Wir gehen mal die Sonne putzen

... eure Reiseberichte aus Spanien
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SuperDuty
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von SuperDuty »

1. Die Mauren
In vielen Orten und im Alltag stoßen wir in Andalusien immer wieder auf die Spuren der Mauren. Namen, Gebäude, ganze Ortsteile und Gebräuche zeugen von ihrer ehemaligen Anwesenheit. Aber wer waren diese Mauren?

Als Mauren werden all jene in Nordafrika als Nomaden lebenden Berberstämme verstanden, die im 7. Jahrhundert von den Arabern islamisiert wurden und diese bei ihrer Eroberung der Iberischen Halbinsel als kämpfende Truppe unterstützten. Im späten Mittelalter nannte man die Mauren auch Sarazenen.

Am 28.April 711 drangen sie mit 7000 Mann über das heutige Gibraltar in die christlichen Reiche der Westgoten, dem heutigen Spanien und Portugal, ein. Unter ihrem Anführer Täriq ibn Ziyäd, einem ehemaligen Sklaven im Dienste des Emirs von Nordafrika, brachten sie den größten Teil der Iberischen Halbinsel in einem achtjährigen Feldzug unter islamische Herrschaft. Das Reich der Araber reichte damals vom Hindukusch bis zum Atlantik, vom Kaspischen Meer bis zum Golf von Aden und hatte die damals größte Stadt der Welt als Zentrum: Damaskus.

In nur 3 Jahren eroberten die Araber eine verheißungsvolle Landschaft und nannten es Al-Andalusus. Die mit purer Gewalt herrschenden Westgoten waren durch innere Konflikte stark geschwächt und hatten dem Ansturm der Mauren nicht viel entgegenzusetzen. Gotische Familien bekämpften sich ständig untereinander, Sklaven wurden von den Westgoten, im Gegensatz zu den Römern, gepeinigt, erniedrigt und beliebig ermordet. Das Volk ächzte unter der Sklaverei der Westgoten, die Andersgläubige auspeitschten, ihnen ihre Güter raubten und den Kopf kahl schoren. Ein derart unterdrückter (jüdischer) Bevölkerungsanteil bot den einrückenden Mauren gerne Unterstützung an, die Mauren wurden als Befreier gefeiert, Befreier vom Joch der Goten, bei denen es religiöse Freiheit nur nach Zwangsbekehrung gab.

Diese nun beginnende Periode ist bekannt für die gegenseitige Toleranz und Akzeptanz, die Christen, Juden und Muslime einander entgegenbrachten. Christen und Juden durfte neben den Muslimen ihre Religion ausüben, solange sie dafür bezahlten (das hat sich bis heute kaum geändert), denn sie glauben ja alle an den gleichen Gott. Andalusien war ein Schmuckstück, Córdoba wurde zu einem Juwel. So wurden Eroberer nicht zu Feinden.

Am 14.August 755 kommt Abd-al-Rahman in Almunécar an Land. Er will die inzwischen zerstrittenen Araber und Berber versöhnen und wird der neue Emir von Córdoba, der Herrscher über Al-Andalusus.

