So - dann geht es mal gar weiter - es ist ja nur noch nicht mal mehr eine Woche ...
Dienstag, 12. Januar 2010
So langsam aber sicher sollten wir die Tage, die uns noch bleiben, auszählen, um rechtzeitig wieder daheim anzukommen.
Andreas hatte einen Anruf bekommen, ein Kunde erwartet ihn mit einem größeren Auftrag bereits sehnlichst in Norwegen.
Doch werden wir die Toskana nicht verlassen, ohne die „Pflichten“ abgearbeitet zu haben. So steht für heute das unvermeidliche San Gimignano auf dem Programm.
Wir fahren also los. In Colle di Val d'Elsa, in das ich auch gerne mal wieder gegangen wäre, herrschen Umleitungen und wir kurven mehrfach beinahe ziel- und planlos darin herum, weil die Navi-Tante uns immer wieder in die gesperrten Strassen lotsen möchte.
Dort habe ich meine ersten toskanischen Nächte 1982 verbracht und kenne mich dadurch ein wenig noch dort aus. Wenn man immer wieder wohin zurückkommt, kehrt auch zumeist doch die Erinnerung an die örtlichen Gegebenheiten zurück, eine praktische Eigenschaft unseres Gehirns.
Also ist es doch schon wieder fortgeschrittener Vormittag, bis wir in San Gimignano eintreffen.
Die Stellplatz-Literatur beschreibt zwei verschiedene Plätze, die beide offenbar weit weg vom „Rothenburg Italiens“ - so der Werbe-Slogan – liegen.
Wir sehen uns den einen mal an, Santa Chiara heisst der Ortsteil, der Platz ist ganz nett angelegt, ein Pkw steht da, die Schranke ist offen, aber niemand ist zu sehen. Wir haben ja immer noch unser Toilettenproblem und hätten das mittels Ausleeren der Kassette gerne für heute erledigt, also suchen wir die dortige VE auf. Es ist alles zugänglich, wir fassen auch Wasser und fahren dann völlig unbehelligt wieder und ohne, dass wir irgendjemanden gesehen hätten. Natürlich hätten wir anfallende Gebühren entrichtet, aber wo keiner ist ...
Erst einmal geht es um die ganze Stadt herum, um ein Parkplätzchen fürs Wohnmobil zu finden, jedoch vergebens.
Es ist nichts aufzutreiben und so fahren wir in den Bus-Parkplatz. Dort werden wir nachdrücklich weggeschickt mit der Maßgabe, die näheste Parkmöglichkeiten für Camper wäre der Parkplatz S.Lucia, von dort würde auch ein Bus in die Stadt fahren.
Zähneknirschend fahren wir hinaus, es sind genau 2 km von der Stadtmauer bis zum Parkplatz. Dort stehen wir natürlich wieder einsam und allein, es ist ja die absolute touristische „Un-Zeit“, wer ist schon Mitte Januar mit dem Wohnmobil unterwegs? Ausländer ja offensichtlich überhaupt nicht!
Der Parkplatz kostet pro Stunde 1,00 Euro, der Bus für eine Strecke 0,50 p.P. und kommt ca. 10 Minuten nach unserer Ankunft. Dafür fährt der Bus aber bis hinein in die alte Stadt und lässt uns am menschenleeren Zisternenplatz aussteigen.
Vieles hat geschlossen, Restaurants, Geschäfte, ganz vereinzelt sind nur Leute unterwegs, wie ausgestorben wirkt der Touristen-Magnet der Toskana.
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Wir schauen uns alles ausführlich an, gehen in die Pinakothek und später in eine Bar auf eine Kleinigkeit zu essen, die leider einen Gang durch die Mikrowelle macht. Es lohnt sich scheinbar ganz und gar nicht, zu dieser Jahreszeit irgendetwas Frisches zu Essen bereitzuhalten.
Der nächste Bus soll um 14.45 Uhr aus der Stadt hinaus nach S.Lucia fahren, wir stehen an der regulären Bus-Haltestelle am Dom-Platz.
Der Bus kommt über den Zisternenplatz herauf, dort hält er auch, lässt eine Person aussteigen, wir winken, als er an uns vorüberfährt – und fassen es fast nicht – er fährt tatsächlich an uns vorbei!
Der nächste Bus kommt in einer Stunde, was sollen wir solange noch tun?! Also hilft es nicht – es wird marschiert.
20 Min. später sind wir am Wohnmobil, lösen das Parkticket ein und fahren weiter nach Poggibonsi, wo wir uns eine Gas-Tankstelle erhoffen. Jedoch empfängt uns auch Poggibonsi mit etlichen Umfahrungen und Umleitungen, an einer Ausfallstraße entdecken wir so beiläufig einen Wohnmobilstellplatz mit VE.
An einer Tankstelle, die Gas im Angebot hat, kommen wir jedoch leider nicht vorbei, laut Navi befänden sich noch mehrere Tankstellen im Zentrum, in das wir wegen der Umleitungen so ohne weiteres nicht hineinkommen. Also fahren wir weiter.
Unser Weg führt uns nach Westen, hinein in die Chianti, Castellina ist unser erstes Ziel.
Die Strecke führt nun leider bereits in der Dämmerung durch wunderschönste toskanische Landschaft mit vielen Kurven, auf und ab, mit Weinhängen, Olivengärten, Hügeln und Tälern. Schade, dass es schon so dunkel ist, dass sich ein Fotografieren nicht mehr lohnt.
In Castellina fahren wir zu einer Tankstelle und, nachdem die auch kein GPL hat, frage ich nach der nächsten solchen Zapfstation. Poggibonsi oder Siena, dort gibt es GPL. In Siena hatten wir ganz in der Nähe unseres teuren Parkplatzes eine Tankstelle mit GPL gesehen – und blödsinnigerweise nicht gleich „zugeschlagen“. Ein herber Fehler, der uns nun zwingt, die gut 20 km nochmals südlich nach Siena zu fahren. Wir folgen zu diesem Zweck der Chiantigiana, der 222 und finden dort im zwischenzeitlich eingesetzten Berufsverkehr auch die gesuchte Tankstelle. Fassen Gas und Diesel und fahren – diesmal ein gutes Stück über die Schnellstrasse – wieder hinauf nach Castelina in Chianti, wo wir die Nacht verbringen wollen.
Mir geht es gar nicht gut, die Erkältung hat mich erwischt, ich habe das dringende Bedürfnis, mich hinzulegen und zuzudecken, obwohl es erst gegen 18 Uhr ist.
Andreas geht alleine in den Ort, um noch ein wenig was einzukaufen, ich brauch heute nichts mehr zu essen und wärme mich inzwischen mit Tee im Bett auf.
Er ist begeistert „ein toller Ort“, da muss er morgen früh nochmal hinein, um Bilder zu machen.
Der Abend wird ruhig, wir sind die einzigen, die sich auf dem großen Stellplatz eingefunden haben, die nahe Straße verstummt über Nacht.
123 km gefahren, davon ca. 45 „unnütz“ wegen Gas-Fassen