Re: Wir gehen mal die Sonne putzen
Verfasst: Fr 3. Feb 2012, 16:37
1. Die Mauren
In vielen Orten und im Alltag stoßen wir in Andalusien immer wieder auf die Spuren der Mauren. Namen, Gebäude, ganze Ortsteile und Gebräuche zeugen von ihrer ehemaligen Anwesenheit. Aber wer waren diese Mauren?
Als Mauren werden all jene in Nordafrika als Nomaden lebenden Berberstämme verstanden, die im 7. Jahrhundert von den Arabern islamisiert wurden und diese bei ihrer Eroberung der Iberischen Halbinsel als kämpfende Truppe unterstützten. Im späten Mittelalter nannte man die Mauren auch Sarazenen.
Am 28.April 711 drangen sie mit 7000 Mann über das heutige Gibraltar in die christlichen Reiche der Westgoten, dem heutigen Spanien und Portugal, ein. Unter ihrem Anführer Täriq ibn Ziyäd, einem ehemaligen Sklaven im Dienste des Emirs von Nordafrika, brachten sie den größten Teil der Iberischen Halbinsel in einem achtjährigen Feldzug unter islamische Herrschaft. Das Reich der Araber reichte damals vom Hindukusch bis zum Atlantik, vom Kaspischen Meer bis zum Golf von Aden und hatte die damals größte Stadt der Welt als Zentrum: Damaskus.
In nur 3 Jahren eroberten die Araber eine verheißungsvolle Landschaft und nannten es Al-Andalusus. Die mit purer Gewalt herrschenden Westgoten waren durch innere Konflikte stark geschwächt und hatten dem Ansturm der Mauren nicht viel entgegenzusetzen. Gotische Familien bekämpften sich ständig untereinander, Sklaven wurden von den Westgoten, im Gegensatz zu den Römern, gepeinigt, erniedrigt und beliebig ermordet. Das Volk ächzte unter der Sklaverei der Westgoten, die Andersgläubige auspeitschten, ihnen ihre Güter raubten und den Kopf kahl schoren. Ein derart unterdrückter (jüdischer) Bevölkerungsanteil bot den einrückenden Mauren gerne Unterstützung an, die Mauren wurden als Befreier gefeiert, Befreier vom Joch der Goten, bei denen es religiöse Freiheit nur nach Zwangsbekehrung gab.
Diese nun beginnende Periode ist bekannt für die gegenseitige Toleranz und Akzeptanz, die Christen, Juden und Muslime einander entgegenbrachten. Christen und Juden durfte neben den Muslimen ihre Religion ausüben, solange sie dafür bezahlten (das hat sich bis heute kaum geändert), denn sie glauben ja alle an den gleichen Gott. Andalusien war ein Schmuckstück, Córdoba wurde zu einem Juwel. So wurden Eroberer nicht zu Feinden.
Am 14.August 755 kommt Abd-al-Rahman in Almunécar an Land. Er will die inzwischen zerstrittenen Araber und Berber versöhnen und wird der neue Emir von Córdoba, der Herrscher über Al-Andalusus.
In Córdoba teilten sich Muslime und Christen 20 Jahre lang ein und dasselbe Gotteshaus, und als es einfach zu klein wurde, kaufte Abd-al-Rahman den Christen ihr Gotteshaus für 100.000 Golddinare ab, damit sich diese ein neues Gotteshaus an anderer Stelle bauen konnten. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, von so viel Toleranz und gegenseitiger Achtung konnte und kann sich Rom noch heute eine Scheibe abschneiden.
