Aufklärungsflug am 13. Dezember 2008

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Achim
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Aufklärungsflug am 13. Dezember 2008

Beitrag von Achim »

"Man sollte sich nicht im Casino aufhalten, wenn man frei hat!", ging mir durch den Kopf, als heute Nachmittag, Skylape und ich hatten uns gerade ein Bier bestellt, unser CO ins Casino gestürmt kam! "Kein Alkohol! Mitkommen!" lautete sein knappes Kommando. Am Tonfall seiner Stimme war zu hören, dass jeglicher Widerspruch sinnlos gewesen wäre. Wir ließen das Bier sausen und folgten ihm in den Briefingraum.
Dort erfuhren wir, dass die Lage sich verschärft haben musste. Offenbar gab es in der Adria Truppenbewegungen, über deren Ausmaß man sich aufgrund schlechter Sichtbedingungen für Satellitenaufklärung kein Bild machen konnte. Eine Aufklärung mit tieffliegenden F16 wurde angefordert. Tja, und weil die Einsatzbereitschaft gerade schon ausgeflogen war, wurde unser CO eingeteilt, einen Flight zusammen zu stellen. Der Personalmangel in der Airbase geht offenbar schon so weit, dass Flugschüler zu Aufklärungsflügen eingeteilt werden. Wo sollte das noch hinführen?
Zu viert gingen wir zu den Maschinen, die bereits für uns gestartet worden waren. Es musste also sehr eilig sein. Auf dem Weg zu den Flugzeugen unterrichtete uns unser CO, dass der im Briefing ausgegebene Flugplan vorläufigen Charakter habe. Es könne sein, dass uns die tatsächliche Zielpositionen erst auf dem Flug mitgeteilt würden. Na Prima! Erst am Donnerstag hatten wir im Unterricht gelernt, wie man Waypoints eingibt. An diesem, eigentlich freien Samstag sollten wir das schon im Echteinsatz beherrschen! "Wie stellen die sich das eigentlich vor?" ging mir durch den Kopf. Es war gut, dass ich das Ganze, sozusagen als Fleißarbeit, schon am Freitagabend und am Samstagvormittag im Simulator geübt hatte. Diese Übungsflüge im Simulator waren auch der Grund dafür, dass ich das Wochenende auf der Airbase verbringen wollte. Eigentlich hätte unser CO das gar nicht wissen sollen. Auf die Schnelle lernten wir aber noch mehr: unter den Bauch unserer F16 hatte man eine Kamera geschnallt. Die sollten wir bedienen können. Klasse! Wie fliegen als Hoffotografen der Army. Allerlei Gedanken gingen mir durch den Kopf. Leider hatte ich die Bedienung der Kamera nicht im Simulator über können.
Nach dem Takeoff führte uns unser Flug über die Adria Richtung Osten. Die vorgelagerten Inseln an der Küste von Orangeland waren unser vorläufiges Ziel. Tatsächlich hatten wir die Inseln schon im Sichtbereich, als die Koordinaten durchgegeben wurden, an denen feindliche Truppenkonzentrationen vermutet wurden. Wir stellten die Koordinaten ein und änderten die Flugrichtung. Als wir in die Nähe der vermuteten Zielkoordinaten kamen, gab unser CO, der die Position 1 unseres Flights inne hatte, den Befehl, die Formation aufzulösen und auszuschwärmen, um nach verdächtigen Bewegungen zu suchen. Keinesfalls sollten wir den Kopf über 2000 Fuß Flughöhe heraus strecken, um zu verhindern, dass das feindliche Radar uns erfasst.