In Córdoba teilten sich Muslime und Christen 20 Jahre lang ein und dasselbe Gotteshaus, und als es einfach zu klein wurde, kaufte Abd-al-Rahman den Christen ihr Gotteshaus für 100.000 Golddinare ab, damit sich diese ein neues Gotteshaus an anderer Stelle bauen konnten. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, von so viel Toleranz und gegenseitiger Achtung konnte und kann sich Rom noch heute eine Scheibe abschneiden.
Abd-al-Rahman regierte 32 Jahre lang und prägte Al-Andalusus für immer. Händler aus dem Osten, aus Bagdad, aus dem byzantinischen Konstantinopel und sogar Wikinger kommen hier her um ihre Waren anzupreisen. Reisende, Dichter, Poeten und Denker kommen, die Weisheit des Ostens drang in die geistige Öde des Westens und verändert den Alltag und Gewohnheiten, z. B. die Folge der Speisen (Suppe, Fleisch, was Süßes), trinken aus Kristallgläsern, die Kleidung (leichtes im Sommer, Pelz im Winter) oder das Schminken und Frisieren, wie man sich mit einer Creme die Zähne putzt, Waschen/Baden . Dies und vieles mehr lehrte uns Zirjab, ein schwarzer Muslim, ein Revolutionär der feinen Lebensart. Zu einer Zeit, in welcher der Rest von Europa sich im Dreck suhlte, gab es alleine in Córdoba 300 Bäder. Dem Wasser räumten bei den Mauren eine dominierende Rolle ein, es fließt in anmutig gestalteten Anlagen überall, in Gärten, in Bädern, in und aus Gebäuden. Maimonides, ein jüdischer Gelehrter aus Córdoba hatte bereits vor 1200 Prophylaxe und Hygiene zum Mittelpunkt seiner medizinischen Ansichten gemacht. Abu al-Qasim aus Córdoba schuf um 1000 mit seinem 30-bändigen Lehrbuch Grundlagen, welche die Chirurgie für ein halbes Jahrtausend bestimmte. Ibn Ruschd dokumentierte mit seinen Werken die antike Philosophie für die Nachwelt.

Natürlich war auch in der Zeit der Mauren nicht alles Gold was glänzte. In Granada wurden z. B. am 30. Dezember 1066 ca. 4000 Juden ermordet, weil einer von ihnen zu mächtig wurde. Er hatte das Kommando über das Heer inne, was so manchem Muslim ein Dorn im Auge war.
1050 erhebt sich aus den Weiten der Sahara eine neue Streitmacht mit lebensfeindlichen Glaubenssätzen. 1086 tauchen die Almoraviden in Spanien auf und 60 Jahre lang bestimmt eine lustfeindliche Auslegung der islamischen Lehre das Leben im maurischen Spanien.

Aber wir wollen uns erst mal dem Schönen, einem Symbol der Maurischen Zeit, der Alhambra zuwenden.

Als in Athen, London, Paris und Rom die Toten karrenweise aus den versifften Städten gefahren wurden, ein Drittel der Einwohner Europas von der Pest dahingerafft wurden, erlebte Granada eine Blütezeit, es entstanden die Paläste auf der Alhambra.
Vor den verschneiten Bergen der Sierra Nevada liegt auf den Höhen der Stadt Granada ein Komplex aus Mauern, Gärten und Palästen wie ein rotbraun leuchtender Edelstein, die Alhambra. Ein Inbegriff maurischer Baukunst, Höhepunkt und Endpunkt islamischer Kultur in Spanien, und für 260 Jahre Sitz der Nasriden-Dynastie.

Auf diesem 700 m langen und 220 m breiten Felsen über der Stadt Granada lag schon die „rote Zitadelle“, die al-Qala al-Hamra. 1238 ließ Mohammed Al-Ahmar die inzwischen weitgehend verfallene Festung wieder aufbauen, befestigte sie mit Mauern und ließ Wasserleitungen legen. Seine Nachfolger setzten das Werk fort. Das Glanzstück, der Palacios Nazaries entstand im 14. Jh. unter Yusuf I und Mohammed V. Die Festung wurde einst von einer 40.000 Mann starken Truppe gehalten. An die Festung grenze eine kleine Stadt mit Moscheen, Verwaltungsgebäuden, Bädern, Wohnhäusern, Werkstätten und Stallungen. Leider sind diese nicht mehr erhalten.
Typisch für maurische Gebäude, ja selbst für Festungen, Paläste und Villen: sie sind nach außen sehr schlicht und einfach gehalten.

