Samstag, 19. Januar 2019
Immer noch ist das Wetter schlecht – wohlgemerkt, wir jammern auf relativ hohem Niveau – 16, 17 Grad und halt sehr bedeckt und teils auch windig. Also manchmal durchaus deutsches „Sommerwetter“. Mir eindeutig aber zu kalt. Heidrun ist wild entschlossen, ihre Tage hier im Freien zu genießen. So zieht sie mit der wasserfesten Unterseiten-Picknickdecke los, um sich am Strand eine Rundhütte zu suchen, Meeresrauschen zu schauen und zu hören – und nimmt ihr Buch mit. Ist auch richtig, sie ist ja nur eine Woche hier, sie muss das so machen, ganz klar. Ich kann mich mal im Kästchen belustigen und haue mich da auf mein Kanapee und lese dort. Nach zwei, drei Stunden suche ich sie auf, suche paar Rundhütten ab – bis ich sie finde, wir reden noch über dies und das, bis wir uns entscheiden, in das nahe Restaurant zum Essen und hinterher in die Strandbar zu gehen, wo heute Stuarts Geburtstag stattfindet, einer der Initiatoren dieser ganzen Musik-Sache. Innerlich scharre ich schon mit den Hufen, aber Heidrun möchte halt gerne, naja, die Leute sind auch wirklich nett und die Musik und das alles auch, also was solls.....
Sonntag, 20. Januar 2019
Heute muss aber was passieren, das ist klar. Vor allem sollen wir Montag früh um 9h in Tesejarafe sein, also deutlich südlicher. So fahren wir halt mal los. Ich möchte mir das gerne ansehen, wohin ich am Montagmorgen muss, also fahren wir die Landesinneren-Strecke, die ich in Teilen ja schon kannte. Es ist eine wunderschöne Strecke mit schönen Ausblicken, Heidrun ist begeistert. Leider ist oben das Wetter noch nicht die Wucht, aber das kommt dann – im Süden. Beim Oasi-Park nahe La Lajita ist sonntags Kunsthandwerkermarkt, gute Gelegenheit, da runterzurauschen und was zu erledigen. Die Parkplatzsuche gestaltet sich angesichts der chaotischen Zustände teils etwas nervenzerfetzend, aber wir finden am Ende doch ein adäquates Plätzchen fürs Kästchen zwischen all den kleinen Mietfahrzeugen, die wild und quer durcheinander parken und ziehen los.
2a- Im Park in dem der Markt stattfindet.jpg
Paaaaaahhhhhhhh – von überall her schallen deutsche Sätze in allen Variationen sprich Dialekten. NEIN !!!!!! Das mag man dann auch wieder nicht- einen Markt hauptsächlich für die deutsche Klientel? Die Briten halten sich offenbar mehr im Norden auf – die Deutschen auf der Jandia-Halbinsel im Süden. Heieiei.
Bissi was findet doch neue Besitzer, so kauft halt Heidrun was für Hunde-Sitter, Wohnungs-Inspekteurin und Kinder. Nach nicht mal einer Stunde nehmen wir Reißaus und fahren runter nach Tarajalejo, zu dem großen Platz an der langen Promenade am Meer, wo ich mit Schatzi schon stand. Mittlerweile befinden sich hier Wagenburgen sondersgleichen, die 3 mit Vorzelt aufgebauten Wohnwagen sind weg, es parken wild durcheinander lauter Spanier, na klar, ist Wochenende und Sonnenschein. Wir parken auch irgendwo. Dort setzen wir uns erst mal in die Sonne, trinken ein Fuerteventurisches Tropical-Bier, später gehen wir noch ins Örtchen, nett, nett.
1- Tarajalejo.JPG
2- Strandpromenade.JPG
Ich funke Marcel, meinen Vermittler des morgigen Werkstattmenschen an, wohin wir in Tesejerage müssten, wir hätten es nicht gefunden, der ruft mich postwendend zurück und erklärt mir, der Motor müsse kalt sein, wir sollten noch heute abend hochfahren und an der Werkstatt parken.
