Teil 6 Wieder unterwegs in Marokko

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Hannibal
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Teil 6 Wieder unterwegs in Marokko

Beitrag von Hannibal »

Hier ein weiterer Bericht von mir (ob hier wohl jemand drauf antwortet........?)



Montag, 01.01.und Dienstag, 02.01.2012
Ich hoffe, dass wir an dieses Jahr – trotz der Prognosen der Maya (einer präkolumbianischen Hochkultur) vom 21.12.2012 – noch weitere Jahre an unser Leben anhängen können. Geht es nach ihnen, ist der 21.12.2012 der letzte Tag der Erde. An dem Tag findet die alljährliche Wintersonnenwende statt. Aus astronomischer Sicht kann in der Tat etwas Außergewöhnliches passieren. Eine sehr ungewöhnliche und seltene Planetenkonstellation sorgt dafür, dass die Sonne an diesem Tag das Zentrum der Milchstrasse einnimmt. Dies geschieht nur alle 26.000 Jahre und wird durch die schräge Erdachse ausgelöst, die sich einmal kreisförmig dreht. (Info entnommen aus dem Internet).
Auch das Jahr 2012 fängt für mich gut an, denn: die Zahnschmerzen sind verschwunden, das ist doch wohl was!!! Der Nerv hat sich beruhigt. Zu Hause werde ich aber sofort meinen Zahnarzt aufsuchen und untersuchen lassen, was da los war. Ich war in der Apotheke um weitere Medikamente zu kaufen. Hier kann man Antibiotika auch ohne Rezept kaufen.


Am Neujahrsmorgen machen wir eine lange Strandwanderung. Ein herrliches Wetter wird uns jeden Tag beschert und wir bedauern die Daheimgebliebenen. Aber sie können sich auch aufmachen, dieses Sonnenland zu besuchen.
Am Montag war nur relaxen angesagt. Am Dienstag sind wir mit unseren beiden Kindern nach Agadir gefahren um ihnen das Umland und den hervorragenden Strand mit den tollen Hotels zu zeigen. Agadir ist die Hochburg des marokkanischen Tourismus. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, die zu den reichsten Marokkos zählt. Die Stadt verfügt über den größten Fischereihafen des Landes, der wichtigste Wirtschaftszweig Agadirs ist die Fischindustrie. Der Fischhandel findet hauptsächlich in einer großen Lagerhalle statt, hinter deren Wände zahlreiche Meeresfrüchte versteigert werden. Die zweite große Einnahmequelle der Stadt ist die Tourismusindustrie, an dritter Stelle folgen Landwirtschaft und Viehzucht. Die Böden können durch die im Atlasgebirge gelegenen großen Stauseen ausreichend bewässert werden und sind daher äüßerst fruchtbar. Die 1960 von einem Erdbeben völlig zerstörte Stadt hat heute europäisches Flair. Und bis zu 8 Stockwerke zählende Hotelbauten finden sich im Stadtbild wieder; obwohl diese Bauweise – zumindest unmittelbar nach dem Beben – verboten war. Einen schönen Blick über Agadir bietet der 216 Meter hohe Kuppelberg. Von hier aus sind die 3 km lange Strandpromenade und auch das Hafengelände gut zu überblicken. Eine Medina sucht man aber leider vergebens. Die alten Gebäude wurden nach dem Erdbeben planiert.


Dienstag, 03.01.2012
Der heutige Tag ist für die Fahrt nach Marrekech reserviert. Früh um 7:30 Uhr frühstücken wir bei unseren beiden im Chalet um dann gegen 9 Uhr die Reise anzutreten. Die neue Autobahn ist in meinem Navi noch nicht existent, denn dauern sagt mir die Dame Lisa „wenden Sie“, oder „nach 100 m rechts abbiegen“. Wir lassen uns aber nicht irritieren, schalten die Stimme aus um Infos über die an der AB liegenden Städtenamen zu bekommen. Im Buch der Womo-Reihe, Band 67, Mit dem Wohnmobil nach Marokko, lesen wir die Begleitung zu unserer Tour laut durch. Am Anfang der Autobahn müssen wir ein Ticket aus einem Automaten ziehen. Wenn wir abfahren wird die Maut bezahlt. Die zu beiden Seiten der AB liegende Bergwelt ist auch für meine beiden ein eindrucksvoller Moment. Viele Fotos werden aus dem fahrenden Auto geschossen. Leider gibt es keine Haltemöglichkeiten um alles in Ruhe zu betrachten. Zur Rechten liegt einer der vielen Stauseen, die wir in der Tour im letzten Jahr auf Landstraßen besuchten. An den Hängen sind einige Höhlen, in denen noch heute Menschen wohnen. Jetzt während der Fahrt kann ich sie nicht finden, denn ich bin, wie immer, die Fahrerin. Das Auto muss viele Höhenkilometer überwinden. Ein ständiges Schalten der Gänge ist erforderlich. Nach einer Kurve sehen wir auf der gegenüberliegenden Bahn einen LKW, der in den Mittelstreifen aus Beton hineingefahren ist. Ein Abschleppwagen und ein Krankenwagen stehen auch bereits dort. Wir haben diesen Teil der AB bereits auf der Hinfahrt passiert und die vielen Stoppstreifen an der AB gesehen. Viele hatten schon Spuren von LKWs darin, sie werden wohl fleißig benutzt, denn es fahren offensichtlich viele alte LKWs, die nicht so „in Schuss gehalten werden“ wie es in Deutschen Landen üblich ist. Ich bin nur froh, dass ich solchen Ungetümen mit mordsmäßig hoher Beladung nicht hinter mir hatte....

In der Hochebene um Marrakech sehen wir die schneebedeckten Berge des Hohen Atlas. Hier ist Skifahren zu jeder Jahreszeit möglich. So langsam schlafen alle im Auto ein, denn die Hochebene hat nichts Interessantes zu bieten. Während die Dörfer rechts und links der Ab spannender waren. Die Häuser sind aus dem gleichen Ton der Erde gebaut und kaum auszumachen. Sie schmiegen sich in die Bergwelt hinein.