Alhambra Palacios Nazaries
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Aber Im Innern verkörperten sie das Paradies auf Erden.
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Wasser war für die Mauren ein ganz wichtiges Element zum wohlfühlen.
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Üppiges Grün, Licht, Luft und Wasser, harmonisch zusammengefügt, zeugen davon, dass die Bewohner zu Leben verstanden. Hier können Geist und Körper zur Ruhe kommen.
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Luftige Räume und davor Wasser, wohin man schaut.
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Spiegelungen verstanden die Bauherren vortrefflich mit einzubeziehen.
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Zuletzt geändert von SuperDuty am So 5. Feb 2012, 18:45, insgesamt 2-mal geändert.
dschaps
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von dschaps »

SuperDuty hat geschrieben:

Als in Athen, London, Paris und Rom die Toten karrenweise aus den versifften Städten gefahren wurden, ein Drittel der Einwohner Europas von der Pest dahingerafft wurden, erlebte Granada eine Blütezeit, es entstanden die Paläste auf der Alhambra.
Vor den verschneiten Höhen der Sierra Nevada liegt auf den Höhen der Stadt Granada ein Komplex aus Mauern, Gärten und Palästen wie ein rotbraun leuchtender Edelstein, die Alhambra. Ein Inbegriff maurischer Baukunst, Höhepunkt und Endpunkt islamischer Kultur in Spanien, und für 260 Jahre Sitz der Nasriden-Dynastie.

Das stimmt tatsächlich:
Im Bereich Medizin,Gesundheit, Hygiene waren die Moslems damals viel weiter als die Christen.
Deshalb wurden diese von den Muslimen auch als stinkende Christen bezeichnet.
Gruß
dschaps
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von SuperDuty »

2. Alhambra, Palacios Nazaries
Die Verzierungen im Innern der Alhambra sind außerordentlich beeindruckend. Die beiden Hauptelemente islamischer Wandkunst sind feinste Ornamente aus Alabastergips und geometrische, farbige Keramik, welche fast fugenlos aneinandergefügt wurde. Die im Stuck stehende Schrift ist das Ende einer Koransure, umlaufend die stets wiederholende Zeile: Es gibt keinen Sieger außer Gott.
Der ganze Reichtum der Alhambra wurde von Owen Jones (1809 – 1874) penibel genau dokumentiert. Zahlreiche dicke Bücher dokumentieren Bausubstanz, Ornamente und die überwältigende Farbenvielfalt des damaligen Zustandes. Leider ist heute von Farben nicht mehr allzu viel übrig.
Aber Wände, Säulen, Türen, Decken, alles ist voll von feinsten Strukturen und Ornamenten aus Alabastergips.
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Üppigkeit und Exaktheit der Ornamente sind überwältigend.
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Selbst kleine Wandnischen sind wundervoll gestaltet.
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Decken sind teilweise mit filigranen Holzmustern versehen. Das Stalaktitengewölbe in der Sala de los Abencerrajes verschlägt einem jedoch den Atem. Hier lässt sich ansatzweise erahnen, wie prunkvoll mal alles ausgesehen haben mag, bemalt und mit bunten Edelsteinen reich verziert, mit Tüchern behängt und Teppichen ausgelegt.
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Deteil aus dem Sala de los Abencerrajes
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Die Räume vermitteln ein Gefühl von Weite. Es wurde großer Wert auf Ausblicke in hübsche Gärten gelegt. Hier kann das Auge lustwandeln.
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Blick aus dem Saal auf den Löwenbrunnen. Beeindruckend auch der kleine Wasserlauf aus dem Gebäude nach draußen.
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Gegenüber dieser Baukunst wirken unsere Ritterburgen wie dunkle Verliese, wie das Fegefeuer auf Erden. Aber Ritterburgen passen ja auch zu dem, wie die katholische Kirche ihren Glauben verbreitet, als Totenkult mit permanenter Buße und Seelenzermürbung.
SuperDuty
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von SuperDuty »