(Den Termin mit einem deutschen Mechatroniker, der wohl alles auslesen könne, hatte Heidruns Freund ratzfatz vermittelt über eben Marcel, auch einen Deutschen, der schon seit 30 Jahren auf den Kanaren lebt. Hier läuft halt alles über Beziehungen. Die machen alle auch gar keine Werbung, das Geschäft läuft eben einfach „so“.....) Ups. Fehler reingebracht.
Ich hatte Heidrun vorgeschlagen, sie solle morgen mit Bus nach Morro Jable fahren, mit dem Wanderbus 101 bis Gran Vallee, dann rüber nach Cofete wandern und sollte Kästchen gesund sein, würde ich sie dann an der Bushaltestelle, wo sie mit diesem schicken Wanderbüs-chen ankäme, abholen und wir würden weiter sehen. Sie war zunächst ganz begeistert, hatte dann aber doch Bedenken, weil ihr Rückflug ja von Lanzarote am Dienstag vormittag gehen würde. Es hätte alternativ am Dienstag nachmittag auch einen Flug von Fuerteventura nach Nürnberg für knapp 40€ gegeben, aber ich glaube, sie traute dem Frieden nicht, obwohl ich das noch am Montagmorgen gecheckt hatte. Sie wolle lieber mit mir in die Werkstatt fahren – und nach dem Anruf, der den vielleicht letzten Abend direkt am Meer für sie zunichte machte ---------- tuckerten wir halt hinauf – die nicht mal 20km bis zu der Werkstatt, die wir dann natürlich sofort fanden. Hatten Spass mit 2 schönen schwarzen Hunden, die aber sicher Herrle und Fraule hatten, war ganz nett – aber am Meer wäre es halt netter gewesen. Schade. Kästchen übrigens schnurrt und schnurrt und schnurrt. Es verfestigt sich die Idee, dass gar nix fehlt...
Montag, 21. Januar 2019
Wir stehen rechtzeitig auf, richten alles für Abfahrt oder Hierlassen und warten. Wir warten dann mal. Wir warten. Wir warten. Wir warten. Marcel, der Eigner der Werkstatt taucht auf, erklärt uns, mein Mechatroniker sei unterwegs, wir sollten entspannt noch Kaffee trinken, es ist schade um Heidruns letzten Tag, das tut mir ehrlich leid, aber sie meint tapfer, macht doch nix.Der langen Rede gar kein Sinn – dieser gute Mann Alex – ein ausgewanderter Deutscher, erklärt mir alles ganz und ganz genau. Er findet keinen Fehler. Es passt alles super. Lässt sich nochmal und nochmal den Hergang der Geräusche erklären und kommt (wie mittlerweile ich auch) zu dem Schluss, dass der falsch getankte Diesel für 10€, den der Liebste mal reingelassen hatte, evtl. für diese Geräusche verantwortlich hätte sein können. Es würde alles stimmen, von Temperaturen, Abgaswerten, bla und bla.
Es wäre ein gängiges Geschäftsmodell auf der Insel, den Leuten mal einen größeren Schaden zu diagnostizieren, das Fahrzeug mal eine Zeitlang stehenzulassen, eine Motorwäsche zu machen und eine schöne große Rechnung zu schreiben. 1+1 zusammengezählt, könnte das tatsächlich in meinem Fall so gewesen sein. 3 Wochen das Auto stehen lassen. Nein, eine mitgebrachte Pumpe könne man nicht einbauen, eine Werkstatt, die eine mitgebrachte Pumpe einbaut, gibt es schlichtweg nicht. Ich glaube es nicht, aber es ist so. Hatte ja meine Mobilitätsversicherung in die Pflicht genommen, auch die fanden nur eine Werkstatt, die „keinerlei Gewährleistung“ für den Einbau der Pumpe übernehmen würde. Laut meinem Kfz-Menschen in D, ein Zustand, der in Europa nicht möglich sei. Was für ein unglaubliches Desaster. Der Gedanke, denen derart auf den Leim gegangen zu sein, stresst mich doch noch einige Momente. Schließlich habe ich hier eine Einspritzpumpe für 780€ stehen, die einerseits noch nicht bezahlt, andererseits aber auch nicht eingebaut ist – und nochmal andererseits gar nicht gebraucht wurde und einmal quer durch Europa transportiert wurde. Was ja alles nicht nichts kostet. Es wird Lehrgeld.....
