nun herrlich leer ist, als sie vor zwei Jahren das letzte Mal hier war, aber proppenvoll war – naja, war ja auch Sommer. Nachdem wir den lahmen Automaten am Eingang endlich dazu gebracht hatten, zwei Parktickets zu je 6€ auszuwerfen, parken wir direkt an „Bord de mer“ ein – zauberhaft.
Es hatte aufgehört zu regnen, gar sind kleine blaue Wolkenlöcher erkennbar. Wir gehen in den „Ort“ - Zigaretten müssen gekauft werden, natürlich nicht für mich. 6 Stück pro Tag müssen es wohl noch sein. Naja, was der Körper braucht, muss er eben haben – verstehe ich sehr gut, habe ja eben vorhin meine Wein- Bier- und Wasser-Vorräte im großen Stil aufgefüllt. Wir waren ja via Schweiz eingereist und die dortigen Zollbestimmungen erlauben keine größere Bevorratung ungestraft und ich halte mich generell schon an die landestypischen Vorgaben, also war ich ganz schön abgebrannt... Wir schlendern am Hafenbecken entlang – und es kommen so braunrote Tentakeln aus dem Wasser herauf – ich rufe – pah – da ist ein Tintenfisch!! Ina meint, Du spinnst, hier gibt es doch keinen Tintenfisch – im Hafenbecken!! „Doch – schau doch mal!!“ Wir treten näher – Tatsache – da ist ein Oktopus im nur ca. 50cm tiefen Wasser, ca. 30cm Durchmesser, so braunrot, die Augen schauen uns an, dann schliesst er sie und versucht sich unter einen Stein zu graben. Hätte ich nur nicht so gerufen, sondern wäre besser still nähergekommen, dann hätten wir sehen können, ob er sich wohl aus dem Wasser heraushieven wollte. Fasziniert beobachten wir das Kerlchen, jetzt schweigsam. Es plustert sich immer wieder auf, wird dann stellenweise blau, schwimmt ein Stück weg. Wir gehen noch ein wenig weiter, dann meint Ina „lass uns mal nochmal nach dem Oktopus schauen“. Er ist noch da. Sie zählt mir die Leute auf, die sie kennt, die den jetzt „garantiert“ herausgeholt hätten, egal wie. Ich erinnere mich, als ich 19jährig in Rhodos war und die Griechen damals die Tintenfische am Strand immer und immer wieder gegen die Steine gehauen hatten, ich fand das schrecklich – und ich esse auch nicht Tintenfisch. Sowas möchte einer diesem faszinierenden Wesen antun? Wir beobachten ihn weiter – wie er sich fortbewegt – und bewegen uns auch fort. Ich meinte ja heute morgen, ich würde gerne mal VOR dem Wohnmobil sitzen – und das machen wir dann auch. Ich spendiere eines dieser kleinen französischen Kinderbiere, dann wird es uns doch zu kalt, als ich endlich endlich meine Wochenendzeitung gelesen hatte (es ist immerhin schon Donnerstag, aber da den dritten Tag schon völlig ohne Internet, kann ich auch meine Zeitungs-App nicht verwenden). Wir gehen rein, jede in ihr Wohnmobil, ich bereite Pilzrisotto und Salat, sie kommt noch zum Essen rüber, dann ist jede wieder für sich und verbringt den Abend so wie sie möchte. Eigentlich eine gute Lösung. Wenn man jemanden braucht, ist wer da, wenn nicht, dann eben nicht. Schön und gut so.
In der Nacht beginnt ein gleichmässiger Landregen, der hoffentlich mein Dreckskästchen reinwäscht. Im Carrefour hätte es auch eine Selbstwaschanlage gegeben, aber die haben wir ja wegen der Fahrradgeschichte dann vernachlässigt.
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- womisigi
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Re: Flucht nach Spanien vor dem Weihnachtsgesums...
Hallo Isa,
schön geschrieben, grüß mal Ina von mir, hab mit ihr früher öfter geschrieben in einem Forum, aber da bin ich nicht mehr dabei.
Am 26. fahre ich auch los richtung Spanien
schön geschrieben, grüß mal Ina von mir, hab mit ihr früher öfter geschrieben in einem Forum, aber da bin ich nicht mehr dabei.
Am 26. fahre ich auch los richtung Spanien
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Re: Flucht nach Spanien vor dem Weihnachtsgesums...
Guten Morgen in den Süden, Hallo Isa,
kann es sein, daß deine Freundin Ina mit anderen femininen Womo Besatzungen diesen Sommer
in Montalivet in Frankreich gestanden sind?
Da waren mehrere Damen-Womos mit diesem Kennzeichen aus meiner Ecke unterwegs und sind
teilweise neben uns gestanden.
kann es sein, daß deine Freundin Ina mit anderen femininen Womo Besatzungen diesen Sommer
in Montalivet in Frankreich gestanden sind?
Da waren mehrere Damen-Womos mit diesem Kennzeichen aus meiner Ecke unterwegs und sind
teilweise neben uns gestanden.