3. Alhambra Generalife
Wir besuchten die Alhambra unter der Woche, Ende Januar, kein Feiertag, keine Schulferienzeit, nichts. Kurz vor Eröffnung der Kassen waren wir da und kamen dann auch gleich rein. Lediglich 2 Engländer waren vor uns. In den Parkanlagen blüht zwar noch nichts, die Gärtner sind noch fleißig bei ihrer Arbeit, aber wir hatten den Vorteil, dass nur wenige Besucher da waren. Es ließen sich immer Bilder ohne Menschen machen. 3 asiatische Reisegruppen und 2 Schulklassen mit Jugendlichen waren kein Störfaktor für uns. Solche Gruppen besichtigen nur schwerpunktmäßig und sind dann schnell wieder weg.
In der Alhambra sind überall kleine und größere Gärten und begrünte Innenhöfe. Es lässt sich Lustwandeln. Wir fanden ruhige Ecken, was im Sommer kaum möglich sein dürfte.
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Prunkstück ist jedoch der Jinnah al-arif, der vornehmste aller Gärten, welcher dem Emir als Sommerresidenz diente. Der Generalife mit seinem zentralen Wasserlauf ist auch heute noch eine Oase der Erholung. Wir waren in dieser wunderbaren Anlage fast ganz alleine.
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Auch hier, Wasser wohin man schaut. Neben dem zentralen Wasserlauf gibt es zahlreiche Brunnen, Becken und kleine Wasserläufe, welche zum Teil als geschwungenes Geländer in entsprechende HöheTreppen säumen.
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Natürlich ist auch die Sommerresidenz mit wunderbar ausgeschmückten Gebäuden versehen, dem Patio de la Sultan und dem Casa de los Amigos (Gästehaus)
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von Mobi-Driver »

Moin moin Monika & Gerd ,

das sind ja traumhafte Fotos...wir sind begeistert !!!

Tausend Dank dafür !

Wir freuen uns auf weitere traumhafte Eindrücke von Eurer Tour
und beneiden Euch um Eure "Mobile-Freiheit" ;)
SuperDuty
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von SuperDuty »

4. Alhambra: Dann kam Karl
Die Mauren herrschten mehrere Jahrhunderte lang auf der Iberischen Halbinsel. 750 wurde der maurische Staat durch einen Bürgerkrieg erschüttert. Das Land zerbrach dann in zahlreiche islamische Lehen unter dem Kalifat von Córdoba. Gleichzeitig dehnten die christlichen Reiche im Norden und Westen allmählich wieder ihre Macht über das spätere Spanien und Portugal aus. 1031 brach das Kalifat von Córdoba zusammen und es bildeten sich die Taifa-Königreiche, welche aber bald unter die Herrschaft nordafrikanischer Mauren kamen.

Am 16. Juli 1212 vertrieb ein Bündnis christlicher Könige unter Führung Alfons VIII. von Kastilien in der Batalla de Las Navas de Tolosa die Muslime aus Zentralspanien.

Dennoch gedieh das maurische Emirat von Granada unter den Nasriden weitere drei Jahrhunderte. Dieses Königreich wurde später bekannt für architektonische Meisterleistungen wie die Alhambra.

Am 2. Januar 1492 wurde Boabdil, der Führer der letzten muslimischen Hochburg, von den Truppen des gerade vereinigten christlichen Spaniens besiegt. Die verbliebenen Muslime und auch die spanischen Juden, die Sephardim, mussten im Zuge dieser Reconquista Spanien verlassen oder zum Christentum konvertieren.

Isabella schickte im gleichen Jahr Cristoforo Colombo nach Indien, vertrieb die Juden aus dem Land und beendete 781 Jahre nach dem Feldzug von Tariq ibn Ziyäd die islamische Herrschaft auf der iberischen Halbinsel. Das Reich des Friedens und der Schönheit, der Toleranz und der Wissenschaft, der Poesie und des Gesanges ging zu Ende. Eine berühmte und reiche Kultur musste einer inquisitorischen Herrschaft weichen, welche Muslime und Juden aufs grausamste verfolgte. Es war ein Rückfall ins finsterste Mittelalter.