Heidrun und ich machen uns auf, es gibt kein Halten, wir fahren nach Corralejo. Endlich endlich will ich runter von Fuerteventura, bin fast 4 Wochen hier, lange lange Zeit. Geplant war ja, dass wir Freitag oder Samstag rüberfahren – aber – naja. Jetzt muss einfach alles gut sein. Fahren an den Hafen, Heidrun macht noch Mitteilungen mit ihren Freunden, wir treffen uns noch auf einen Kaffee mit ihnen in Corralejo, was noch richtig nett ist. Schöner Abschied, schöner Kontakt. Wir kommen wieder!!
Danach marschieren wir dann selbstbewusst zur Fährlinie, bei der wir das 15h Boot nehmen wollen. Denkste. Das ist voll. Das nächste geht um 17h, aber wir könnten stehenbleiben, haben Warteziffer 16, vielleicht kommen wir ja doch noch mit. Spannend. Der Verlademeister verkündet offenbar AUS, ich marschiere Sofort ins Büro und lasse mein 17h Ticket bestätigen, erfahre, dass ich das Auto hier und da parken könne, also in erster Reihe, da eröffnet mir Heidrun, es wäre noch einer gekommen, der gefragt hätte, ob sie der „Driver“ sei, was sie verneint hätte, ich war eben im Büro – wir wären doch noch mitgekommen. Paaaahhhhhhh nööööööööö. So eine Schei......
Jetzt aber ganz ganz schnell ins Örtli und der Unterhopfung vorgesorgt. Als wir nach wunderbarem In der Sonne Sitzen zurück kommen, geht das mit der Verladung relativ schnell. Es ist ein ganz ein modernes Schiff mit Sitzen teils wie im Flieger, teils an Rundtischen, wir nehmen Platz. Nachdem es heute recht windig und Heidrun kein bisschen seefest ist, eine gute Idee. Jaaa, es schaukelt schon a bissi – die Speitüten die ich ihr gebracht hatte und die sie nicht benutzt hatte, habe ich heute noch auf der Beifahrerseite im Kästchen. Man weiss ja nie...... In Lanzarote angekommen, muss ich ihr unbedingt noch was Schönes offerieren. Gerne wäre ich mit ihr zum Surferstrand bei den Famarabergen gefahren, aber vielleicht wäre das bis Sonnenuntergang zu weit gewesen. Ich entscheide mich für El Golfo, wo der Atlantik an der Westseite immer wieder ungezügelt reinknallt. Außerdem will sie nochmal schön Essen gehen. Das schaffen wir.
3- Die Grüne Lagune.JPG
4- Vulkanstrand El Golfo.JPG
Es wird ein wunderbarer, wunderscöner, dem ganzen Blödsinn angemessener, Abend. Wir gehen spät zutiefst beseelt ins Wohnmobil, Heidrun ist zutiefst beglückt, ich bin ja sowieso tiefenentspannt, es freut mich, wenn es gelingt, sie glücklich zu machen. Der ganze Ärger um das Auto fällt über Nacht von mir ab, ich schlafe fast keine Stunde, um mir dieses alles vorzustellen, was mir hier widerfahren war. Es wäre wirklich schmerzensgeldwürdig. Aber es ist vorbei. Gut so.