Abd-al-Rahman regierte 32 Jahre lang und prägte Al-Andalusus für immer. Händler aus dem Osten, aus Bagdad, aus dem byzantinischen Konstantinopel und sogar Wikinger kommen hier her um ihre Waren anzupreisen. Reisende, Dichter, Poeten und Denker kommen, die Weisheit des Ostens drang in die geistige Öde des Westens und verändert den Alltag und Gewohnheiten, z. B. die Folge der Speisen (Suppe, Fleisch, was Süßes), trinken aus Kristallgläsern, die Kleidung (leichtes im Sommer, Pelz im Winter) oder das Schminken und Frisieren, wie man sich mit einer Creme die Zähne putzt, Waschen/Baden . Dies und vieles mehr lehrte uns Zirjab, ein schwarzer Muslim, ein Revolutionär der feinen Lebensart. Zu einer Zeit, in welcher der Rest von Europa sich im Dreck suhlte, gab es alleine in Córdoba 300 Bäder. Dem Wasser räumten bei den Mauren eine dominierende Rolle ein, es fließt in anmutig gestalteten Anlagen überall, in Gärten, in Bädern, in und aus Gebäuden. Maimonides, ein jüdischer Gelehrter aus Córdoba hatte bereits vor 1200 Prophylaxe und Hygiene zum Mittelpunkt seiner medizinischen Ansichten gemacht. Abu al-Qasim aus Córdoba schuf um 1000 mit seinem 30-bändigen Lehrbuch Grundlagen, welche die Chirurgie für ein halbes Jahrtausend bestimmte. Ibn Ruschd dokumentierte mit seinen Werken die antike Philosophie für die Nachwelt.
Natürlich war auch in der Zeit der Mauren nicht alles Gold was glänzte. In Granada wurden z. B. am 30. Dezember 1066 ca. 4000 Juden ermordet, weil einer von ihnen zu mächtig wurde. Er hatte das Kommando über das Heer inne, was so manchem Muslim ein Dorn im Auge war.
1050 erhebt sich aus den Weiten der Sahara eine neue Streitmacht mit lebensfeindlichen Glaubenssätzen. 1086 tauchen die Almoraviden in Spanien auf und 60 Jahre lang bestimmt eine lustfeindliche Auslegung der islamischen Lehre das Leben im maurischen Spanien.
Aber wir wollen uns erst mal dem Schönen, einem Symbol der Maurischen Zeit, der Alhambra zuwenden.
Als in Athen, London, Paris und Rom die Toten karrenweise aus den versifften Städten gefahren wurden, ein Drittel der Einwohner Europas von der Pest dahingerafft wurden, erlebte Granada eine Blütezeit, es entstanden die Paläste auf der Alhambra.
Vor den verschneiten Bergen der Sierra Nevada liegt auf den Höhen der Stadt Granada ein Komplex aus Mauern, Gärten und Palästen wie ein rotbraun leuchtender Edelstein, die Alhambra. Ein Inbegriff maurischer Baukunst, Höhepunkt und Endpunkt islamischer Kultur in Spanien, und für 260 Jahre Sitz der Nasriden-Dynastie.
Auf diesem 700 m langen und 220 m breiten Felsen über der Stadt Granada lag schon die „rote Zitadelle“, die al-Qala al-Hamra. 1238 ließ Mohammed Al-Ahmar die inzwischen weitgehend verfallene Festung wieder aufbauen, befestigte sie mit Mauern und ließ Wasserleitungen legen. Seine Nachfolger setzten das Werk fort. Das Glanzstück, der Palacios Nazaries entstand im 14. Jh. unter Yusuf I und Mohammed V. Die Festung wurde einst von einer 40.000 Mann starken Truppe gehalten. An die Festung grenze eine kleine Stadt mit Moscheen, Verwaltungsgebäuden, Bädern, Wohnhäusern, Werkstätten und Stallungen. Leider sind diese nicht mehr erhalten.
Typisch für maurische Gebäude, ja selbst für Festungen, Paläste und Villen: sie sind nach außen sehr schlicht und einfach gehalten.
Alhambra Palacios Nazaries
9305 http://up.picr.de/9459594zck.jpg
Aber Im Innern verkörperten sie das Paradies auf Erden.
9111 http://up.picr.de/9426687lxr.jpg
Wasser war für die Mauren ein ganz wichtiges Element zum wohlfühlen.
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Üppiges Grün, Licht, Luft und Wasser, harmonisch zusammengefügt, zeugen davon, dass die Bewohner zu Leben verstanden. Hier können Geist und Körper zur Ruhe kommen.
9120 http://up.picr.de/9426674rbv.jpg
Luftige Räume und davor Wasser, wohin man schaut.