Die Nachkommen der konvertierten Muslime wurden Moriscos genannt. Sie bildeten einen Teil der bäuerlichen Bevölkerung, z. B. in Aragón, Valencia oder Andalusien bis Anfang des 17. Jahrhunderts, als auch sie 1609-1615 von dem Herzog von Lerma aus Spanien nach der nordafrikanischen Küste vertrieben wurden.

Die baulichen Veränderungen an der Alhambra lassen vage erahnen, wie rabiat und brachial die Christen nach ihrer zurückgewonnenen Macht in Andalusien vorgingen.

Die christlichen Könige, die 1492 Granada eroberten, zerstörten die Alhambra nicht, ließen sogar Teile restaurieren. Hier der Blick in die Kuppel aus einem Badehaus. Die Alhambra ist ein Ort der Lebensfreude und ein Symbol des Paradieses.
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Es blieb der - schon vorher in Córdoba bewiesenen – Ignoranz Karl V vorbehalten, im 16. Jh. einen ganzen Renaissance-Klotz in die feinen maurischen Mauern zu stellen. Satt endlich Hygiene, Reinlichkeit und die Kunst des Lebens und des Schönen von den Nasriden zu lernen, ersetzte man Bäder und Hamam durch klotzige, finstere Trutzburgen. Die Klotzbauten sind imperialistische Architektur, welche die Menschen klein macht und unterdrückt. Das passt in die Alhambra wie die Faust aufs Auge.
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Feingefühl im Umgang mit fremden Kulturen war offenbar noch nie eine Stärke der Europäer und so sieht man auch hier ganz deutlich, dass Monika und ich nicht die ersten Germanen auf spanischem Boden sind ;)
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Gitte
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von Gitte »

Vielen Danke für die wunderschönen Bilder und die tollen Berichte dazu. :merci
Biggi & Reinhard
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von Biggi & Reinhard »

Danke für die schönen Bilder und den Tollen Bericht , :dau3
wünsche euch weiterhin schöne Tage :merci
SuperDuty
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von SuperDuty »

5. Alhambra Aussichten
Der Felsen, auf dem die Alhambra steht, ist zwar nicht der höchste Punkt von Granada, aber er lies sich gut verteidigen.
Von hier kann man einen guten Ausblick über die Stadt Granada mit ihrer Kathedrale.
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Und den Ausblick auf das arabische Viertel, das Albaicín, in dem in maurischer Zeit das Stadtzentrum lag. Hier findet man noch etwas Orient, Geschäfte, in denen Syrern und Marokkaner die Waren ihres Landes vertreiben, Hier kann man Wasserpfeifen, silberne Teekännchen, bunte orientalische Lampen, Tücher und Gewänder kaufen. Es gibt viele schöne Geschäfte und einige gemütliche Teestuben in der Calderería Nueva. Nach heftigen Wiederständen konnte 2003 hier eine Moschee eröffnet werden. Allahu Akbar ruft auch hier der Muezin vom Minarett, jedoch ohne Lautsprecher. Hier wird Glauben auch ohne Beichte, Buße und Seelenzermürbung praktiziert, denn der hiesige Imam Predigt über schlechten Taten und empfiehlt nicht allzu lange darüber nachzugrübeln, sondern sie möglichst schnell durch gute Taten auszugleichen.
Laut einer Umfrage von 200x glauben ca. 60 Prozent der spanischen Schüler, Marokko werde Spanien in den nächsten Jahren angreifen! Marokko wird Spanien angreifen! Was geht in den Köpfen eigentlich vor?
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Typisch die engen Gassen, nach außen schlicht abgeschlossene Hausfassaden und ein kleines Paradies im Innenhof.
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Der „Heilige Berg“ Sacromonte
Das Viertel Sacromonte auf dem Klosterberg ist durch seine zahlreichen Höhlen bekannt, in denen die Zigeuner noch heute leben. Hier das Kloster.
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Der Blick in die Sierra Nevada mag früher herrlich gewesen sein, heutzutage ist er leider oft durch Großstadtluft und den Rauch vieler Feuer getrübt. Aber schön war es trotzdem.
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Zuletzt geändert von SuperDuty am Di 14. Feb 2012, 19:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wir gehen mal die Sonne putzen