Schnell machte ich einen Verband von zwei Schiffen, hinter einer kleinen Insel aus. Im Tiefflug überflog ich die Schiffe und machte meine Aufnahmen. Immer noch unter 1000 Fuß, zog ich die Maschine um 180° herum und überflog die Schiffe nochmals, während die Kamera unter mir hoffentlich gute Bilder produzierte. Danach versicherte ich mich, dass hinter der Insel keine weiteren Schiffe mehr zu sehen waren und wollte gerade zu meiner Nr. 1 zurückkehren, als im Radar gelbe Punkte auftauchten. Fast gleichzeitig kam auch die Durchsage vom CO: feindliche Flugzeuge voraus. Geschwindigkeit ca. 250kn. Ich preschte mit fast doppelter Geschwindigkeit auf die Stelle zu, auf der im HSD eines der vom CO aufgeschalteten Feindflugzeige zu sehen war. Nebenbei musste ich die Insel überqueren, was einen kurzzeitigen Aufstieg über 2000 Fuß erforderlich machte. Ich überflog die Insel ausgerechnet an der höchsten Erhebung. Gott sei Dank hatte ich das Bodenradar rechtzeitig eingeschaltet. Mit seiner Hilfe konnte ich dem Bergmassiv nach oben ausweichen und gleich anschließend wieder in den Tiefflug hinabtauchen. Jetzt hatte ich die Flugzeuge visuell vor mir. Es handelte sich um Turboprop-Transportmaschinen. Ich reduzierte meine Geschwindigkeit, näherte mich von hinten an und machte meine Fotos. Da ich immer noch viel schneller war, als die Transportmaschinen und nicht gesehen werden wollte, drehte ich nach rechts ab um weitere Geschwindigkeit abzubauen. Mit ebenfalls 250kn korrigierte ich den Kurs wieder und diesmal konnte ich mich direkt hinter das Heck der letzten Transportmaschine setzen um mehrere Vollformataufnahmen zu machen. Nach erfolgreicher Bewältigung der gestellten Aufgabe ging es nun darum, die gemachten Aufnahmen unbeschädigt nach Hause zu bringen.
Bei Ankunft in Amendola wurde unser CO als erster, ich als zweiter zur Landung eingeteilt. Ich hatte das Fahrwerk schon lange draußen und war keine halbe Meile mehr vor dem Aufsetzpunkt, als die Towertussi mich anwies, den Landeanflug abzubrechen. Also gut: Fahrwerk, Klappen und Nachbrenner rein. Beim Durchstarten sah ich den Grund für die Aufforderung zum Durchstarten: mein CO rollte noch auf der Runway. Ich wurde auf Gegenkurs geschickt, um einen erneuten Landeanflug durchzuführen. Inzwischen wurde mein Kumpel Skylape zur Landung berufen. Offenbar setzte er die Maschine auch sanft, aber etwas zu langsam auf, was dazu führte, das die Nachbrennerdüse über den Asphalt schliff, was das Absterben des Triebwerks zur Folge hatte. Er stand nun auf der linke Hälfte der Runway und konnte sie nicht mehr verlassen. Über Funk bekam ich mitgeteilt, dass ich mich auf die rechte Hälfte der Landebahn konzentrieren sollte. Geschwindigkeit, Kurs, Neigungswinkel, rechte Hälfte der Runway, Geschwindigkeit, Kurs, Neigungswinkel, rechte Hälfte der Runway...
Während der Landung arbeitete mein Gehirn auf Hochtouren. Sämtliche Parameter müssen stimmen und gegeneinander abgeglichen werden. Sanft setzte die Maschine rechts der Mittellinie auf. Skylapes F16 sah ich nur aus den Augenwinkeln vorbei huschen. "Saubere Landung, gut gemacht!" hörte ich das Lob meines CO über Funk. Erst jetzt konnte ich wieder atmen. Runterbremsen, auf die Taxiway abbiegen, Maschine parken und abschalten.
Während sie die Bodencrew über unsere Kameras hermachte, schlenderten wir erlöst in den Briefingraum zurück. Kurze Zeit später waren die Fotos ausgewertet und unsere Aufnahmen als exzellent bewertet worden. Gott sei Dank! Im Nachhinein freute ich mich, dass ich heute Nachmittag zufällig im Casino saß, als unser CO hereingestürmt kam. Und das Bier, das hatten Skylape und ich uns jetzt redlich verdient!


