Hallo athene,
jetzt dann doch endlich ein paar Bemerkungen zu Gotland:
Die Insel entspricht so ziemlich überhaupt nicht dem vorherrschenden Klischee von Schweden. Hier gibt es keine riesigen Seen und Wälder, Moore und Sümpfe, ja nicht mal Mücken sind dort zahlreich. Dafür findet man viele Steinhäuser, karge Steppen, raue Küsten und Windmühlen, die auch am Mittelmeer stehen könnten - und als Krönung: eines der nördlichsten Weinanbaugebiete Europas!
Das alles ist der Lage von Gotland und vor allem dem Untergrund geschuldet: Mitten in der Ostsee ist das Klima sehr mild, Gotland hat in ganz Schweden die meisten Sonnenstunden, der Untergrund besteht nicht, wie im übrigen Schweden aus Granit sondern aus Kalkgestein. Die Niederschläge versickern, es bilden sich daher nur wenige flache Seen und keine nenneswerten Flüsse. Das leicht abzubauende Kalkgestein prägt, ebenso wie das Fehlen der weiten, sonst in Schweden verbreiteten Fichtenwälder die Bauweise: Statt aus Holz wird viel häufiger aus Stein gebaut (mal abgesehen von den vielen Ferienhäuschen der letzten Jahrzehnte), die Zementindustrie und früher die Kalkbrennerei haben die Insel geprägt - als Brennstoff diente die spärliche Bewaldung.
Den früheren Wohlstand, begründet durch die für den Handel günstige Lage zwischen dem "europäischen Festland" und Schweden (dessen Einwohner sich Ihrer Halb"insel"lage immer noch bewusst sind) erkennt man am besten in der Hauptstadt Visby. Diese mittelalterliche Stadt, umgeben von einem geschlossenen Stadtmauerring konnte ihren Charakter bis in die heutige Zeit bewahren und dient daher als Kulisse für die alljährliche Mittelalterwoche.
Die Anreise ist völlig unproblematisch, es gibt nur eine Fährlinie -
Destination Gotland. Es bietet sich an von Oskarshamn zu starten, wenn noch Zeit übrig ist kann man die Rückreise nach Nynäshamn mit einem Abstecher nach Stockholm verbinden. Die günstigste Überfahrt war in den letzten Jahren die Fähre von der Nordpitze Ölands, die aber nur in den Sommermonaten verkehrt (und auch nicht, wenn der Fahrplan durcheinander kommt, weil sich mal wieder zwei Gotlandfähren im Hafen rammen...[clicklink=]
http://www.aftonbladet.se/nyheter/article11932200.ab[/clicklink]). Die Buchung klappt problemlos übers Internet, die Preise variieren von Abfahrt zu Abfahrt, es macht daher Sinn, sich rechtzeitig Gedanken darüber zu machen, wann man übersetzten möchte (wir haben immer spontan von Schweden aus zwei Tage im voraus gebucht, war außerhalb der Saison kein Problem. Eine Kreditkarte ist für die WWW-Buchung von Vorteil).
Die geschilderte Mittelalterwoche liegt eigentlich schon außerhalb der Hauptsaison (soll diese wohl noch verlängern), der Andrang hält sich mit wenigen Ausnahmen in Grenzen.
Die Stellplatzsituation ist für autarke Mobile sehr gut, Plätze mit Infrastruktur (Strom, Wasser, Dusche, Abwasser etc.) hab ich jedoch nirgends gesehen. Alternativ bieten sich dann (erschwingliche) Campingplätze an, viele davon am Wasser gelegen. Oft kann man aber die Anlagen von Yachthäfen nutzen (manchmal gegen Gebühr), wir hatten daher nie ein Ver-/Entsorgungsproblem.
Jetzt noch ein paar Bilder - und wenn Ihr noch Fragen habt - immer her damit!
Hier geht´s los, in Oskarshamn. Übernachtungsmöglichkeit (Parkplatz) im Hafen, direkt vor dem Check-In der Fähre.
Abfahrt Oskarshamn.jpg
An Bord gibt´s auch Rettungsboote (und die werden auch regelmäßig gewartet...).
Rettungsboot.jpg
Der Parkplatz im Hafen von Visby, in Sichtweite der Altstadt: Nicht unbedingt romantisch, aber optimal gelegen: Kostet zwar Parkgebühr, man hat aber Meerblick, die Infrastruktur des Yachthafens (Gebühr) und das Strandbad in wenigen Schritten Entfernung. Nachts völlig ruhig.
Parkplatz Visby Hafen.jpg
Mittelalterliche Spektakel mit Umzügen, Ritterspielen (Eintrittsgeld), vielen kostenfreien Veranstaltungen, Musik, unvermeidlichen Verkaufsständen ("Safran Pfannkuchen" probieren) und abendliche Highlights (z.B. Konzerte an der Stadtmauer, Aufführungen in den vielen Kirchenruinen usw.). Die vielen Kneipen sind bis in die Nacht rappelvoll.
Umzug.jpg
Combo.jpg
Fortsetzung folgt...