Sonja hat über das Internet ein Hotel in Marrakech gebucht und ist sehr gespannt, was sie dort erwartet. Wir haben schon viel von Marrakech erzählt und nun sind sie neugierig. Wir fahren von der Autobahn ab auf die N 8 am Ort M.-Quest-Oydaya. Es geht eine lange gerade Straße in Richtung Marrakech. Und hier angekommen, tobt der Bär. Hier ist ein Gewusel von Autos, Taxen, Omnibussen, Pferdefuhrwerken, und vor allem Mopeds und Fahrrädern. Überalle laufen die Menschen über die Straße. Und in all diesen Geräuschen und Gehupe muss ich auf die roten Ampeln achten, auf den Weg, um an den Stellplatz zu kommen. Das war für mich schon ein Meisterstück an Fahrerei. Und es passiert doch! An der Koutibia-Moschee, die ich umrunden muss, fahre ich mit allen anderen Autos nach einer Haltezeit an einer Ampel an und werde von einem Polizisten an den Rand gewunken. „Madame, Papiere bitte“ sagt er zu mir am offenen Fenster. Ich gebe Fahrzeugschein und Führerschein heraus und bekomme es postwendend zzurück, er sieht sie kaum an. Ein Wortschwall in Französischer Sprache ergießt sich über mich. . Ich sage auf Französisch, dass ich diese Sprache nicht spreche (das ist auch das Einzigste was ich in Französisch kann, außer den Tageszeiten). Er zeigt ein Blatt vor, darauf steht: 700 Dirham. Ich soll bei rot über die Ampel gefahren sein, will er mir sagen. Was ich nicht glaube, denn alle Autos fuhren zusammen mit mir los. Ich lege lauthals los und brülle ihn an: „no, Monsieure“ no, no no! Ich ziehe ihn am Ärmel und mache eine Neinbewegung mit dem Zeigefinger. Hallo, jetzt will er nur noch 500 DH, schreibt er in die offene Hand. Wieder brülle ich ihn an: NO! Ich hole meine Börse und ziehe zwei Hundert Dirham Scheine hervor. Die drücke ich ihm in die Hand und er verschwindet sofort von meinem Fenster und ist weg. Meine Angehörigen im Auto sind baff! „Wie hast du das nur gemacht“, rufen sie mir erstaunt zu? „Ja, man muss nur energisch auftreten“ ist meine Antwort. Der Polizist ließ die Hand mit dem Geld in seiner Hosentasche verschwinden. Das hat er sich „privat“ eingesteckt. Ein einträgliches Geschäft....
Aber dann finde ich schnell die Einfahrt zu dem Stellplatz am Friedhof, gegenüber der Koutoubia-Moschee. Die Nacht kostet 50 DH. Ein Parkwächter will sofort das Geld haben für die Nacht. Wir kennen aber die Regeln und sagen ihm, dass er morgen früh das Geld bekommt. Damit ist er dann auch zufrieden. Gegen 15 Uhr sind wir angekommen. Sonja und Dirk nehmen ihren Koffer und marschieren mit uns zu ihrem Hotel. Was sind wir alle angenehm überrascht. Durch schmale Gänge geht es um 100 Ecken herum und vor eine mit Holznägeln ausgestattete Tür. Nach dem Bimmeln öffnet ein junger Mann und führt uns in den Innenhof. Alles sauber und ordentlich. Er zeigt uns die Schlafräume, das Frühstückszimmer auf dem Dach und wir sind erfreut über diese wunderschönen Räume. Zufrieden lassen wir die jungen Leute zurück und verabreden uns für den späten Nachmittag zum Bummeln. Wir müssen erst mit unseren Hunden eine Runde gehen, was nur erschwert möglich ist, denn Großstädte sind nichts für Hunde, es gibt kaum Rasenflächen. Wo wir dann mit den Hunden hingehen, verschweigen wir lieber, obwohl der Parkwächter dieses ja nicht lesen wird........

Zum Abend gehen wir dann gemeinsam auf den Platz Djemmaa El Fna (der Platz der Gehenkten). Unsere Beiden staunen über diese Vielfalt der Menschen. Die in bunte lange Kleidung gehüllten Frauen und Männer sind für uns Europäer sehr orientalisch anzusehen, obwohl auch marokkanische Mädchen in europäischer Kleidung dazwischen auftauchen, eine Vielfalt der Kulturen. Juden, erkennbar an ihrem Bart, ihrer Kleidung und der Kippa auf dem Kopf (jüdische Kopfbedeckung). Hier leben alle Religionen in einer Eintracht mit- und nebeneinander, was ich mir auf der ganzen Welt wünsche.

Es wurden Stände aufgebaut und Feuerstellen entfacht. Hier gab es später Essbares. Aus dem Vorjahr weiß ich noch, dass auch viel fettes Fleisch angeboten wird. Oder für uns undefinierbar gekochtes, gesottenes frittiertes Essen. Gekochte Köpfe und Füße von Schafen, Ziegen und Kühen. Dazu rate ich meinen beiden ab. Wir gehen in ein Restaurant auf dem Platz, in welchem uns bekannte Speisen angeboten werden, wie Hähnchen Tajine usw. Ich esse eine Tajine mit Haschee, Rindfleischbällchen. Diese kocht und brodelt noch, als sie mir serviert wird, also ist Vorsicht geboten. Die anderen drei essen auch Tajine mit unterschiedlichen Einlagen. Es hat uns allen geschmeckt – niemand erkrankte daran, wie es mir im vergangenen Jahr ergangen ist. Auch den leckeren Pfefferminztee genossen wir und vor allem diese unterschiedlichen Menschen auf dem Platz, die an uns vorüber zogen. Natürlich wurden auch frisch gepresste Orangensäfte getrunken, das Glas für 4 DH (35 Cent). Wir gingen dann anschließend über den ganzen Platz und sahen Schlangenbeschwörer, die den Touristen die Schlangen um den Hals legten so dass ein Foto gemacht werden konnte. Affen, an Ketten gebunden, kletterten an den Menschen hoch, orientalisch gekleidete Tänzer mit ihren Musikern zogen über den Platz. Frauen, die die Hände der weiblichen Touristen mit Henna bemalen wollten boten ihre Künste an. Jede überschrie die andere und machte einen „noch besseren Preis“ als die Nachbarin. Kutscher mit ihren geschmückten Pferden fuhren auf dem Platz hin und her und wollten Touristenfahrten machen. Märchenerzählerinnen in absonderlichen Kostümen standen auf dem Platz, viele Menschen standen um sie herum und lauschten gebannt ihren Erzählungen, und das im Zeitalter des Fernsehens... Viele Kleinverkäufer hatten ihre Waren einfach auf der Erde liegen und boten sie zum Kauf an. Kosmetische Sachen, natürlich auch das hier bekannte Arganienöl oder –Kosmetik. Obst und Gemüse sowie Eisenwaren aus einem Haushaltwarengeschäft, alles lag auf der Erde herum.
Die Souks wurden am heutigen Abend ausgelassen. Dafür braucht man schon mehrere Stunden. Das wollten wir uns für morgen aufheben.
Nach dem Bummel wurde der heutige Tag abgeschlossen und für morgen verabredeten wir uns zum gemeinsamen Bummel durch die Souks und anderen Sehenswürdigkeiten.