9113 http://up.picr.de/9426665wyw.jpg
Spiegelungen verstanden die Bauherren vortrefflich mit einzubeziehen.
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In vielen Orten und im Alltag stoßen wir in Andalusien immer wieder auf die Spuren der Mauren. Namen, Gebäude, ganze Ortsteile und Gebräuche zeugen von ihrer ehemaligen Anwesenheit. Aber wer waren diese Mauren?
Als Mauren werden all jene in Nordafrika als Nomaden lebenden Berberstämme verstanden, die im 7. Jahrhundert von den Arabern islamisiert wurden und diese bei ihrer Eroberung der Iberischen Halbinsel als kämpfende Truppe unterstützten. Im späten Mittelalter nannte man die Mauren auch Sarazenen.
Am 28.April 711 drangen sie mit 7000 Mann über das heutige Gibraltar in die christlichen Reiche der Westgoten, dem heutigen Spanien und Portugal, ein. Unter ihrem Anführer Täriq ibn Ziyäd, einem ehemaligen Sklaven im Dienste des Emirs von Nordafrika, brachten sie den größten Teil der Iberischen Halbinsel in einem achtjährigen Feldzug unter islamische Herrschaft. Das Reich der Araber reichte damals vom Hindukusch bis zum Atlantik, vom Kaspischen Meer bis zum Golf von Aden und hatte die damals größte Stadt der Welt als Zentrum: Damaskus.
In nur 3 Jahren eroberten die Araber eine verheißungsvolle Landschaft und nannten es Al-Andalusus. Die mit purer Gewalt herrschenden Westgoten waren durch innere Konflikte stark geschwächt und hatten dem Ansturm der Mauren nicht viel entgegenzusetzen. Gotische Familien bekämpften sich ständig untereinander, Sklaven wurden von den Westgoten, im Gegensatz zu den Römern, gepeinigt, erniedrigt und beliebig ermordet. Das Volk ächzte unter der Sklaverei der Westgoten, die Andersgläubige auspeitschten, ihnen ihre Güter raubten und den Kopf kahl schoren. Ein derart unterdrückter (jüdischer) Bevölkerungsanteil bot den einrückenden Mauren gerne Unterstützung an, die Mauren wurden als Befreier gefeiert, Befreier vom Joch der Goten, bei denen es religiöse Freiheit nur nach Zwangsbekehrung gab.
Diese nun beginnende Periode ist bekannt für die gegenseitige Toleranz und Akzeptanz, die Christen, Juden und Muslime einander entgegenbrachten. Christen und Juden durfte neben den Muslimen ihre Religion ausüben, solange sie dafür bezahlten (das hat sich bis heute kaum geändert), denn sie glauben ja alle an den gleichen Gott. Andalusien war ein Schmuckstück, Córdoba wurde zu einem Juwel. So wurden Eroberer nicht zu Feinden.
Am 14.August 755 kommt Abd-al-Rahman in Almunécar an Land. Er will die inzwischen zerstrittenen Araber und Berber versöhnen und wird der neue Emir von Córdoba, der Herrscher über Al-Andalusus.
In Córdoba teilten sich Muslime und Christen 20 Jahre lang ein und dasselbe Gotteshaus, und als es einfach zu klein wurde, kaufte Abd-al-Rahman den Christen ihr Gotteshaus für 100.000 Golddinare ab, damit sich diese ein neues Gotteshaus an anderer Stelle bauen konnten. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, von so viel Toleranz und gegenseitiger Achtung konnte und kann sich Rom noch heute eine Scheibe abschneiden.
