Gut, Camperfan, ich will einmal den Anfang machen und ein Beispiel zeigen,
allerdings nicht zur Bild-NACH-Bearbeitung, sondern ich möchte zeigen, weshalb ich photographieren im JPEG Mode weniger mag.
Fangen wir nochmals beim Sensor an.
Ein hochwertiger Sensor ist in der Lage, die Helligkeitswerte eines Bildes mit 14 Bit Auflösung zu erkennen. Was bedeutet das?
14 Bit bedeutet 2hoch14, ausgerechnet ist das 16384.
Also kann der Chip den Bereich von Weiß bis Schwarz in ca. 16000 Stufen aufzeichnen!
Damit haben wir ein Problem, den der Farbraum, der für die Wiedergabe auf dem Bildschirm oder dem Drucker verwendet wird, benutzt für die Darstellung der Grauwerte nur 8 Bit, das sind nur 256 verschiedene Werte.
Im Klartext: Der Bildschirm kann in etwa nur 1.5% der vom Chip angebotenen Helligkeitswerte anzeigen!
Jetzt stellt sich unweigerlich die Frage, welche 98.5% an Helligkeitswerten die Automatik der Kamera beim Erstellen eines JPEG Bildes verwerfen soll?
Die Programmierer der Kamera-Firmware haben sicherlich gute Arbeit geleistet, im Durchschnitt, mit durchschnittlichen Motiven, dürfte unser Auge mit dem Ergebnis zufrieden sein.
Aber, ist das Bild die Realität? Nein, es ist 1.5% der Realität, jede andere der 64 anderen 1.5% sind es ebenfalls.
Photograhiert man im RAW Modus, kann man beim Umrechnen auf die 8-Bit Werte (RGB) selbst entscheiden, welcher Ausschnitt aus dem Angebot des Chips genutzt wird, damit mogelt man nicht, man wählt nur anders aus, als es die Automatik tun würde.
So lassen sich zum Beispiel helle, im JPEG Bild weiß ausgefressene Löcher in in eine Vielzahl feiner Grauabstufungen umwandeln, oder in Schwärze abgesoffene Schatten offenbaren bei richtiger Auswahl eine ungeahnte Detailvielfalt.
Nichts dabei ist gemogelt, all diese Information ist in dem Bild drin, und um sie sichtbar zu machen, wird kein Bildbearbeitungsprogramm verwendet!
Die Auswahl geschieht über Einstellung beim Arbeiten mit dem RAW Konverter, welcher den Chip "versteht" und vom Kamerahersteller auf einer CD mitgeliefert wird.
Besonder augenfällig wird die ganze Problematik bei nicht durchschnittlichen Lichtsituationen, z.B. bei Gegenlicht mit tiefen Schatten.
Beispiel:
http://wittwar.smugmug.com/photos/622153437_UFcMs-O.jpg
Dieses Bild zeigt die für Gegenlichtaufnahmen typische Problematik, wie sie die Automatik erstellt: Helle Reflektionen und dunkle Schatten.
Ich habe aus diesem Bild 2 Ausschnitte gewählt.
1) Die durch unzählige Schritte blank polierten Pflastersteine
Im Original blieben für das glänzende Pflaster von den 256 Möglichen nur wenig über, dadurch wirken diese sehr flach.
Im gewählten Ausschnitt habe ich alle 256 darstellbaren Werte genutzt, im Bild ist die hellste Stelle Weiß, die dunkelste ist schwarz.
Dadurch wirken diese Steine viel plastischer.
http://wittwar.smugmug.com/photos/622153717_mYE2B-L.jpg
Und wieder die Frage, ist das Real? Zumindest ist es das, was wir sehen. Unser Auge mittelt auch nicht über den kompletten Sichtkreis, sondern stellt sich auf den fokusierten Bereich ein.
2) Die Mauer im dunklen Schatten, rechts unten im Bild
Auch hier blieben für die Darstellung der Schatten nur wenige Helligkeitswerte übrig.
Im vergrößerten Ausschnitt wurde, wie im Beispiel 1), die hellste Stelle als Weiß und die dunkelste als Schwarz dargestellt.
Unglaublich, was der Chip alles an Information über das Bild enthält!
http://wittwar.smugmug.com/photos/622153932_yPz7q-O.jpg
Auch diese Sicht entspricht der Realität, unser Auge stellt sich auf Schatten ein, wir können die Blumen, die unterschiedlichen Rottöne sehen.
Unser Auge beherrscht den Trick, daß es sich dynamisch auf den Ausschnitt einstellt, den wir gerade betrachten.
Die Technik (Chip, Bildschrim) kann das nicht, hier wird einmal festgelegt, wie die Helligkeitswerte verteilt werden und das muß dann für das ganze Bild gut sein, nicht nur den betrachteten Ausschnitt.
Wie sieht die Lösung aus, für dieses Dilemma?
Wenn das Bild so wichtig ist, daß es die Arbeit rechtfertigt, muß der dynamische Prozess des Auges nachvollzogen werden, d.h. wir benötigen die richte Helligkeitsverteilung für helle, sowie für dunkle Bildpartien und müßen die Einzelresultate später zusammenfügen.
Hier ist ein Beispiel, welches zeigt, dass ohne NACH-Bearbeitung, also nur durch richtiges Umwandeln ein Bild enstehen kann, welches dem Seheindruck in freier Wildbahn deutlich näher kommt, als der von der Automatik produzierte "Nicht heiß nicht kalt" Mittelwert.
(Bemerkung: Ich habe mir nicht viel Zeit für dieses Bild genommen, es soll nur als Beispiel den Text illustrieren und ist sicher nicht technisch perfekt )
http://wittwar.smugmug.com/photos/62218 ... eWy-XL.jpg
EDIT: Zum besseren Vergleich hier nochmals das Original
http://wittwar.smugmug.com/photos/622153437_UFcMs-O.jpg
Gruß
Waschbaer