Re: Kanaren-Anreise - Teil 1 - via Bretagne.....
Verfasst: Mo 2. Dez 2019, 13:03
Mittwoch, 27.11.2019
Der Platz ist hier nicht „der Brüller“ , aber man sollte die Kirche im Dorf lassen. Es fahren mehrmals täglich die National- und die Lokalpolizei vorbei, niemand macht campingartiges Verhalten, also stellt großartig Tisch und Stühle raus – niemand grillt oder zeigt sonstige Camper-Aktivitäten, alles also gesittet, wie sich das für einen Freisteherplatz gehört.
Bis auf einen einzelreisenden Briten, der mit einem sag ich mal 9,50m Teil mit Slideout und Trailer, auf dem ein Smart ist, unterwegs ist. Ist ja erstmal ok, aber als ich gestern ankam, stand der Trailer in erster Reihe und blockierte somit einen Wohnmobilstellplatz – später kam er mit dem Smart zurück, ein dürres altes Männchen, und stellte den Smart zunächst hinter den Trailer. Am Abend kam dann noch ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen, es handelte sich um Holländer, die im Grenzgebiet wohnen und ein deutsches Kennzeichen haben, die haben sich dann zwischen der großen Kiste des Briten und den Trailer gestellt und bissi kuschelgeparkt. Verständlich. Heute morgen erzählte er mir, der Brite hätte dann seinen Generator angeworfen, woraufhin er ihm erklärt hatte, falls der weiter läuft, würde er die Polizei holen zum Aufräumen. Dann war Ruhe – ich finde solche Stellplatzkriege ganz furchtbar, sowas bescheuertes. Mich betrifft das ja nicht, weil ich mich an solchen Stellen ja nicht einniste, sondern einfach weiterfahre. Aber man muss sich schon wundern, was sich manche einbilden.
Aber das ist ja auch mit ein Grund, warum ich den Job als Reiseleiterin nicht mehr so gerne wie früher mache – die Ellbogengesellschaft hat drastisch zugelegt in den letzten 10 Jahren – jeder schaut nur noch auf sich und dass er das meiste bekommt, egal in welcher Situation. Und man hat ja für alles bezahlt und da kann die sich doch mal alle Extremitäten ausreißen, damit es MIR als Kunden gut geht. Das ist eine ganz ganz schlechte Situation, aber wohl leider ein Abbild unserer Gesellschaft. Seufz, ich bin schon wieder im Job...
In diesem bin ich allerdings auch in der Planung des eigenen Tages...... es gibt eine Seilbahn, die auf einen rund 400m über NN liegenden Berg führt, das interessiert mich.Rüste mich bissi wandertechnisch, fahre bei Mercadona, meinem spanischen Lieblings-Supermarkt vorbei und kann diverses nachladen.
Dann fahre ich zum Tivoli Park in Benalmeda, dort parke ich auf dem Parkplatz ein, der hängt und schief ist (sonst wäre er evtl. eine Option gewesen, die Nacht dort zuzubringen, aber das ist eindeutig zuuuuuuviel), egal.
Also Ticket gekauft, auf und ab 15,50€, die Fahrt dauert 15 Minuten – das ist aber lang für so wenige Höhenmeter, es sind so kleine Gondeln, aber richtig kleine Gondeln. Ich versichere mich noch, dass es ein österreichisches Qualitätsprodukt, nämlich Doppelmayr ist – und steige ein.
Heieiei, ist das ein Kabinchen. Frau kann mit 1,76m Größe nicht mal stehen....kurz bevor sich die Türen schließen, steigt der Reflex in mir hoch, hinausflüchten zu wollen.Sei doch nicht blöd, red ich mir ein, ich hab bezahlt und ich fahr jetzt da rauf, fertig. Das war das rationale Gewissen.Das andere, das empfindet, das fühlt, das anders denkt, ist ausgeschaltet und von den Füßen aus krabbelt mir ein panisches Gefühl hoch. Diese Kindergondel wackelt auch noch im Wind – heieiei – oben ist eine Luke, gleich untersucht, wenn die Gondel abstürzt, weil sie sich aus dem Seil löst, muss man sich oben festhalten.
