Ihr habt natürlich alle Recht, unbestritten. Ja, auch ich kenne (nicht aus eigenem Verzehr) diese Grillfleischdinger aus den Discountern, fertige "Salate" und vieles mehr. Und Jackpaulchen, was ist an Paprika aus Afrika schlimmer als aus Spanien, von dort kommt doch das meiste unseres Saatguts und die schönen Rosen, die im Bund für 2€ beim heiligen Aldi vertickt werden.
Und dass Klamotten aus Bangladesh usw kommen ist auch nix neues - und dass dort die Arbeitsbedingungen schlimmstens sind, auch nicht. Obwohl sich ja seit dem Einsturz dieser einen Firma vor einigen Jahren angeblich doch etwas "verbessert" haben soll. Klar. Man hat 60.000 Chinesen in die Toscana gebracht, die dort unter gleichen Bedingungen wie in ihrer Heimat Kleidung fertigen. In der dann "Made in Italy" steht. Feine Sache.
Und Havoerred, es ist vielleicht branchenabhängig, in welchen Arbeitsverhältnissen die Menschen arbeiten. In der Dienstleistung ist es durchaus üblich, dass Arbeitszeiten geleistet werden, die anderswo nicht andenkbar wären. Oder man besehe sich auch die Schichtdienste in den Krankenhäusern mit Bereitschaft, auf welche Stundenzahlen ohne größere Pause die kommen. Und solche Menschen entscheiden im Fall über Leben und Tod. Ich gebe Dir durchaus Recht, auch in Deutschland liegt ganz ganz vieles im argen. Ich bin selber Betroffene, weil ich selber in ähnlichen Arbeitsverhältnissen beschäftigt bin, im Moment grad halt mal nicht, aber das ist vergänglich. Ich möchte das jetzt hier nicht weiter ausbreiten, aber ich könnte Dir Dinge schildern, wo Dir die Haare zu Berge stehen. Und ich bin kein Einwanderer, kein Asylsuchender, sondern von Geburt an deutsche Staatsangehörige mit Eltern der gleichen Staatsangehörigkeit.
Dann muss ich aber auch mal die Betriebe, die osteuropäische Erntehelfer beschäftigen, ein ganz kleines wenig in Schutz nehmen. Dort, woher ich meinen Spargel kaufe, ist ein reiner Familienbetrieb, da muss während der Spargelzeit die ganze weitläufige Familie ran, allerdings ist das auch ein "übersichtlicher" Hof, man produziert aber höchste Qualität, die trotzdem noch günstiger ist, als Klasse-I-Spargel aus dem vielgelobten Schrobenhausen. Der andere Obst- und Spargelhof, bei dem ich gern einkaufe, hat alle Jahre wieder die gleichen Erntehelfer aus Polen, die werden auch nicht irgendwie ausgebeutet, sondern kommen gern, weil sie gutes Geld bekommen für ihre gute Arbeit. Da sind Polizisten und Lehrer darunter, die sich einen Einkommensschub verdienen während der Spargel-/Kirschen-/Äpfelzeit. Und sind anständig untergebracht. Der Hof ist das vom Bruder einer Bekannten aus dem Dorf übernommene und als Landwirtschaft und Gastwirtschaft betriebene Elternhaus. Auch bei uns im Nürnberger Knoblauchsland, dem Hauptanbaugebiet für Nürnberg, gibt es mittlerweile riesige Gewächshäuser. Ich bin neulich erst drüber geflogen, es ist - in welchem Sinn auch immer - beeindruckend. Gehe aber mal nicht davon aus, dass die Leute, die dort so beschäftigt sind, derart ausgebeutet werden wie die in den südspanischen Folienhausanlagen.
Und dass "Bio"-Ware in den Supermärkten weitgehend eine Lachnummer bzw. eine riesengroße Verarsche ist, dürfte sich mittlerweile auch rumgesprochen haben. Toll finde ich zB in jedem Frühjahr die ägyptischen Bio-Früh-Kartoffeln. Ein Traum.
Naja. Ich wollte halt einen Tipp abgeben zu dem, was einem auf dem Weg in den sonnigen spanischen oder portugiesischen Süden begegnen kann. Was der eine oder andere damit anfängt, sei ihm überlassen. Ich persönlich habe mein Konsumverhalten schon vor Jahrzehnten in eine andere Richtung entwickelt, was mir oft einbringt, ich wäre altmodisch. Naja. Bin ich halt altmodisch. Bin ja auch nicht mehr jung. Passt doch.
Gute Unterhaltung!