Mittwoch, 04.01.2012
Gegen 10 Uhr trafen wir wieder mit Sonja und Dirk zusammen die von ihrem Hotel und dem köstlichen Frühstück auf der Dachterrasse schwärmten. Bevor wir uns in die Souks hineinwagten, wollten wir die Medersa Ben Youssouf besichtigen, eine Theologische Hochschule aus dem 16.Jahrhundert. Der Innehof mit seinem Wasserbecken, den Zedernholzschnitzereien, Keramikwänden und Stuckarbeiten soll unbeschreiblich schön sein. Aber leider hatte diese heute geschlossen.
Als nächstes heuerten wir einen Führer an, der uns durch die Altstadt zu den Färbereien führen sollte. Es war ein endlos langer Weg, der von dem Führer absichtlich durch viele enge Gänge führte, wie wir auf dem Rückweg, den wir allein gingen, bemerkten. Die Färbereien waren schon ein Erlebnis für sich. Zuerst kamen wir in einen Hinterhof, in dem die den Tieren abgeschorene Wolle lag. Von Ziegen, Schafen und Kamelen. Dann öffnete sich ein Tor und wir standen mitten unter den Färbern, die teilweise mit bloßen Füßen in Fässern die zu färbende Wolle hinuntertraten. Manche Färber hatten Gummistiefel an die bis zu den Leisten gingen. Ein unbeschreiblicher Gestank ging von den Fässern aus. Mir wurde ein frisches Bündel Pfefferminz gereicht, was ich als geruchsverbessernd vor die Nase hielt. In diesen Kübeln sollen Urinbeimischungen von Tieren und Menschen sein, so wurde mir erzählt. Ob das stimmt, musste ich zum Glück nicht nachprüfen.
Diese Art der Färberei hatte ich schon im Vorjahr in Fes durch unsere marokkanischen Freunde sehen können. Aber für meine beiden jungen Leute war es ein aufregendes Erlebnis. Wir wurden in einem Haus zur Dachterrasse geführt und hatten einen Gesamtüberblick über die Färbertöpfe und den Arbeitern. Natürlich wurden nach den Erläuterungen über die Herstellung des Leders auch Teppiche gebracht, was sicher ein Hauptanliegen unseres Führers war, der hier einen Prozentsatz bekommen würde, falls etwas gekauft wird. Meiner Tochter gefielen ein paar Teppiche, aber nach reiflicher Überlegung wurde man doch nicht handelseinig, da der Preis für einen Teppich, der in die engere Auswahl kam, doch zu hoch war.
So entließ uns der Führer unserem Schicksal den Platz Djemma el Fna zu finden, nachdem er einen Obulus für das Führen von uns bekommen hatte. Aber die alles überragende Moschee Koutoubia zeigte uns den Weg dorthin und im Nu waren wir wieder dort angelangt.

Am Platz angekommen kehrten wir in ein Cafe zum Essen ein. Hier in diesem Cafe wurde im April vergangenen Jahres ein Selbstmordattentat verübt, bei dem 16 Menschen ihr Leben ließen, darunter auch 11 Touristen. Man konnte aber nicht mehr erkennen, dass dieses Haus einmal Ziel eines Anschlages von El Kaida war. Ich gedachte im Stillen der Toten und bat um Vergebung, dass wir uns hier niedergelassen hatten....
Vor hier hatte man einen guten Überblick über den gesamten Platz.

Da unsere Hunde einige Zeit im Wohnmobil verbracht hatten, mussten Gabriele und ich zurück, um eine Hunderunde abzuhalten. Wir fuhren mit dem Wohnmobil in ein freies Gelände, welches ich auf der Fahrt zu dem Stellplatz gesehen hatte. Dort konnten unsere Hunde frei herumlaufen, was sie reichlich nutzten. Dem Parkwächter drückten wir ein Geldstück in die Hand, dass er uns den Stellplatz freihalten sollte, was er versprach.

Wir wollten den jungen Leuten auch die Möglichkeit geben, allein, auf eigene Faust Unternehmungen durchzuführen. Zum Abend hin wollten wir uns wieder treffen, um die Souks unsicher zu machen. Da wir marokkanische Sim-Karten in unseren Handys hatten, war eine Kommunikation per Handy gut möglich.

Zum Abend bin ich dann mit meinen Beiden in die Souks gegangen. Ich erstand einen schwarz-weißen Schal für 40 DH. Meine Tochter kaufte sich Silberschmuck – nach endlos langen Verhandlungen. In den Souks waren nicht so viele Menschen, wie ich das vom Vorjahr her kannte. Gegen 20 Uhr wurden viele Verkaufsstände geschlossen. Zum Wochenende ist hier sicher mehr los. Und so wurde noch einmal der Platz überquert, der sich im Dunkeln durch die schön beleuchtete Koutoubia-Moschee präsentierte.

Nach Rücksprache mit den beiden jungen Leuten sind wir übereingekommen, dass wir morgen die Rückreise nach Agadir starten. Die Eindrücke sind offensichtlich enorm und müssen bei den beiden erst mal verarbeitet werden. Aaaaber: wir wollen noch die Gradier-Gräber und das schönste Tor von Marrakech, sowie den Eingang zum Palast des Königs sehen, bzw. ich kann es ihnen zeigen...

Damit ist dieser Tag zu Ende und jeder sucht sein Nachtlager auf... Unser Wohnmobil ist von PKWs zugeparkt. Es herrscht eine drangvolle Enge. Viele italienische Wohnmobile sind angekommen und die Besatzungen stehen draußen herum und debattieren laut und lange..... Die Mentalität ist mir bekannt – aber ich schlafe trotzdem schnell ein, übermüdet!



Donnerstag, 05.01.2012
Sonja und Dirk kommen gegen 10 Uhr mit ihrem Rollkoffer bei uns am Wohnmobil an. Heute geht es wieder nach Agadir. Zuvor aber haben wir noch Besichtigungen vor. Dirk ist geschafft und bittet um Nachsicht, dass er nicht mitkommen möchte. Er hat Lesestoff dabei und möchte bei den Hunden im Womo bleiben. Auch gut, dann sind sie nicht so alleine.

So machen wir drei Frauen uns auf den Weg zu den Saadiergräbern. Die Saadier waren die letzte Dynastie vor der noch heute herrschenden Alaouiten-Familie. Von ihrer hohen Kultur zeugt ihre Nekropole, die nur durch ein unscheinbares Türchen zugänglich ist. Der ganze äußerst stimmungsvolle Komplex war jahrhundelang zugemauert und praktisch vergessen. Schon früh am Morgen sind viele Japaner hier und die Fotografiererei mit sich selbst vor den berühmten Gräbern nimmt kein Ende.

In diesem Stadtviertel befindet sich auch eines der schönsten Tore Marrakechs: Bab Agnaou, vom Ende des 12. Jahrhunderts. Auch hiervon werden Bilder gemacht, u.a. wie Sonja und Gabriele auf den dicken Pollern darin sitzen.