Ich dachte immer, mein Busunfall am Zirler Berg, an dem wir ungebremst rückwärts mit 16% Steigung in die Schlucht gestürzt sind, sei fertig bearbeitet – aber diese Bilder sieht auf einmal wieder mein Gehirn, die Angst ist wieder da, wie ich mich im Doppelstock unten an der Stange festgehalten hatte, ich muss überleben, ich muss überleben, ich darf nicht sterben, ich muss den Kopf schützen, ich darf nicht mit dem Kopf an die Decke kommen. Hatte tagelang irren Muskelkater, so habe ich mich an der Stange festgekrallt – und mir nur Rippen gebrochen.
Ist ja extrem selten, dass es eine Gondel aushebt - und wird doch nicht heute, wo es ganz normal meereswindig ist, sein – ruft das rationale Gewissen. Das andere, mein Gefühls-Gewissen reagiert panisch und panischer. Ich bin eingesperrt. Ich bin Klaustrophob. Das rationale Gewissen rügt mich – da fährst Du Tausende von Kilometern durch ganz Europa und Island, du standest letztes Jahr und in Island tagelang ganz mutterseelenallein am tosenden Atlantik --- – ganz alleine – da passiert dir dies und das und dann willst du in einer lächerlichen Berggondel in Spanien, die eine österreichische ist – panisch werden?
Ich beginne, in meine großen Zehen zu atmen (Yogis können das), die Augen zu schließen, das Concierto di Aranjuez auf dem Mobiltelefon anmachen, alles wirkt.Als ich aussteige, kann ich gar den Mädels, die den Ausgang weisen, zulächeln. Bilder von der Auffahrt gibt es nicht. Ob das auch eine Alters-Sache ist, dass man plötzlich Angst bekommt, die man sich eigentlich gar nicht erklären kann?
Zur Erläuterung: Ich war ja auch Pistensau-Skifahrerin, bin ja alle Gondeln und Lifte gefahren – aber diese „Geisterbahn“ wie ich sie nannte – Kitzsteinhorn – waren für mich jeweils 10 Minuten Angst, die mich körperliche Kräfte gekostet hatten, dass ich nach Ausstieg nicht fähig war, die Skier anzulegen. Als die in Brand geriet, an einem wunderschönen Samstagvormittag und ich das im Radio hörte – musste ich mich übergeben vor Aufregung und Angst im Nachhinein. Wir waren die Woche vorher da drin und ich hatte mir geschworen, nie, nie wieder diese Geisterbahn zu fahren.
Ich bin ja nicht direkt Herr meiner ganzen Sinne, als ich auf diesem Berg ankomme – aber ich bewege mich mal weg von der Bergstation. Der Gedanke, wie komme ich da nur wieder runter – umkreist alles Denken und Tun.
Um 13h ist eine Greifvogelvorführung, die ist im Ticketpreis includiert. Nachdem ich derzeit ja viel über die Falkenjagd und Europas größte Falknerei bei uns in Gunzenhausen im 18. Jahrhundert lese – sollte ich mir sowas ansehen, bin mir aber sicher, nicht genau hinsehen zu wollen, wenn die Eintagsküken den Greifvögeln hingeworfen werden, damit sie belohnt was bekommen.
Der Vogel-Mann (ein Falkner ist es ja nicht – wie heisst das sonst?) macht das super, erklärt in Spanisch und Englisch alles, die Tiere machen dies und das, was sie sollen, ist eigentlich herrlich. Ein Geierweibchen wird von Arm zu Arm gereicht, auch ich bekomme „Carmen“ auf meine Unterarme. Wirklich toll und schön, wie sie das machen. Mein Liebling aber ist „Olga“, die Eule. Der Vogelmann ruft einen Satz, Olga reisst das Maul und die Augen auf und schreit in die Menge ihren Vogelruf. Danach wieder Augen zu. Na klar, mit Speck fängt man Mäuse und mit Fressen domestiziert man Tiere, war schon immer so. Den Abschluss bildet ein kleiner Adler, der Herkules heisst und einem deutschen Kind, das ausgesucht wurde, auf die Hände springt. Schöne Vorstellung, absolut empfehlenswert.
