Noch im Orcia-Tal
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Sonntag, 10. Januar 2010
Für heute ist gutes Wetter angesagt. Naja, was heisst gut, zumindest kein Regen. Wir müssen nochmals nach Monticchiello, um Andreas` Lieblingsmotiv, eine sich den Hang hinaufschlängelnde Straße, gesäumt von Zypressen zu fotografieren. Gestern war es schon zu dunkel und zu neblig, um ein richtig schönes Bild von diesem richtig schönen Stück Toskana zu machen. Also fahren wir am Vormittag los.
Ich wollte zu gerne nach Castiglione d'Orcia und dort in die Nähe der Ruine des Torre Aldebrandeschi. Mit zahlreichen Fotopausen fahren wir dorthin, finden auch einen Parkplatz im ruhigen, wie ausgestorben am Sonntagvormittag daliegenden Ort. Es gibt wunderschöne Aussichten zu bestaunen. Der Turm ist leider weitläufig eingezäunt und nicht zugänglich. Im Reiseführer steht irgendwas von baufällig und renovierungsbedürftig. Gut, das kann dann schon so sein.
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Dann gibt es dort in der Nähe noch einen zweiten Turm, einen Torre di Tentennano, der eine Außenstelle der Sieneser Museen ist. Also dorthin gefahren, war nur ca. eineinhalb Kilometer von unserem Parkplatz entfernt ist. Vor dem Aufstieg zum Turm hat man eine Bar hingesetzt, wie praktisch, dort nehmen wir doch schnell einen Café und ein Gebäckstück, Pasta genannt. Andreas, unser frankophiler Typ, stellt hocherfreut fest, dass die Besitzerin der Bar eine Französin ist. Es kommen auch mehrere Gäste zum Essen, es gibt „Spuntini“, also Imbisse.
Wir verlassen das Etablissement und gehen rechts vorbei einen gepflasterten schmalen Weg entlang, der nach einiger Zeit abwärts führt. Ich ahne Schlimmes – und auch Gutes – wir kommen in dem kleinen Dorf Rocca d'Orcia raus, das unterhalb des Turms am Hang hockt, sehr malerisch übrigens und aussichtsreich.
Ein ausnehmend hübsches Dörfchen übrigens, mit mindestens 2 Bars/Ristoranti und einem schönen Hotel, alles in Natursteinbauweise, alles sehr hübsch, ordentlich und sauber renoviert. Einen schönen Dorfplatz mit einer großen Zisterne gibt es, drumrum stehen die Häuser. Hier ist es sicher nett, im Sommer zu sitzen und sich mit den Leuten zu unterhalten!
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Wir sind begeistert und gehen weiter um den Hang herum, bis wir am Eingang zum Rocca di Tentennano kommen, unserem eigentlichen Ziel. Pech gehabt, es ist leider Mittagspause bis halb vier. Ach, das warten wir jetzt aber nicht ab – und sind in nicht mal 100 m weiter wieder an unserem Wohnmobil und an der Bar mit den netten Leuten angelangt, aber wir fahren weiter.
Durch Andreas' wegen seiner traumschönen toskanischen Landschaften heissgeliebtes Orciatal kommen wir nach Monticchiello. Wie soll es anders sein, es hat sich zugezogen. Nachdem wir aber Hunger haben und es schon nach eins ist, suchen wir uns einen ebenen Platz und machen Essen. Andreas sitzt am Fenster und schaut sehnsüchtig hinaus, abwechselnd über das Feld und zum Himmel. Just als ich das Essen auftragen will, ein Schrei. Jetzt würde gerade die Sonne kommen – sowas Blödes. Aber Kunst fordert ihren Tribut. Und – das Ergebnis lohnt sich. Eine halbe Stunde später können wir immer noch essen und tun das auch!
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Nachdem auch alles wieder verräumt ist, fahren wir schnurstracks gen Norden. Morgen steht auf unserem Besichtigungsprogramm Siena. Deswegen folgen wir der Hauptstraße über San Quirico nacch Nordwesten, verlassen das schöne Orcia-Tal auf der Suche nach einem Nächtigungsplatz, die um Siena nicht gerade dicht gesät sind. Außerdem haben wir noch unser Toiletten-Problem, dass wir möglichst einen SP mit der Möglichkeit, die Toilette zu leeren, haben sollten.
Andreas schlägt einfach „ins Blaue hinein“ den Ort Monteroni d'Arba vor. Da fahren wir von der ausgebauten Straße runter und hinein in den Ort. Ein langgezogenes Backsteindorf finden wir – an dessen Ende es rechts weg zu einem Parkplatz geht, der zwischen der Dorfstraße und der Schnellstraße liegt – und über eine Ver- und Entsorgungsmögichkeit verfügt. Da schau her! Wir sind ca. 15 km südlich von Siena entfernt – und fahren doch weiter.
In Siena angeommen fahren wir zunächst zum SP Il Fagiolone an der Via Pescaia. Dort steht kein einziges Wohnmobil. Kein Wunder, dieser Platz kostet IMMER, egal, ob man eine oder maximal 24 Stunden steht, 20 Euro. Ausserdem ist es dort sehr laut. Also suchen wir uns den anderen Platz aus, genannt „Palasport“. Dort dasselbe. Kein Wohnmobil und das Parken und Stehen kostet dort auch schlappe 20 Euro. Auch ziemlich viel Verkehr drumrum und noch um einiges dunkler und zwielichtiger als auf dem ersten Platz.
Darauf haben wir nun überhaupt keine Lust und ich werfe einen meiner toskanischen Lieblingsorte, die kleine Festung Monteriggioni, ca. 15 km nordwestlich von Siena, in die Waagschale. Nach Erwägung hin und her fahren wir dorthin. Es ist schon länger her, dass ich zuletzt da war und bin über die angelegte Parksituation erstaunt.
Oben an den Parkplätzen, die von 8 bis 20 Uhr gebührenpflichtig sind, gibt es sogar ein Toilettenhaus. Unten, wo wir früher immer standen, stehen die Abfallbehälter und es ist schmutziger Untergrund. Also bleiben wir oben, parken ein, gehen ein erstes Mal die wenigen Meter bis hinauf und beschließen, heute abend in die dortige Osteria zum Essen zu gehen. Um 20 Uhr sitzen wir dort mit gewetzten Messern und staunen nicht schlecht, dass das Lokal fast voll ist, obwohl die wenigen Gässchen menschenleer waren. Trüffelnudeln und Wildschwein samt Rotem aus Monteriggioni munden vortrefflich. Die Nacht wird ruhig.
108 km gefahren