Und gegenüber ist der Eingang zum Königspalast. Als ich die Kamera hebe, um zu fotografieren, kommt ganz aufgeregt der Eingangswächter und macht abwehrende Handbewegungen – alles Militärische, Königliche oder Polizeiliche darf um keinen Preis der Welt fotografiert werden.... Aber da habe ich mein Bild bereits gemacht, zu spät.....
Es gibt in Marrakech noch so vieles zu sehen. Man könnte glatt eine ganze Woche hier verbringen und jeden Tag etwas Neues entdecken. Aber so viel Zeit haben wir nicht. Vielleicht beim nächsten Besuch......
Wir kommen auf dem Rückweg zum Wohnmobil noch an einem Gold- und Silberschmuckgeschäft vorbei. Hier findet Sonja noch Erlesenes aus Silber, was unbedingt als Erinnerung mit nach Deutschland muss, ist Verständlich!
In einem kleinen Straßensnack essen wir noch eine Kleinigkeit, um nicht im Womo noch etwas machen zu müssen. Für Dirk wird etwas mitgenommen.

Dann treffen wir unsere Reisevorbereitungen. Das Womo muss startklar gemacht werden. Es ist bereits 15 Uhr, als wir Marrakech wieder verlassen. Unseren beiden jungen Leuten hat es sehr gut gefallen. Und uns natürlich auch.

Unterwegs wird noch über viele Eindrücke geredet. Dirk löst mich auf der Autobahn mit dem Fahren ab, so dass ich mich zu Sonja und Gabriele setzen kann. Und wir machen etwas Verbotenes: wir Knobeln zum Zeitvertreib. Die Fahrt auf der AB ist sehr ruhig, nur wenige Fahrzeuge trifft man hier auf der mautpflichtigen Bahn an, so dass wir uns das einfach erlauben. Die Maut kostete 112 DH (ca. 10 Euro/pro Hin-und Rückfahrt). So verging die Zeit wie im Fluge.


Freitag, 06.01.2012
Wir müssen uns erst einmal von dem Marrakech-Tripp erholen und haben heute nichts mehr geplant. Unsere ehemaligen Nachbarn vom Campingplatz besuchen uns am Womo und wollen wissen, wie denn die Reise gewesen ist. So haben wir nette Unterhaltung.

Samstag, 07.01.2012 bis Dienstag, 10.01.2012
In diesen Tagen ist nichts Besonderes geschehen. Am Sonntag haben Sonja, Gabriele und ich Eckhard und Anne auf dem CP Atlanticapark besucht, der noch einmal 17 km weiter von unserem Standort entfernt ist. Sonja wollte diesen CP gerne einmal sehen, da dort riesengroße Schwimmbecken sind mit Rutschen. Aber zu dieser Jahreszeit ist alles geschlossen, besichtigen kann man es natürlich.

Am Montagabend gehen wir 4 noch einmal in das Restaurant am Meer, um ein gemeinsames Abend- und Abschiedsessen zu genießen. Ein wenig komisch ist es mir schon. Obwohl ich einerseits froh bin, dass wir ab morgen wieder allein sind – ist mir ein wenig wehmütig ums Herz. Ein wenig traurig bin ich dann doch, dass meine Tochter nicht mehr hier sein wird, und meinen Schwiegersohn mag ich auch sehr....
Und so naht das Ende des Urlaubs für Sonja und Dirk mit riesengroßen Schritten. So sehr sie auch die Sonne lieben, freuen sie sich wieder auf ihr heimatliches Umfeld, vor allem auf das eigene Bett (was ich gut nachvollziehen kann!).
Morgen, am Dienstag, bringen wir sie wieder zum Flughafen. Gegen 16 Uhr müssen sie dort sein.

Sonja und Dirk kommen am Dienstagmorgen zu uns zum Wohnmobil. Eigentlich wollten sie im Restaurant frühstücken, da sie ihr Chalet bereits aufgeräumt hatten. Aber im Restaurant war niemand zu erblicken, der sie hätte bedienen können, obwohl das so abgesprochen war. Na ja, marokkanische Uhren ticken halt etwas anders. So kommen die beiden noch einmal in den Genuss, bei uns im Wohnmobil frühstücken zu können. Das war auch ein netter Abschluss.

Danach holen wir sie an ihrem Chalet mit dem riesigen Gepäck ab, um nach Agadir zu fahren. Dort soll noch einmal der Souk erobert werden. Zeit bleibt reichlich dafür. Auch hier will Dirk nicht mit und bleibt im Womo, während Sonja, Gabriele und ich wieder hineingehen. Natürlich werden noch Geschenke für zu Hause gekauft. Eine neue Armbanduhr findet ihren Besitzer.... angeblich eine Markenuhr von Cartier!

Auf dem Weg zum Flughafen gibt es außerhalb von Agadir noch ein Tajineessen für uns Vier. Für alle 4 mit Wasser und Mandarinen kostete es 100 DH (9 Euro). So müssen meine beiden keinen Hunger schieben...

Als wir dann am Flughafengebäude ankommen, kommt sofort ein Polizist angerannt und schickt mich weg. Alle Plätze sind für die Polizei reserviert. Meine beiden heben ihre Koffer aus der Kiste, ein kurzes Drückerchen und weg sind sie. Mir ist das zu wenig. Ich fahre in den Bereich in dem ich parken kann, gehe mit den Hunden eine Gassirunde, binde sie am Womo an und gehe noch einmal in das Flughafengebäude, vielleicht treffe ich sie noch einmal. Ich sehe sie, wie sie vom Flugschalter zurückkommen, haben also das Gepäck schon eingecheckt. Ich verstecke mich hinter einer Säule und fotografiere sie, als sie in eine andere Richtung schauen. Ja, das war noch einmal eine Überraschung, als sie mich sahen. Nun kann ich sie richtig in die Arme nehmen und mich verabschieden. Sonja und Dirk freuen sich sichtlich. Wir setzen uns noch eine Weile in ein paar Sessel und sie erzählen, dass sie 30 Euro als Mehrgewicht bezahlen mussten. Ja die Geschenke haben doch einiges mehr an Gewicht. Aber dann ist es wirklich so weit, der Abschied naht. Sonja verspricht, eine SMS zu schicken sobald sie gelandet sind. Wir trennen uns und ich gehe zum Womo zurück.