Gantu
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Re: Aufklärungsflug am 13. Dezember 2008

Beitrag von Gantu »

Gut gemacht Männer, Ihr ward eben weg als ich auf der Basis eingtroffen bin.
Alle die noch was zu sagen hatten, mir verboten hinterher zu jagen; Euer Auftrag sei zu gefährlich und ausserdem zu wichtig
als dass eine Unachtsamkeit ihn gefährden könnte. Schade, ich hätte ich gerne unterstützt.


skylape
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Re: Aufklärungsflug am 13. Dezember 2008

Beitrag von skylape »

8-) Als ich im Casino neben Phönix gerade mein Bier zum Trinken ansetzte kam schon unser Co herangestürmt, Phönix hatte ja schon ausführlich die ganze Situation geschildert, nur was beide nicht wußten, ich hatte auf dem Weg zum Casino kurz am Tower halt gemacht, um mal die Blondine zu besuchen, und wie es der Zufall will, kam Sie mir gerade unverhofft entgegen.
Tja, so schüchtern wie ich bin, lud ich Sie gleich zu einem Glühwein im Casino ein, das war schon eine Stunde bevor ich Phönix allein an unserem Stammtisch antraf, und um ehrlich zu sein blieb es nicht bei einem Glühwein, aber mehr sage ich nicht dazu. ;)
Als ich auf der Startbahn stand und den Schubhebel nach vorne schon, schob sich auch mein Magen richtung Aufwärts......... bloß nicht, dachte ich, bleib bloß wo du bist, die Flecken gehen nicht raus, und ich will nicht das ganze Wochende das Cockpit putzen.
Nun als "Burning-Man", durfte ich nicht schon wieder bei diesem heiklen Flug gleich meinen Treibstoff durch den Nachbrenner verheizen, so hielt ich mich an die die Anweisungen unseres Co und schaute immer mit einem Auge auf den Leistungsanzeiger des Triebwerkes.
Das bisschen Alkohol im Blut zeigte wirkung, ich bekam zwar alles mit, aber irgendwie klappte die Koordination der Extremitäten nicht so ganz, und die Wortwahl schien auch schon mal besser zu sein, dachte ich mir.
Aber als ich da vor der Küste des Gegners im Tiefflug in 1000-500 fts über den schönen Strandabschnitt dahinschwebte, war ich hellwach, meine Augen spionierten jeden Grashalm ab, ob sich da irgendwelche gegenerischen Aktivitäten abzeichnenten, alles negativ auf meiner Seite.

Der Befehl zum Aufklären der fremden Flugbewegnungen ertönte in meinen Ohren, so daß ich blitzschnell die Maschine abdrehte und wie eine Skysurver über die Wellen dahin glitt in Richtung meiner Kammeraden.
Ich hatte zwar mein Visier aufgeklappt, denn meine Augen waren leicht benebelt, aber ich konnte trotzdem den Lastentransporter nicht auswendig machen, meine Kamera hatte ich trotzdem scharf geamcht, wie es sich für einen Fotografen so gehört.
Aus dem linken Augenwinkel sah ich blitzschnell was vor mir her fliegen, es mußte einer der Transportflugzeuge sein, warum hatte das Radr es nicht angezeigt? Auf jeden Fall löste ich den Feuerknopft um die Fotos zu schießen, ich schwenkte mit dem gegenerischn Flugzeug und hatte es frontal im Blickfeld, die Bilder müssen klasse werden, dachte ich.
Wieder ein Funkspruch mit dem Befehl die Formation einzunehmen und den nächsten Punkt anzufliegen, schade, das hatte so richtig Spaß gemacht, gut das der Punkt schon fest im Speicher der Maschine stand, denn ich hatte die Eingaben des neuen Zielpunktes noch nicht lange genug geübt, ist halt etwas umständlich, aber das wird schon.