Der Platz ist hier nicht „der Brüller“ , aber man sollte die Kirche im Dorf lassen. Es fahren mehrmals täglich die National- und die Lokalpolizei vorbei, niemand macht campingartiges Verhalten, also stellt großartig Tisch und Stühle raus – niemand grillt oder zeigt sonstige Camper-Aktivitäten, alles also gesittet, wie sich das für einen Freisteherplatz gehört.
Bis auf einen einzelreisenden Briten, der mit einem sag ich mal 9,50m Teil mit Slideout und Trailer, auf dem ein Smart ist, unterwegs ist. Ist ja erstmal ok, aber als ich gestern ankam, stand der Trailer in erster Reihe und blockierte somit einen Wohnmobilstellplatz – später kam er mit dem Smart zurück, ein dürres altes Männchen, und stellte den Smart zunächst hinter den Trailer. Am Abend kam dann noch ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen, es handelte sich um Holländer, die im Grenzgebiet wohnen und ein deutsches Kennzeichen haben, die haben sich dann zwischen der großen Kiste des Briten und den Trailer gestellt und bissi kuschelgeparkt. Verständlich. Heute morgen erzählte er mir, der Brite hätte dann seinen Generator angeworfen, woraufhin er ihm erklärt hatte, falls der weiter läuft, würde er die Polizei holen zum Aufräumen. Dann war Ruhe – ich finde solche Stellplatzkriege ganz furchtbar, sowas bescheuertes. Mich betrifft das ja nicht, weil ich mich an solchen Stellen ja nicht einniste, sondern einfach weiterfahre. Aber man muss sich schon wundern, was sich manche einbilden.
Aber das ist ja auch mit ein Grund, warum ich den Job als Reiseleiterin nicht mehr so gerne wie früher mache – die Ellbogengesellschaft hat drastisch zugelegt in den letzten 10 Jahren – jeder schaut nur noch auf sich und dass er das meiste bekommt, egal in welcher Situation. Und man hat ja für alles bezahlt und da kann die sich doch mal alle Extremitäten ausreißen, damit es MIR als Kunden gut geht. Das ist eine ganz ganz schlechte Situation, aber wohl leider ein Abbild unserer Gesellschaft. Seufz, ich bin schon wieder im Job...
In diesem bin ich allerdings auch in der Planung des eigenen Tages...... es gibt eine Seilbahn, die auf einen rund 400m über NN liegenden Berg führt, das interessiert mich.Rüste mich bissi wandertechnisch, fahre bei Mercadona, meinem spanischen Lieblings-Supermarkt vorbei und kann diverses nachladen.
Dann fahre ich zum Tivoli Park in Benalmeda, dort parke ich auf dem Parkplatz ein, der hängt und schief ist (sonst wäre er evtl. eine Option gewesen, die Nacht dort zuzubringen, aber das ist eindeutig zuuuuuuviel), egal.
Also Ticket gekauft, auf und ab 15,50€, die Fahrt dauert 15 Minuten – das ist aber lang für so wenige Höhenmeter, es sind so kleine Gondeln, aber richtig kleine Gondeln. Ich versichere mich noch, dass es ein österreichisches Qualitätsprodukt, nämlich Doppelmayr ist – und steige ein.
Heieiei, ist das ein Kabinchen. Frau kann mit 1,76m Größe nicht mal stehen....kurz bevor sich die Türen schließen, steigt der Reflex in mir hoch, hinausflüchten zu wollen.Sei doch nicht blöd, red ich mir ein, ich hab bezahlt und ich fahr jetzt da rauf, fertig. Das war das rationale Gewissen.Das andere, das empfindet, das fühlt, das anders denkt, ist ausgeschaltet und von den Füßen aus krabbelt mir ein panisches Gefühl hoch. Diese Kindergondel wackelt auch noch im Wind – heieiei – oben ist eine Luke, gleich untersucht, wenn die Gondel abstürzt, weil sie sich aus dem Seil löst, muss man sich oben festhalten.