Wir fahren zurück nach Agadir, was ca. 27 km entfernt liegt. Unterwegs halten wir noch am Einkaufscenter MARJANE, einem französischen Großmarkt, um einzukaufen und sind dann relativ geschafft wieder an unserem Stellplatz neben dem CP Atlanticaprk Immourane. Der CP ist total voll mit Franzosen. Die Womos stehen schon in den Fahrgängen oder zwischen zwei Stellplätzen im Fahrbereich. Hier würden wir keinen Platz mehr finden. Wir sprechen mit den Rezeptionsleuten und bekommen die Auskunft, dass wir in den nächsten Tagen noch Wäsche waschen dürfen, ebenso ver- und entsorgen können. Unser Aufenthalt in Agadir ist bald zu Ende – aber dies können wir noch machen und sind zufrieden, dass das gewährt wird.
Sonja schickte eine SMS, dass sie gut gelandet sind – nur das Wetter............


Mittwoch 11.01.2012
Heute ist Waschtag. Habe an meine beiden jungen Leute Handtücher, Trocken- und Spültücher und andere waschbaren Sachen ausgeliehen die nun wieder gewaschen werden mussten. Sie sollten die nicht auch noch im Koffer mitschleppen. Bettwäsche war vorhanden. Dies musste nun gereinigt werden. Das war aber auch alles was wir heute erledigten.



Donnerstag, 12.01.2012
An diesem Donnerstag ist hier ordentlich was los! Wir wollten mit Anne und Eckhard in den Bergen bei Aourir wandern gehen. Sie wollen uns einen neuen CP zeigen, dessen Besitzer sie gut kennen. Aber daraus wurde nichts, und das kam so:
Gegen 9:30 Uhr stehen wir vor Hassans Geschäft, es befindet sich an der N1, die nach Agadir führt, also neben der Schranke zur Durchfahrt zum CP. Hier sind viele Menschen versammelt, zum einen ist das normal, da hier auch eine Bushaltestelle ist. Aber es rennen junge Leute über die Straße, mit Knüppeln bewaffnet und rufen etwas, was wir natürlich nicht verstehen. Eine lange Schlange Autos hat sich gebildet, es ist kein Weiterkommen möglich. Aus Richtung Agadir kommt kein Auto mehr vorbei und in Richtung Agadir hat sich der Stau gebildet, bis weit hinter dem CP. Was ist hier los? Wir fragen Hassan, der gut Deutsch spricht. Er zeigt auf eine Rauchsäule, die in Richtung Aourir zu sehen ist und sagt, er wisse es auch nicht genau, irgendwer ist mit der Polizei dort in Rangeleien verwickelt. Vorsichtshalber schließt er sein Geschäft. Eine merkwürdige Angelegenheit. Viele Polizeiautos überholen die im Stau stehenden Autos, fahren auf der Gegenseite in Richtung Aourir. Wir denken an eine Demonstration.
Das Auto von Eckhardt kommt natürlich auch nicht. Wir stehen bis ca. 11:30 Uhr an der Straße. Der Stau löst sich nicht auf. Keiner will oder kann uns Genaues sagen. Das Handy haben wir im Womo vergessen, können also Eckhardt nicht erreichen. Also gehen wir zum Womo zurück um zu telefonieren. Eckhardt ist nicht auf die Straße N1 gekommen, da sich schon hier ein Stau bildete. Deshalb fuhr er zum CP zurück und hatte versucht uns anzurufen. Das hörten wir dann als wir am Womo waren.

Am Nachmittag hörten wir die eigentliche Geschichte dazu. In Richtung Aourir war in der Kurve, vor der abschüssigen Straße, die ins Dorf hineinführt, eine riesige Mauer gebaut und dahinter ein großes Hotel errichtet worden. Daran arbeitete man noch weiter. Die Polizei hat die Errichtung dieses Komplexes aber untersagt. Als man vor ca. 1 ½ Jahren das Bauen untersagte, einen Polizisten mit dieser Botschaft dorthin geschickt hat, wurde dieser von den Bauarbeitern halbtot geschlagen. Daraufhin kamen einige der Maurer ins Gefängnis, der Bau ruhte. Als dann diese Bauarbeiter wieder aus dem Gefängnis entlassen wurden, haben sie die Bautätigkeiten wieder aufgenommen. Inzwischen wurde das Hotel im Rohbau fertig gestellt.
Heute also ist das Militär angerückt und hat mit Baggern und Bulldozern die Bautätigkeiten gewaltsam unterbrochen. Ein Bulldozer hat eine der unteren Arkade zum Einsturz gebracht – dabei sind die anderen Stockwerke ebenfalls eingestürzt und haben den Bolldozerfahrer erschlagen. Auch ein Baggerführer, der an einer anderen Stelle arbeitete und Mauern zum Einsturz brachte wurde schwer verletzt. Die Bauarbeiter sind mit Knüppeln und Steinen auf das Militär losgegangen und haben gegen diese Maßnahmen protestiert. .Sie haben Autoreifen auf die Fahrbahn gelegt und angezündet. Deshalb die Rauchfahnen über dem Ort. Am Nachmittag konnte ich mit dem Fernglas auch das eingestürzte Gebäude sehen- Das war der 1. Ereignis an diesem Tag.
Das 2. Ereignis (in solch kleinen Ortschaften entwickelt sich alles gleich zum „großen“ Ereignis, obwohl diese geschilderte Aktion nun nichts Kleines ist) war folgendes:
Uns gegenüber standen ca. 7 Womos mit der Rückwand zum Meer. Hierhin wollte ein anderer Womofahrer auch fahren, da er an einer anderen Stelle ziemlich schief gestanden hat und der Kühlschrank infolgedessen nicht richtig kühlte. Er setzte das Womo ca. 3 m von der Klippe entfernt mit laufendem Motor ab, stieg aus und wollte prüfen, ob das Womo gerade steht. Dabei hatte er leider vergessen, die Handbremse anzuziehen. Das Womo setzte sich prompt in Bewegung, nämlich nach hinten, und stürzte die Klippen hinunter. Der Besitzer stand noch neben dem Fahrzeug. Er hätte nur die Tür aufreißen und die Handbremse ziehen müssen, aber er war wie gelähmt im Schock. Nun lag das Fahrzeug ca. 6 m tiefer und der Motor lief noch. Das ist deutsche Wertarbeit!

Was kam nun? Ein italienischer Wohnmobilist hatte einen Allradwagen in der gleichen Reihe stehen mit einer Seilwinde hinten dran. Dieser Mann fuhr dann ca. 2 km auf dem Fahrweg an den Klippen entlang bis er in den Sand hinunter zum Meer kam. Dort fuhr er dann bis zum havarierten Fahrzeug zurück und nahm diesen an den Haken. So schleppte er ihn wieder an die Stelle zurück wo er abgestürzt war. Aber dieser Lapsus des Womofahrers führte natürlich zum allgemeinen Gelächter. Viele Menschen hatten sich bei der Prozedur am Strand und auf den Klippen versammelt um diesem „Schauspiel“ beizuwohnen. Mir kam in den Sinn: „wer hatte von den Solisten auch schon mal so eine Havarie gehabt“? Da gibt es nichts zu lachen, ist meine Meinung. Aber wer den Schaden hat – braucht für den Spott nicht zu sorgen!!!

