Musik.
Schon den ganzen Morgen ersehnen wir den Moment, endlich mit Oskar vom Hof zu kommen. Nun ist es so weit. Nach langem hin und her und einem grandiosen Sieg über die vielen kleinen alltäglichen, uns bremsenden Widrigkeiten fahren wir mit Oskars Kuschelhöhle im Rücken los.
Entspannt folgen wir den Ansagen unserer Navitante, rollen so auf kleinen Nebenstrecken Richtung Wertheim.
Ok, das Wetter ist noch nicht ganz das richtige, doch so nach und nach können wir auch dem Regen etwas abgewinnen, reinigt er doch die Luft und schafft so fürs Kommende klarere Verhältnisse. Und solange Oskars Scheibenwischer die aufprallenden, platt gequetschten Tropfen zur Seite schaffen kann: Alles kein Problem.
Gemächlich und immer etwas unter den Geschwindigkeitslimits bleibend, geht es stetig und sicher voran. Wir wollen ja nicht hetzen, uns und andere wegen Rasens unnötigen Gefahren aussetzen.
Still und in mich gekehrt klingt in meinem Kopf > On Silent Wings< von Tina Turner und mir wird dabei etwas wärmer ums Herz.
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Unbemerkt verliere ich den Anschluss ans Reale. Ich drifte ab in Routine und Automatismus. Meine Gedanken schweifen. Plötzlich stehe ich an einer Ampel und weiß nicht, wie ich da hingekommen bin.
Unsere Gegend ist ländlich. Vor uns gibt es niemanden, der mir Aufmerksamkeit abverlangen würde. Oskar brummelt wieder erträglich vor sich hin, dann, leicht bergauf, klingt er eher gequält. Ich hab wieder vergessen zu schalten. Doch Minuten später rollen wir wieder so friedlich voran, als wären wir alleine auf der Welt.
Und die Gedanken schweifen.
Aus dem Nichts taucht in meinen Gedanken Whitney Houstons >One Moment In Time< auf.
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Ich spüre dieses magische Bedürfnis, pfeife es leise so weit ich kann. Dabei schwelge ich in einsamen Gedanken, mich im Sinn des Textes verlierend und die schmerzliche Vorstellung, dass diese hervorragende Künstlerin nicht mehr lebt, lassen meine Augen feucht werden.
Draußen wellt sich sachte die Landschaft in grünen Tönen. Vor uns das grau-schwarze unter Oskar verschwindende Band der Straße. „I will be free“, singt sie. Was für ein Gefühl!
Und meine Gedanken schweifen.
Kleine Orte, unbedeutend, für all jene die nicht dort wohnen, lassen wir hinter uns. Ich habe das Gefühl weit weg zu sein. Abgenabelt von all den schlimmen Nachrichten dieser Welt, versuche ich mir ein friedvolleres Stückchen Existenz zu erdenken.
Leise summe ich: >We Are The World< von Lionel Richie & Michael Jackson aus dem großen Konzert USA FOR AFRICA“.
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Die Stimmung dieses Liedes, dieser idealistische Ansatz von globaler Hilfe und Nächstenliebe verweht für einen Moment die täglich auf uns einströmenden martialischen Eindrücke von Lug und Trug, von Mord und Totschlag, von Armut, Leid und das darüber Vergessen, dass wir letztlich alle am gleichen Strang ziehen.
Das erhöhte Sitzen, das gleichförmige Dahinrollen Oskars, das Gefühl einem geliebten Menschen sehr, sehr nahe zu sein und diese Lieder im Kopf sorgen dafür, dass meine Gedanken noch weiter abschweifen.
Michael Jacksons >Earth Song<
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wird in mir zum gesungenen Synonym des nicht Verstehens. Wie kann es sein, dass Menschen die sich nicht kennen sich töten, weil andere, die sich kennen, dies so wollen? Wieso lassen wir zu, dass so viele Millionen Wesen wegen uns leiden? Wer oder was sind wir eigentlich? Wie viel Zukunft haben wir so?
Im Augenwinkel sehe ich wie meine Liebe sich mir zudreht, ich spüre ihre Hand auf meinem Arm. Spürt sie, was mich gerade bewegt? Ich blicke sie an und weiß, dass es hier einen Menschen gibt, der in vielen dieser langsam entschwindenden Gedanken genauso fühlt wie ich. Sie sagt nichts, lächelt nur. Hübsch schaut sie aus und während ich dies denke, schaltet meine Hand unser Radio ein.
>I will always love you< singt plötzlich Whitney Houston von unserem Stick.
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Ich fühle mich sicher und behütet. Auch der Regen hat inzwischen aufgehört. Im Rückspiegel sehe ich den ersten hellen Streifen über dem Horizont aufziehen. Vor uns erscheint das nächste Dorf. Genauso unbekannt und ebenso eingebettet in ein Tal,wie viele, durch die wir noch fahren müssen bis zu unserem Ziel.
Jetzt hat die Stimme, der Song, gewechselt und macht Hoffnung auf Besseres. Es ist Celine Dion mit >I´m Alive<
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Das Grau in Grau beginnt nicht nur draußen zu verfliegen. Es sind noch 38 km bis Wertheim.