Ich dachte immer, mein Busunfall am Zirler Berg, an dem wir ungebremst rückwärts mit 16% Steigung in die Schlucht gestürzt sind, sei fertig bearbeitet – aber diese Bilder sieht auf einmal wieder mein Gehirn, die Angst ist wieder da, wie ich mich im Doppelstock unten an der Stange festgehalten hatte, ich muss überleben, ich muss überleben, ich darf nicht sterben, ich muss den Kopf schützen, ich darf nicht mit dem Kopf an die Decke kommen. Hatte tagelang irren Muskelkater, so habe ich mich an der Stange festgekrallt – und mir nur Rippen gebrochen.
Ist ja extrem selten, dass es eine Gondel aushebt - und wird doch nicht heute, wo es ganz normal meereswindig ist, sein – ruft das rationale Gewissen. Das andere, mein Gefühls-Gewissen reagiert panisch und panischer. Ich bin eingesperrt. Ich bin Klaustrophob. Das rationale Gewissen rügt mich – da fährst Du Tausende von Kilometern durch ganz Europa und Island, du standest letztes Jahr und in Island tagelang ganz mutterseelenallein am tosenden Atlantik --- – ganz alleine – da passiert dir dies und das und dann willst du in einer lächerlichen Berggondel in Spanien, die eine österreichische ist – panisch werden?
Ich beginne, in meine großen Zehen zu atmen (Yogis können das), die Augen zu schließen, das Concierto di Aranjuez auf dem Mobiltelefon anmachen, alles wirkt.Als ich aussteige, kann ich gar den Mädels, die den Ausgang weisen, zulächeln. Bilder von der Auffahrt gibt es nicht. Ob das auch eine Alters-Sache ist, dass man plötzlich Angst bekommt, die man sich eigentlich gar nicht erklären kann?
Zur Erläuterung: Ich war ja auch Pistensau-Skifahrerin, bin ja alle Gondeln und Lifte gefahren – aber diese „Geisterbahn“ wie ich sie nannte – Kitzsteinhorn – waren für mich jeweils 10 Minuten Angst, die mich körperliche Kräfte gekostet hatten, dass ich nach Ausstieg nicht fähig war, die Skier anzulegen. Als die in Brand geriet, an einem wunderschönen Samstagvormittag und ich das im Radio hörte – musste ich mich übergeben vor Aufregung und Angst im Nachhinein. Wir waren die Woche vorher da drin und ich hatte mir geschworen, nie, nie wieder diese Geisterbahn zu fahren.
Ich bin ja nicht direkt Herr meiner ganzen Sinne, als ich auf diesem Berg ankomme – aber ich bewege mich mal weg von der Bergstation. Der Gedanke, wie komme ich da nur wieder runter – umkreist alles Denken und Tun.
Um 13h ist eine Greifvogelvorführung, die ist im Ticketpreis includiert. Nachdem ich derzeit ja viel über die Falkenjagd und Europas größte Falknerei bei uns in Gunzenhausen im 18. Jahrhundert lese – sollte ich mir sowas ansehen, bin mir aber sicher, nicht genau hinsehen zu wollen, wenn die Eintagsküken den Greifvögeln hingeworfen werden, damit sie belohnt was bekommen.
Der Vogel-Mann (ein Falkner ist es ja nicht – wie heisst das sonst?) macht das super, erklärt in Spanisch und Englisch alles, die Tiere machen dies und das, was sie sollen, ist eigentlich herrlich. Ein Geierweibchen wird von Arm zu Arm gereicht, auch ich bekomme „Carmen“ auf meine Unterarme. Wirklich toll und schön, wie sie das machen. Mein Liebling aber ist „Olga“, die Eule. Der Vogelmann ruft einen Satz, Olga reisst das Maul und die Augen auf und schreit in die Menge ihren Vogelruf. Danach wieder Augen zu. Na klar, mit Speck fängt man Mäuse und mit Fressen domestiziert man Tiere, war schon immer so. Den Abschluss bildet ein kleiner Adler, der Herkules heisst und einem deutschen Kind, das ausgesucht wurde, auf die Hände springt. Schöne Vorstellung, absolut empfehlenswert.