Die aufgebrachten Gemüter auf der N1 beruhigten sich, und der Verkehr konnte wieder normal fließen. Auch der „abgestürzte Wohnmobilfahrer“ organisierte für den nächsten Tag eine Fischgrillparty, an der alle teilnahmen, die ihm geholfen hatten. Das Womo war immer noch fahrtüchtig. Es hatte nur die hintere Stoßstange mit sämtlichen Lichtern kaputt. Und die linke hintere Ecke war total eingedötscht. Auf der N1 – gegenüber des CP - ist eine Autogarage, deren Inhaber Autos repariert. So hatte er gleich den richtigen Mann herbeigerufen.


Freitag, 13.01.2012
An diesem Freitag wollten wir uns eigentlich wieder „auf die Socken machen“, aber hinter unserem Womo parkte seit gestern ein großer LKW, ein Allradwagen. Und darin war ein Ehepaar aus Cuxhaven. Mit diesen Leuten haben wir uns sehr nett unterhalten und viel von ihnen erfahren, ihre nächsten Reisen und Pläne. Alles recht interessant.
Und außerdem haben wir uns viel Zeit gelassen, alle Gegenstände ordnungsgemäß auf und in unser Fahrzeug zu bringen, damit wir dann morgen wirklich endgültig weiterfahren können. Heute verkaufte Gabriele das mitgebrachte Fahrrad, damit war schon mal ein Gewicht weniger hinten auf der Kiste. Durch den zweimaligen Aufenthalt in Marokko, war dieses Fahrrad ziemlich verstaubt, die Kette durch das Meer- und Regenwasser rostig. Im vorigen Jahr und Anfang dieser Reise hatte es schon ordentlich geregnet. Nur jetzt hier in Marokko war der Regen bis jetzt ausgeblieben. In einer Nacht hatte es mal kurz getröpfelt, ich weiß aber schon nicht mehr wann und wo das war.


Auch am Samstag , 14.01.2012 konnten wir uns nicht vom Stellplatz trennen. Wir mussten auch noch unseren ehemaligen Nachbarn auf dem CP Adieu sagen, in der Rezeption unseren Abschied bekannt geben. Man ist nach ein paar Wochen bekannt wie ein bunter Hund. Laufend kamen Leute vom CP vorbei und wollten wissen, ob wir wirklich morgen schon abfahren wollen.... Aber es ist wirklich definitiv morgen der Abreisetag! Beschlossen ist beschlossen! Auch unsere beiden Franzosen, Alleinfahrer, von gegenüber, mit denen wir netten Kontakt hatten, wollen heute los. Überall wird verabschiedet, Hände geschüttelt und eine gute Fahrt gewünscht. Auch unser Mopedfahrer, der morgendliche Brotbringer, der uns so viele Baguette in die Tasche hineintat, wie Geld innen lag, ist ganz traurig, dass wir weiter wollen. Die Tasche wurde abends an die Außentür gehängt und morgens war sie dann mit frischem Brot gefüllt. Das wird uns auch fehlen!!!!

Und am Sonntag, 15.01.2012 ist es wirklich so weit, wir sind wieder on tour! Unser Marokko-Reisebericht wird jetzt wieder von Ereignissen gefüllt, die hoffentlich für uns gut ausgehen...
Auf dem Stellplatz neben dem CP bei Agadir, bei km-Stand: 189.989 (464,3 Tageskilometer) und Koordinaten N 30°30’47“ – W9°41’12“ setzen wir unsere Marokkoreise fort. Gegen 10:45 Uhr nehmen wir wieder die N1 in Richtung Agadir und setzen die Reise fort. Aber zunächst soll in Agadir noch im MARJANE (dem großen französischen Einkaufsmarkt) eingekauft werden. Dieser hat auch am Sonntag auf. Leider hatten wir vergessen, dass sonntags Familieneinkaufstag ist. Alles was laufen kann, vom Opa und der Oma geht mit allen Familienangehörigen in den Supermarkt, um zu schauen und auch zu kaufen. Es ist ein Gedrängel an den Kassen und in den Gängen sowie ein Gequengel von Kindern, die ihren Willen nicht bekommen, alles das müssen wir eigentlich nicht haben, aber wir waren in den vergangenen Tagen einfach zu langsam. Das Schöne an der Reise ist ja auch, dass wir Zeit haben........

Ach ja, ich vergaß zu erzählen, dass wir die Verlängerung für unsere Reise in Agadir am Fischereihafen, in der Zollbehörde bekommen haben. Am 08.01.2012, einem Sonntag, wollten wir in die Zollbehörde – aber oh Wunder, hier war geschlossen! Wir sind dann am 09.01.2012 wieder hin und haben fast 2 Stunden im Flur auf unsere „Behandlung“ warten müssen. Ein französisches junges Paar kam dann auch, mit dem gleichen Problem, und setzte sich zu uns. Als dann ein Marokkaner kam und vor uns in den Raum geführt wurde, sprang die Frau auf und machte dem Beamten ein Theater, dass erst wir, dann sie und dann erst der Marokkaner an der Reihe ist. Und plötzlich ging alles wie von selbst. Der Beamte riss uns das Papier für den Stempel aus der Hand, dem französischen Paar auch, rannte in sein Büro, knallte dort auf jedes Blatt zwei Stempel, rannte zum Fotokopierer und gab uns das Blatt zurück. Darauf hatte er aber die Verlängerung nur bis März beurkundet. Damit waren wir nicht einverstanden.. Wir blieben sitzen und rätselten was wir machen können. Daraufhin kam dieser Beamte zu uns und fragte, was denn los wäre. Gabriele sagte dann, dass die Verlängerung zu kurz sei. Er nahm wieder das Papier mit in sein Büro und überschrieb dann den Monat mit „Mai“ und setzte seinen Namen dazu. Da in keinem Büro Türen waren, konnte man alles mit ansehen. Damit waren wir dann einverstanden und verließen erleichtert das Büro. Jetzt können wir bis zum 28. Mai 2012 in Marokko bleiben. Ob wir das allerdings in Anspruch nehmen wird sich zeigen. Zunächst müssen wir testen, was unser Auto und wir aushalten....

Nun wieder zum Sonntag, 15.01.2012. Nach dem Einkauf, der sich hinzog, wollten wir sehen wie weit wir kommen. Wir haben uns keinen festen Ort ausgesucht, sondern sind auf gut Glück gefahren. Wir kamen auch wieder am Flughafen vorbei, zu dem wir schon ein paar Mal gefahren waren, diese Strecke kannten wir gut. Erst danach kletterte unser Hannibal in die Berge. Die Erinnerung an diese Strecke kam mir wieder als ich einige Ortschaften durchfuhr, wir waren im vergangenen Jahr auch bis Aglou Plage – nach Tiznit gefahren. Ja, bis Tiznit konnten wir uns vorstellen, heute zu kommen. Und ich hatte im Kopf, dass Sigi mit ihren Mannen doch auch bis hierher fahren wollte......., vielleicht?........

