Einen bebilderten Reisebericht will ich gar nicht erst versuchen, das können andere viel besser. Aber ein paar unserer Erfahrungen teile ich gern, während Petra gerade mit Knoblauchzehen kämpft, um eine ihrer legendären Saucen für die Tortellini zu zelebrieren.
Also: Schottland ist immer noch ein ganz besonderes Reiseziel, auch nachdem wir hier schon öfter waren, haben wir viel faszinierendes und begeisterndes erlebt. Ich will nichts ins negative ziehen, dennoch muß man sagen, daß es hier gegenüber früherer Jahre unverhältnismäßig viel voller geworden ist, was den Tourismus angeht. Aus einem Landesforum weiß ich, daß die Locals hier nicht mehr so uneingeschränkt begeistert sind über Tourismus und auch Womos. Ich kann das verstehen, jedenfalls was die Touristenhochburgen anbelangt.
Wir näherten uns z. B. von Süden her Durness im Norden und fanden am Ortsausgang ein fußballfeldgroßes Gelände mit Imbißbuden und Jahrmarktcharakter. Mir war bis dahin nicht bekannt, wie erfolgreich die Vermarktung der NC 500 (Northcoast) verläuft, einer Aneinanderreihung von Straßen entlang der Nordküste, die es schon viel länger gibt als diesen modernen Namen dafür. Der große "Zirkusplatz" entpuppte sich alsbald als der Parkplatz von Smoo Cave, einer ehemaligen kleinen Schmugglerhöhle ganz in der Nähe, die mal eine gemütliche nette Sehenswürdigkeit gewesen ist. Heute parken dort und an der Fahrbahn gefühlt gut 100 Fahrzeuge und ebenso viele Touristen stehen Schlange, um zur Höhle zu gelangen. Mich hat diese Vervielfältigung der Touristenanzahl schon erschreckt.
Dazu kommt eine unübersehbare Schwemme britischer Mietmobile (durch große Aufkleber leicht zu erkennen), so viel anteilige Mietmobile hab ich noch nirgendwo gesehen, so jedes zweite bis dritte ist eines. Nicht jeder kann so ein Ding gescheit bewegen und mit den Abmaßen umgehen. So durften wir alsbald im Begegnungsverkehr mit einem jungen dynamischen Mietwomofahrer unter großem Getöse Abschied nehmen von unserem Beifahrer- Außenspiegel. Gott sei Dank hat der Jeck nur den Spiegel und nicht mehr erwischt.
Ehemals gemütliche, verträumte Orte wie Lochinver, Helmsdale und viele andere mehr zeigten sich diesmal (in der Nebensaison Ende Mai, Anfang Juni) übervölkert und gnadenlos vollgeparkt. Wo vor sieben Jahren zwei oder drei Mobile an geduldeten Plätzen standen, wird heute die Kapazität der Parkplätze voll ausgereizt.
Wir entkamen recht schnell in touristisch weniger überlaufene und erschlossene Gefilde. Es gibt sie schon noch, die ruhigen Ecken in Schottland, so wie wir es lieben. Man muß sie nur finden und tut das oft da, wo man es gar nicht vermuten will. Also bloß nicht zur NC 500, zum Loch Ness oder den anderen hochgelobten "Sehenswürdigkeiten", es gibt so viel mehr richtig schönes und nicht so volles, was sich zu sehen/ zu erleben lohnt. Und darum kommen wir auch gern hierher zurück.Statistik: Verfasst von Kutscher Fred — Sa 11. Jun 2022, 15:23
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