Abd-al-Rahman regierte 32 Jahre lang und prägte Al-Andalusus für immer. Händler aus dem Osten, aus Bagdad, aus dem byzantinischen Konstantinopel und sogar Wikinger kommen hier her um ihre Waren anzupreisen. Reisende, Dichter, Poeten und Denker kommen, die Weisheit des Ostens drang in die geistige Öde des Westens und verändert den Alltag und Gewohnheiten, z. B. die Folge der Speisen (Suppe, Fleisch, was Süßes), trinken aus Kristallgläsern, die Kleidung (leichtes im Sommer, Pelz im Winter) oder das Schminken und Frisieren, wie man sich mit einer Creme die Zähne putzt, Waschen/Baden . Dies und vieles mehr lehrte uns Zirjab, ein schwarzer Muslim, ein Revolutionär der feinen Lebensart. Zu einer Zeit, in welcher der Rest von Europa sich im Dreck suhlte, gab es alleine in Córdoba 300 Bäder. Dem Wasser räumten bei den Mauren eine dominierende Rolle ein, es fließt in anmutig gestalteten Anlagen überall, in Gärten, in Bädern, in und aus Gebäuden. Maimonides, ein jüdischer Gelehrter aus Córdoba hatte bereits vor 1200 Prophylaxe und Hygiene zum Mittelpunkt seiner medizinischen Ansichten gemacht. Abu al-Qasim aus Córdoba schuf um 1000 mit seinem 30-bändigen Lehrbuch Grundlagen, welche die Chirurgie für ein halbes Jahrtausend bestimmte. Ibn Ruschd dokumentierte mit seinen Werken die antike Philosophie für die Nachwelt.
Natürlich war auch in der Zeit der Mauren nicht alles Gold was glänzte. In Granada wurden z. B. am 30. Dezember 1066 ca. 4000 Juden ermordet, weil einer von ihnen zu mächtig wurde. Er hatte das Kommando über das Heer inne, was so manchem Muslim ein Dorn im Auge war.
1050 erhebt sich aus den Weiten der Sahara eine neue Streitmacht mit lebensfeindlichen Glaubenssätzen. 1086 tauchen die Almoraviden in Spanien auf und 60 Jahre lang bestimmt eine lustfeindliche Auslegung der islamischen Lehre das Leben im maurischen Spanien.
Aber wir wollen uns erst mal dem Schönen, einem Symbol der Maurischen Zeit, der Alhambra zuwenden.
Als in Athen, London, Paris und Rom die Toten karrenweise aus den versifften Städten gefahren wurden, ein Drittel der Einwohner Europas von der Pest dahingerafft wurden, erlebte Granada eine Blütezeit, es entstanden die Paläste auf der Alhambra.
Vor den verschneiten Bergen der Sierra Nevada liegt auf den Höhen der Stadt Granada ein Komplex aus Mauern, Gärten und Palästen wie ein rotbraun leuchtender Edelstein, die Alhambra. Ein Inbegriff maurischer Baukunst, Höhepunkt und Endpunkt islamischer Kultur in Spanien, und für 260 Jahre Sitz der Nasriden-Dynastie.
Auf diesem 700 m langen und 220 m breiten Felsen über der Stadt Granada lag schon die „rote Zitadelle“, die al-Qala al-Hamra. 1238 ließ Mohammed Al-Ahmar die inzwischen weitgehend verfallene Festung wieder aufbauen, befestigte sie mit Mauern und ließ Wasserleitungen legen. Seine Nachfolger setzten das Werk fort. Das Glanzstück, der Palacios Nazaries entstand im 14. Jh. unter Yusuf I und Mohammed V. Die Festung wurde einst von einer 40.000 Mann starken Truppe gehalten. An die Festung grenze eine kleine Stadt mit Moscheen, Verwaltungsgebäuden, Bädern, Wohnhäusern, Werkstätten und Stallungen. Leider sind diese nicht mehr erhalten.
Typisch für maurische Gebäude, ja selbst für Festungen, Paläste und Villen: sie sind nach außen sehr schlicht und einfach gehalten.
Alhambra Palacios Nazaries
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Aber Im Innern verkörperten sie das Paradies auf Erden.
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Wasser war für die Mauren ein ganz wichtiges Element zum wohlfühlen.
9107 http://up.picr.de/9426682osx.jpg
Üppiges Grün, Licht, Luft und Wasser, harmonisch zusammengefügt, zeugen davon, dass die Bewohner zu Leben verstanden. Hier können Geist und Körper zur Ruhe kommen.
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Luftige Räume und davor Wasser, wohin man schaut.
9113 http://up.picr.de/9426665wyw.jpg
Spiegelungen verstanden die Bauherren vortrefflich mit einzubeziehen.
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