Die Städte Agadir, Inezgane und Ait Melloul sind zu einem dichten Siedlungsbrei zusammengewachsen, in dem schätzungsweise eine halbe Million Menschen leben. Der hochmoderne Flugplatz Al Massira ist der nach Casablanca zweitbedeutendste des Landes, hauptsächlich wegen der vielen internationalen Touristenbomber, die hier täglich einfliegen. In Agadier sind es besonders viele Deutsche. Nach der Flughafenregion kommen wir auf die Nationalstraße Nr. 1, die größte und wichtigste Verbindungsstraße in den Südwesten, vor allem aber in die Westsahara, nach Laayoune und weiter bis Mauretanien. Diese Straße führt durch brettebenes, landwirtschaftlich genutztes Gebiet zwischen den westlichen Ausläufern des Antiatlas und dem Atlantik. Interessant ist sie aber nicht.

Tiznit ist eine Provinzhauptstadt, und noch komplett von einer gut gepflegten Mauer aus Stampflehm umgeben, ihrer fast einzigen Sehenswürdigkeit. Aber diese Stadt bietet einen Einblick in das noch weitgehend authentische Leben einer marokkanischen Kleinstadt, was durchaus reizvoll ist, nach der Touristenretorte von Agadir. Es ist Sonntag, als wir in Tiznit einfahren. Die Hauptgeschäftsstraße ist voller Menschen. Bunt gekleidete Frauen sitzen an den Rändern der alten Stadtmauer auf Bänken oder Umrandungen und geben ein herrliches Bild ab. Ich bin die Fahrerin, so dass ich leider nicht fotografieren kann.

Ich finde die Übernachtungsstelle wieder, wo wir im letzten Jahr waren. Sie befindet sich an der Straße nach Alglou Plage, an einem Lyzeum. Als ich dort einparke kommt gerade ein Bewohner des Hauses heraus. Auch hier sind mehrere Häuser und die Schule mit einer hohen Mauer umgeben. Ich gehe auf den Mann zu und frage, ob ich hier eine Nacht übernachten kann/darf. „No Problem“ ist seine Antwort. Und wir richten uns für die Nacht ein Die Koordinaten von Tiznit: N29°43’31“ – W9°44’24“. Km-Stand: 190.112 (587,4 Tageskm) Wir sind nur 120 km weit ab Agadir gefahren. Aber es kommt nicht auf die Menge der Kilometer an!!!

Es ist aber eine Übernachtung, die auch einiges an Nerven kostet. So gehe ich mit den Hunden über ein Feld und bin sehr erschrocken, als mich plötzlich ein totes Tier anstarrt. Die Reißzähne sehe ich. Aber was ist das für ein Tier? Es ist so groß wie ein Schaf. Schafe haben doch keine Reißzähne. Ein Hund? Ich will es auch nicht weiter untersuchen und beschleunige meine Schritte, dass die Hunde und ich hier wegkommen. Trotzdem ist die Nacht ruhig, nur entferntes Hundegebell.


Montag, 16.01.2012
Als ich am nächsten Morgen die Runde mit den Hunden mache, fällt mir ein, dass ich Sigis Handynummer gespeichert habe. Ich rufe sie an und frage, wo sie denn sei! „In Tiznit“, ist ihre Antwort! Also doch, sie sind hier. „Wir auch“ gebe ich ihr zu verstehen. Oh, da kommt Freude auf beiden Seiten auf. Sie lädt mich sofort zum Frühstück ein, sie sind auf dem Campingplatz in der Stadt. Das kann ich aber nicht annehmen, da Gabriele während meiner Hunderunde das Frühstück zubereitet. So einigen wir uns telefonisch darauf, dass wir sie besuchen kommen, sobald wir fertig sind. Aus dem Vorjahr kann ich mich noch an die drangvolle Enge auf dem CP erinnern. Wir sind froh, dass wir nicht auf einem solchen Platz übernachten müssen. Aber wer Strom braucht, kann halt nicht anders. Und Franz braucht für seinen Rollstuhl Strom. Überhaupt finde ich die Initiative von Franz ganz hervorragend. Welcher Rollstuhlfahrer ist mit seinem Womo schon jemals so weit gefahren? Er braucht eine gehörige Portion Mut, sich ins Ungewisse zu stürzen, ob er IMMER ausreichend Energie für sein Gefährt bekommt. Aber er hat ja Sigi dabei, sie kennt sich in Marokko aus, ein gutes Gefühl!

Als wir dann auf dem CP eintreffen, ist Sigi mit einem anderen Mobilisten „unterwegs“, sie ist nicht da. Nur die beiden Herren können wir umarmen und uns freuen, dass wir uns wiedersehen! Sigi will sich eine Solarzelle aufs Dach machen lassen (hoffentlich hat es inzwischen geklappt???) Nach einer Weile trifft auch sie ein. Die Freude ist auf allen Seiten groß. Es wird erst mal erzählt, was wir und sie alles erlebt haben. Willi berichtet von seinem Versuch, in Aglou Plage schwimmen zu gehen, was ja nicht klappte (hier, wo wir jetzt sind Willi, könntest du den ganzen Tag schwimmen gehen: in Dakhla!) Danach überlegen wir was wir gemeinsam machen können – ja was wohl? Wir gehen in den Souk, die Silberschiede finden, die so berühmt sein soll. Tiznit ist eine quietschlebendige Stadt, besonders am Donnerstag, wenn Markt ist. Aber heute, am Montag, istes nicht weniger interessant. Besonders die vielen unterschiedlichen Menschen, die ich ständig fotografieren möchte.... und es auch manchmal heimlich mache.

Die Silberschmiede muss man aber erst mal finden.... Sigi ist vor einigen Jahren hier gewesen und kann sich kaum erinnern, wo das nun mal ist. Aber sie hat sich auf dem CP informiert und weiß in etwa die Richtung. Wir finden dann auch ein einziges Geschäft mit Silberschmuck. Einen richtigen Kaufwunsch haben wir aber alle nicht. Und so ist der Verkäufer maßlos enttäuscht – besonders von mir – als ich ein Armband besonders interessant finde, aber nicht den Preis zahlen will, den er haben möchte. Also bin ich nicht mehr Willkommen in seinem Geschäft, was ich gut verschmerzen kann! Nur Sigi findet Anklang, da sie vor Jahren dort einmal etwas kaufte. Inschallh!!!