Oh je, das Landen stand wieder an, verdammt noch mal, ging es mir durch den Kopf, ich bin der Bruchpilot der Airbase, diesen Spitznamen will ich entlich verlieren, so höhrte ich genau meiner neuen Bekanntschaft zu, die Blondine im Tower meine ich, die ich vor einer Stunde im Casino näher kennengelernt hatte, diese liebliche aber energische Stimme, die wie Eis auf meiner Haut dahin schmolz......
Schub, Seitenruder, Fahrwerk, Höhe, Schub, Seitenruder, Höhe, Schub, Landebahn, Landemarkierung, Gleitweg, Höhe, ................. verdammt, Nase zu hoch, Hintern zu tief, was mach ich nur ?
Selbst schuld "Herr Bruchpilot, was habe ich Dir gesagt ..... ??", beschimpfte die Blondine mich, nach dem ich wieder ins Casino zurück kam und Sie am Tisch an der kleiner gemütlichen Ecke saß, "entschuldige ich ......" fing ich an zu stottern, "es tut mir leid", kam gerade noch aus mir raus, "Ich hatte vergessen dir.....", da kam schon der CO und Phönix durch die Tür des Casinos. :cool1


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Re: Aufklärungsflug am 13. Dezember 2008

Beitrag von Achim »

skylape hat geschrieben:... bloß nicht, dachte ich, bleib bloß wo du bist, die Flecken gehen nicht raus, und ich will nicht das ganze Wochende das Cockpit putzen.
http://smileys.on-my-web.com/repository ... ol-045.gif


wienix
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Re: Aufklärungsflug am 13. Dezember 2008

Beitrag von wienix »

Schlagzeilen der internationalen Presse von heute morgen:

- Angriff auf Adriainseln bewiesen, UN-Sicherheitsrat einberufen !

- Wir haben sie mit runtergelassenen Hosen erwischt ! (eine bildreiche deutsche tageszeitung)

- Luftaufklärung der UNPROFOR leistet Unglaubliches !

- Fallschirmjäger besetzen Inseln in der Adria !
.
(...natürlich und glücklicherweise nur in unserem Szenario ... :D )


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Re: Aufklärungsflug am 13. Dezember 2008

Beitrag von wienix »

Tja, so schüchtern wie ich bin, lud ich Sie gleich zu einem Glühwein im Casino ein, das war schon eine Stunde bevor ich Phönix allein an unserem Stammtisch antraf, und um ehrlich zu sein blieb es nicht bei einem Glühwein, aber mehr sage ich nicht dazu.
...Skylape, pilot und ornithologe ! :lach1


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Re: Aufklärungsflug am 13. Dezember 2008

Beitrag von skylape »

wienix hat geschrieben:
Tja, so schüchtern wie ich bin, lud ich Sie gleich zu einem Glühwein im Casino ein, das war schon eine Stunde bevor ich Phönix allein an unserem Stammtisch antraf, und um ehrlich zu sein blieb es nicht bei einem Glühwein, aber mehr sage ich nicht dazu.
...Skylape, pilot und ornithologe ! :lach1
:mrgreen: :cool1


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Re: Aufklärungsflug am 13. Dezember 2008

Beitrag von Achim »

skylape hat geschrieben:.. schüchtern wie ich bin, ... aber mehr sage ich nicht dazu.
Ich hab' mir schon gedacht, dass da zwischen dir und der Dame vom Amt... äh... Tower was läuft. Deshalb holt sie dich auch meistens zuerst herunter. Darf ich sie weiterhin Towertussi nennen, oder bekomme ich dann Ärger mit dir?


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Re: Aufklärungsflug am 13. Dezember 2008

Beitrag von skylape »

Ja, ja, macht euch nur lustig über mich, es ist immer gut jemand hinter sich zu haben, und wenn es auch die Tochter des Admirals ist. :cool1


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Re: Aufklärungsflug am 13. Dezember 2008

Beitrag von Achim »

skylape hat geschrieben:... und wenn es auch die Tochter des Admirals ist. :cool1
Ups, das wusste ich nicht! Dann muss ich mir künftig das Wort "Towertussi" verkneifen. :roll:


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