Seit vergangenen Samstag war es etwas stressig in unserem rollenden Altersruhesitz, zunächst wegen der nicht dem Datenblatt entsprechenden Polschrauben der Akkus und dann die „Transplantation“ der Akkus selber.
Sonntag um 8 Uhr wurden dann die 3 Gel-Akkus von den Verbrauchern getrennt und ausgebaut. 3 mal 49,5 kg stehen seither neben unserem Mobil.
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40 Stunden und 45 Minuten sollte es dauern, bis wieder Strom im Mobil fließt. Bisher war Strom einfach immer und zu genüge da. Aber so sieht man mal, wie unentbehrlich dieser ist, zumal wir ja durchgehend im Mobil leben. Nichts geht mehr, kein Gas-Gerät, kein Wasser, kein WC, nicht mal die Einzige Eingangstür. Zu letzterem gibt es natürlich eine Notschaltung. Doch, eines funktionierte noch, das Bett, in welches ich jeweils spät abends, oder besser gesagt nach Mitternacht fiel.
Alle Bauteile waren für den Einbau weitgehend vorbereitet, hier z. B. der zweite (linke) Votronic-Solarladeregler, an dessen Stelle vorher der originale cbm Solarladeregler gesessen hatte. Ganz links oben im Schaltschrank und ganz oben rechts auf Kühlkörpern die beiden Crydom SSRs, welche die Akkus vor Überladung schützen indem sie die Stromzufuhr von den Photovoltaik-Modulen vor den zwei Votronic-Laderegler unterbrechen.
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Es ging trotz aller Vorbereitungen zäh voran, denn wie bei einem Prototyp üblich gibt es Korrekturen hier und kleine Änderungen dort. Das ganze Batteriefach war natürlich auch erst nach Ausbau der alten Akkus komplett einsehbar. Da musste eine Steckdose versetzt werden, der Kabelverlauf etwas geändert werden, eine Aluschniene entfernt werden usw.
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Mit kleinen Bearbeitungen passte dann jedoch alles. Hier der Kasten, in dem später die 4 Lithium-Zellen untergebracht werden.
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Diese kleinen Arbeiten halten unheimlich auf. Im Vorfeld war es nicht möglich, schon alle Kabel fertig zu verlegen. Man glaubt es ja nicht, wie lange es dauert, bis diese über verschlungene Wege dort raus kommen wo sie benötigt werden. Und dann fängt der Spaß erst richtig an, Ringkabelschuhe und Kabelhülsen in nicht geahnten Größen werden benötigt. Besorgungsfahrten für Kleinkram fallen zusätzlich an. Das hört sich zwar etwas nach Chaos an, aber es treten einfach nicht vorhersehbare Situationen auf, wenn man solch ein Projekt das erste Mal als Greenhorn durchführt. Für verschiedene Unwägbarkeiten hatte ich vorgesorgt und Material für den Fall X besorgt. Das kostet zwar Geld, spart aber unheimlich Zeit, denn es durfte keineswegs der Fall eintreten, dass wir mehrere Tage ohne Strom sind.
Am Montagabend wurden als letzte Arbeit die 4 Lithium-Zellen in Reihe geschaltet, die Balancer verkabelt, diese dann auf die Pole geschraubt und alles mindestens dreimal überprüft. Hier ein ganz besonders kritischer Punkt in Verbindung mit dem Kabelschuh vom 70mm² Kabel zur Schalttafel. Zum Glück hatte ich genügend Schrauben in diversen Längen besorgt, denn zwischen Kabelschuh und Platine mussten einige Beilagscheiben für die nötige Distanz sorgen, da die kleinen Platinen sind sehr empfindlich sind. Die Schrauben sind natürlich nicht aus V2A.
Nach Mitternacht soll es soweit sein, nach der x-ten Überprüfung aller Anschlüsse konnte das letzte Kabel am Akku angeschlossen werden. Baustrahler sorgten wiederholt die ganzen Nachtsunden fast für Tageslicht. Das Massekabel war die letzte noch herzustellende Verbindung. Ein spannender Moment, Monika war extra lange aufgeblieben, dann ran mit dem Kabel, der Hauptschalter klackte, sonst war es still. Also die Schraube festziehen und einige Kontrollmessungen vornehmen. Dann ins Wohnmobil und den cbe Bordcomputer einschalten, er ging, Licht ging auch, Wasser lief wieder, alles perfekt.
