Faro, Hauptstadt, Universitätsstadt und mit ca. 45000 Einwohnern auch größte Stadt der Algarve konnte uns heute wirklich begeistern, und das will was heißen. Aber wenn ich es genauer überlege, Universitätsstädte üben schon gelegentlich einen gewissen Reiz auf uns aus.
Von der Geschichte her gibt es über Faro nichts Besonderes zu berichten, nach Iberern und Kelten eine phönizische Siedlung, Griechen, Römer, Westgoten und Vandalen, Mauren, Kreuzritter und König Afonso III kamen. Franzosen, Engländer und Spanier, mal Freund, mal Feind, spielten Portugal in der Vergangenheit zeitweise übel mit.
Einzig die über 500 Jahre andauernde Herrschaft der Mauren war ein Segen für die Bevölkerung und brachte einen enormen, nicht nur wirtschaftlichen Aufschwung. Faro wurde bedeutender Hafen und trieb Handel mit den Städten Nordafrikas. In der Landwirtschaft wurden bisher unbekannte Techniken und Kulturen eingeführt. Zitrusfrüchte, Maulbeerbäume, Reis usw. kamen, gearbeitet wurde ab damals mit der Pflugschar, mit Wasserschöpfrädern und Kunstdünger. Das war eine beispiellose Entwicklungshilfe, welche diese Gebiete durch die Araber erfuhren. Die Wasserschöpfräder hatten sich bis in die jüngste Zeit gehalten.
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Die Mauren förderten Lehre und Wissenschaft, die Ausübung einheimischer Religionen wurde geduldet, es gab einen gewaltigen kulturellen Schub. Ja und dann kam 1249 Alfonso III, im Folgejahr wurde Faro dem portugiesischen Königreich angegliedert. Die Folge der christlichen Herrschaft waren auch hier wirtschaftliche Flaute und Hungersnot. Das wertvolle kulturelle Erbe der Mauren hat sich im Laufe der Zeit verflüchtigt. Übrig blieben noch weiße Häuser mit Dachterrassen und die besondere Form der Schornsteine.
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Monika macht sich an Seniorenspielzeug fit für den Stadtrundgang.
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Erst 1540 erhielt Faro Stadtrechte. In einer Druckerei der jüdischen Gemeinde wurden im 15. Jahrhundert die ersten in Portugal gedruckten Bücher angefertigt. Infolge des Erdbebens wurde 1756 der Regierungssitz des damaligen Königreiches Algarve von Lagos ins weniger zerstörte Faro verlegt. Heute stellt der Tourismus einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in Faro und an der gesamten Algarve dar.
Der Arco da Vila ist das Tor, durch das man aus der Vila-Adentro in die Maureria gelangt. Die Fassade wurde von einem italienischen Architekten entworfen und ist vor ein altes Stadttor aus der Maurenzeit gesetzt (1812).
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Hier von der Innenseite.
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Pflasterarbeiten sind in Portugal zahlreich und einfallsreich.
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Auf dem Platz vor der Kathedrale, der Bischofssitz Paço Episcopal.
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Sé Catedral, wurde im Laufe der Geschichte zweimal nahezu vollständig zerstört. Das ursprüngliche Gebäude stammt aus dem 13./14. Jahrhundert. Aus der Zeit sind noch das Hauptportal, der Turm und die beiden Kapellen erhalten.
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Im 16. Jahrhundert war das kleine Portugal mit rund 1 Million Einwohnern zu der Weltmacht aufgestiegen. Zu verdanken war das Heinrich dem Seefahrer. Der Seeweg nach Indien, also rund um Afrika und Handelswege bis nach China und Japan waren zu der Zeit in portugiesischer Hand. Man versuchte Handelsmonopole zu schaffen und zu halten, oft genug auch mit kriegerischen Mitteln. Portugiesen waren daher auch die großen Entdecker neuer Seewege in einer damals unbekannten Welt. Mit großer Sicherheit waren sie auch vor anderen Europäern in Australien und evtl. sogar vor Kolumbus in Nordamerika. Auf Grund der geringen Bevölkerungszahl konnte Portugal jedoch nie große Landmassen besetzen; das ganze Bestreben war daher auf den Handel ausgerichtet. Das portugiesische Gold kam aus Goldminen von Brasilien und Afrika, und wurde mit Sklaven- und Gewürzhandel erwirtschaftet. Wie viel Blut wohl daran klebt?
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Eines der drei Kirchenschiffe mit Säulen im toskanischen Stil.
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Die beiden Kapellen.
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Und als schaurige Attraktion die Capela dos Ossos, eine mit Schädeln und Knochen verzierte Knochenkapelle. Totenkult - nichts für mich.
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Der unvollendete?
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Der Aufstieg auf den Turm ist trotzdem sehr lohnenswert, denn über den Dächern der Stadt gibt es einiges zu sehen.
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1577 wurde der Bischofssitz von Silves nach Faro verlegt. Die wertvolle Bischofsbibliothek wanderte 1596 allerdings als Beutekunst nach Oxford, nachdem der Earl of Essex bei seinem Feldzug gegen das spanische Cádiz im Juli 1596 die Stadt Faro von seiner Truppe plündern und brandschatzen ließ. Feine Sitten waren das. Hier ein Teil des Bischofspalastes und des Bischofsseminars.
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Ein winziger Teil vom Parque da Ria Formosa
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Und was in keiner Stadt fehlen darf: Hasenställe und Legebatterien. Warum wir das so nennen? Nun, möglichst viele Lebewesen auf kleinstem Raum ökonomisch untergebracht, mit dem Ziel sich schön zu vermehren, denn das ist eine der einfachsten Grundlagen für Wirtschaftswachstum.
Das war nicht immer so. Ab 1933 kam es zum Verfall der Fischindustrie, die Bevölkerung reduzierte sich dramatisch, beliebte Auswanderungsländer waren Frankreich und Deutschland. Erst ab den 70ern stiegen die Bevölkerungszahlen wieder nennenswert an.
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Ob er schon schwerhörig ist?
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Und ob er uns beim QiGong zugesehen hat?
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In den Gassen der Altstadt geht es gemütlich zu.
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Fortsetzung folgt