Beitrag von SuperDuty »

6. Das Fest von Sacromonte
Sacromonte, der heilige Berg oberhalb des Albaicíns, ist traditioneller Wohnort der Zigeuner, das Flamenco-Viertel Granadas, und besitzt keinen sehr guten Ruf. Das sollte uns aber nicht von einem Besuch abhalten. Und welches Datum ist dazu besser geeignet, als der 1. Sonntag im Februar, an dem traditionell hier das Fest des heiligen Cecilio stattfindet. Es gibt Musik, es wird natürlich Flamenco getanzt, es gibt zu essen (eine traditionell kostenlose Essensausgabe) und man sitzt einfach in der Sonne, genießt und plaudert. Hier herrscht einfach nur Lebensfreude.

Der Sacromonte liegt im Tal "Valparaíso" und gegenüber der Alhambra, zwei emblematische Orte Granadas, die sich an den beiden Ufern des Flusses Darro befinden. Er ist ein malerischer und idyllischer Ort, dicht bewachsen mit Feigenkakteen und Agaven, dessen Geschichte 1492 nach der Eroberung Granadas beginnt.

Eine Besonderheit von Sacromonte sind die Wohnhöhlen. Noch bis zum heutigen Tage sind sie in Granada und Umkreis bewohnt und bieten teilweise einen erstaunlichen Luxus. Die Höhlen sind die ursprüngliche Behausungsform im Sacromonte, deren Ursprung nicht ganz geklärt, aber auf das 16. Jahrhundert zurückzuführen ist, als die muslimische und jüdische Bevölkerung aus ihren Wohnungen vertrieben wurde und die Zigeuner mit ihrem nomadischen Lebensstil sich ihnen anschlossen. Aus diesem Grund wurden die Höhlen, die außerhalb der Stadtmauern lagen, für die Ausgewiesenen interessant, denn dort zu leben bedeutete auch außerhalb der Kontrolle der Stadtverwaltung und des Kirchenordens zu sein.
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Allabendlich wird hier in zahlreichen Lokalen Flamenco angeboten, wenngleich nicht alle dieser Lokale hier oben den besten Ruf genießen.
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Von hier aus schlängelt sich der Weg, vorbei an vielen interessanten Häusern, weiter zur hoch oben gelegenen Abadía del Sacromonte, einem um 1600 entstandenen Kloster mit der Wallfahrtskapelle Santo Sepulcro und der Stiftskirche San Cecilio. Die Einrichtung beherbergt eine bedeutende historische Bibliothek; die Sammlung religiöser Kunstwerke und ein Teil des Gebäudes können mit Führung besucht werden.
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Die Zambra " LA ROCÍO" vom Sacromonte gilt weltweit als einer der Orte in denen Flamenco, dessen Ausdruck und Qualität bis zum unerreichbaren gebracht wird.
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Der Ursprung des Flamenco geht zurück bis ins 16.Jahrhundert. Ist genau gesagt eine Art Balztanz vor der Hochzeit, der damals Heimischen. Das Außergewöhnliche in der "ZAMBRA LA ROCIO" ist, dass das Spektakel im Inneren einer Höhle stattfindet – am heutigen Festtag natürlich im Freien.
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Es ist absolut familiär und gemütlich hier, denn schließlich sind fast alle betroffenen Personen, Tänzer, Sänger und Artisten miteinander verwandt. Eine riesige Familie.
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