Irgendwie kann man das dann nicht ganz glauben. In der Anspannung der vergangenen 3 Tage saß ich dann in der Heckgarage mit dem Laptop, genoss den kleinen Erfolg und schickte an einzelne Freunde noch eine Mail. Zwischendurch immer wieder Messen und Werte aufschreiben und freuen.
Hier die komplette Anlage:
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An der linken Wand steht die ca. 35 x 58 cm große Schalttafel, hier kommen Plus- und Minus-Kabel vom Akku an, von hier gehen alle weiteren Verbindungen ab.
Im oberen rechten Viertel der Tafel sind Masseverteiler und Mess-Shunt für den Philippi Batterimonitor BCM1 untergebracht (schwarze Kabel). Hier befindet sich auch ein Sammelpunkt, an dem die Massekabel aller Systemverbraucher angeschlossen sind, z. B. die Sicherheitsschleifen der 4 Crydom-SSRs.
Darunter sitzt eine Sammelschiene für die Plus-Leitungen (rot).
Diese verzweigen zu einem Stromverteiler (rot und rund), der vor dem Hauptschalter sitzt und systemwichtige Verbraucher versorgt, z. B. die Sicherheitsschleifen auf den Platinen.
Die andere Leitung geht zum Trennschalter. Der automatische Trennschalter TSA260-12V von Philippi,erkennbar an dem roten und gelben Punkt, ist ein ganz wichtiges Bauteil (seit April 2012 lieferbar. Damit können Lasten von 260 A geschaltet werden!!! Gesteuert wird dieser ebenfalls über ein SSR von Crydom (ganz links unten). Links daneben eine Sammelschiene (Heavy Duty Bus 300A) an der u.a. das blaue Kabel an die Bordelektrik ab geht (dies war zuvor direkt an den GEL-Akkus angeschlossen). Darunter ein Sammelpunkt (roter Knopf) welcher diverse andere Verbraucher bedient, z. B. den neuen Philippi Monitor für die Ultraschall-Tankanzeigen.
Der weiße Kasten in der Mitte ist ein Strombegrenzungsmodul, welches den Eigenverbrauch des Systems etwas einbremst. Dies habe ich von Sonnentau bekommen, ganz herzlichen Dank an ihn, der mich unheimlich motivierte und mir bei vielen Fragen beratend zur Seite stand.
Dann befinden sich noch 3 Sicherungskästchen auf der Schalttafel. Ein richtig dickes, fettes für den Wechselrichter ganz rechts in der Mitte mit dem weißen Deckel.
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Ja und dann der Akku, 4 LYP400AHA in Reihe geschaltet und liegend verbaut. Auch das ist möglich und wird häufiger praktiziert als es sich vermuten lässt. Denn nur so waren die Lithium-Zellen im bestehenden Akkufach unterzubringen. Wenn fertige Systeme nachgerüstet werden, stehen die voluminösen Blechkästen oftmals in der Heckgarage.
Auf allen Pluspolen werden Balancer montiert, in die auch zwei Sicherheitsschleifen integriert sind, eine OVP zum Schutz vor Überspannung und eine LVP zum Schutz vor Unterspannung. Unterspannung von ca. 10 V ist bei diesen Akkus bereits einmalig absolut tödlich. Schwarze Leitungen sind LVP, rote Leitungen sind OVP und natürlich in falscher Farbe, der Masseanschluss an den jeweiligen Minuspol der Zelle (hätte ich eigentlich schwarz machen sollen, sorry).
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Der Tag danach zeigte es, 3300 Wh lieferten die Solarladeregler, die Akkus sind bei 13,5 V angekommen.
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So, jetzt muss ich erst mal relaxen. Berichte über den weiteren Betrieb folgen natürlich.