Irgendwann gehen wir im Souk durch den Eingang eines Hauses, einem Gold-und Silbergewerbe, wo Franz nicht mit kann, da er in seinem Rolkstuhl sitzt. Und haben ihn dann auch verloren. Da es Mittag geworden ist, überlegen Sigi und Willi, wo sie denn essen gehen können. Willi und Sigi meinen, dass es nicht schlimm sei, dass Franz nicht mitgeht, da er grundsätzlich erst am Abend essen zu sich nimmt. Er kennt den Weg zum CP zurück. Gabriele und ich schließen uns spontan zum Essengehen an. Sigi führt uns dann im Ort zu einer Dachterrasse, wo es gutes Essen gibt. Und so preiswert kann man wirklich nicht kochen. Gabriele bezahlt ca. 2,40 Euro, ich 3,40 Euro, umgerechnet 1:1 für Essen und Trinken. Und so genießen wir dann bei herrlicher Übersicht ein leckeres Mittagessen.

Aber dann ist auch die Stunde des Abschieds gekommen. Wir müssen zu unseren Hunden zurück und wollen dann auch weiter in Richtung Süden. Unsere Hunde freuen sich erst einmal dass sie uns wiedersehen – und auch über Willi und Sigi freuen sie sich, die sie in Agadir öfter gesehen haben. Sigi gibt uns noch einen Tipp, welche Straße wir in Richtung Sidi Ifni nehmen können, was wir auch dankbar annehmen. Das kleine Schild vor der Moschee ist leicht zu übersehen. Damit ist das Treffen beendet. Wir geben für Franz noch ganz herzliche Grüße mit auf den Weg, schade, dass wir uns von ihm nicht richtig verabschieden konnten. Aber vielleicht sehen wir uns ja noch einmal irgendwo in Marokko????

Wir fahren durch zunächst flaches Gelände auf eine Hügelkette zu und hier wird die landschaft reizvoller. Die Straße schlängelt sich durch eine lange Kette von Hügeln immer in einiger Entfernung vom Atlantik. Die gegend ist spärlich besiedelt. Für mehr als einigen wenigen Baunhöfen reicht das Wasser einfach nicht. Die 3 Grundfarben dieser Landschaft: der Boden rot, Arganienbäume und Opuntienkakteen grün und der Himmel blau und auch in einiger Entfernung das Meer blau bis türkis. Irgendwann stoßen wir wieder auf die Küstenstraße. Hier sind recht hohe Klippen zum Atlantik runter. Wir sehen einige Wohnmobile an den Klippen stehen. Dort wollen wir auch hin. Wen sehen wir dort? Unsere beiden männlichen alleinfahrenden Franzosen stehen hier!!! Auch hier ist die Wiedersehensfreude groß!. Obwohl wir uns kaum verständigen können. Einer der beiden spricht etwas Englisch, so dass wir einiges in Erfahrung bringen können.

Sie haben noch einen Gast an ihrem Tisch sitzen: einen Esel. Richtig gelesen. Ein großer Esel frisst irgendetwas vom Tisch dieser beiden Männer. Na der wird aber bald das Weite suchen, wenn unsere beiden Hunde aus dem Auto stürmen. Und so ist es auch. Er gibt Fersengeld als er von unseren Hunden begrüßt wird.
Wir wollen hier auch eine Nacht stehen bleiben, genau wie die Franzosen. Nur ein deutsches Womo steht noch hier und kommen mit der Besatzung auch bald ins Gespräch. Aber die Nacht und die Dunkelheit senkt sich herab, ein Sonnenuntergang, wie gemalt, lässt uns ins Womo gehen, da der Wind doch einiges an Stärke zugenommen hat. Die Nacht des Schaukelns beginnt......

Herzliche Grüße von Gabriele und Eva-Maria
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Zuletzt geändert von Hannibal am Fr 3. Feb 2012, 16:19, insgesamt 1-mal geändert.


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Re: Teil 6 Wieder unterwegs in Marokko

Beitrag von womofreude »

:lol: Hallo Ihr Beiden

ich verfolge immer eure Berichte ...die sind sehr spannend ....hier ist jeder so mit lesen Eures Berichtes beschäftigt ,das man garnicht mehr zum schreiben kommt ;)
Obwohl wäre doch mal schön ein paar Bilder davon zu sehen ....so malt man sich das alles immer nur im Kopf selber zusammen :lol:


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Re: Teil 6 Wieder unterwegs in Marokko

Beitrag von Herr B. »

Hallo Hannibal,
na; klar, antwortet jemand. Habe alle Beiträge von Dir gelesen und diesen runtergezogen und gespeichert, Werde ihn, wenn ich Zeit habe lesen. Es ist ja eine richtige Fleißarbeit und liest sich gut. Ich bin mir Sicher, dass Du noch viel Resonanz finden wirst.
Euch eine schöne Zeit und alles Gute!


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Re: Teil 6 Wieder unterwegs in Marokko

Beitrag von mirazu »

Hallo Eva,
vielen Dank für Eure ausführlichen Marokko Berichte. Habe diese vorhin erst entdeckt und mir gleich auf meinen Reader geladen. Ich freue mich aufs Lesen heute Abend!


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Re: Teil 6 Wieder unterwegs in Marokko

Beitrag von Aramis »

Hallo ihr zwei Abenteurer,

na klar antworten wir Euch.Du gibst Dir so viel Mühe mit deinen tollen Reiseberichten, man kommt sich
vor als wenn man selbst dabei ist. Wir waren 1987 das letzte Mal in Marokko, es hat sich vieles verändert
wie ich aus deinen Berichten lese. Toll das du bei der Verkehrskontrolle so hartnäckig warst - sie versuchen
es immer wieder. Mit ist das in Rumänien passiert. Ich wünsche Euch beiden noch weiterhin eine pannen- und
unfallfreie Fahrt und vor allem - bleibt gesund.

LG Gabi


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Re: Teil 6 Wieder unterwegs in Marokko

Beitrag von Biggi & Reinhard »

Hallo Hannibal,
Vielen Dank für den Super ausführlichen Marokko Bericht ,sind sehr Spannend :dau3
wünsche euch weiterhin viel Spaß


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Re: Teil 6 Wieder unterwegs in Marokko

Beitrag von kmfrank »

Hallo Eva,

Danke für Deinen Bericht, hast Du wieder schön geschrieben :merci


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Re: Teil 6 Wieder unterwegs in Marokko

Beitrag von cruiser1941 »

Hallo Haanibal

Vielen Dank für den schönen Bericht. Er ist sehr spannend geschrieben und wir wünschen Euch noch viele schöne Tage in Maroko. Kommt gesund wieder nach Hause.

LG Waltraud + Bobby


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Re: Teil 6 Wieder unterwegs in Marokko

Beitrag von matsches »

Danke für deinen Reisebericht und weiterhin, eine gute Fahrt!
Gruß Martina


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